A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Gemeinschaftserlebnis inklusive

 
     
 
Wie in den vorausgegangenen hat der Pastor in Scharnebeck Fryderyk Tegler auch in diesem Jahr eine Reise in seine ostdeutsche Heimat angeboten. Die wie gewohnt von ihm und Brigitte Jaschik aus Adendorf geleitete Masurenfahrt stand unter dem Motto „Das Alte sehen, Neues entdecken und Brücken der Freundschaft bauen“.

Ein umfangreiches Programm erwartete die 46 Teilnehmer, ausgearbeitet von den Organisatoren, die sie in die wunderbare masurische Seenlandschaft entführt haben. Für einige Teilnehmer stand das Wiedersehen der Heimat nach vielen Jahren der Trennung im Vordergrund, für andere die Kontaktaufnahme mit den jetzt dort Lebenden. Aber auch einige Wiederholer waren dabei – immerhin findet diese Reise seit über zwei Jahrzehnten Jahr für Jahr statt. Ein 85jähriger pensionierter Bankdirektor aus Hamburg war bereits das elfte Mal mit dabei.

Die Unterkunft in Teglers Heimatstadt Sensburg, das gastfreundliche Hotel „Oscar-Panoramic“, wunderschön im Wald und direkt am Schloßsee gelegen, verwöhnte die Reisenden mit bester polnischer Küche und großen, sauberen Zimmern. Hier stand die Reisegruppe ab sofort unter der Betreuung durch die dortige Stadtdirektorin Jadwiga Osiecka und deren Ehemann, den Landtagsabgeordneten Julian Osiecki. Beide sind langjährige treue Freunde der Organisatoren.

Bei bestem Wetter lernten
die Reiseteilnehmer nun Land und Leute kennen. Sie besuchten unter anderem Heilige Linde, Nikolaiken, Kruttinnen, Rhein, Allenstein, Lyck, Lötzen, Osterode, Hohenstein und Rastenburg sowie die Wolfsschanze als Symbol des deutschen Widerstandes vom 20. Juli 1944. Sie besuchten Ruinen einst prächtiger Schlösser und tranken Kaffee im gut erhaltenen Schloß Loßainen. Sie sahen schmucke Kirchen ohne Gemeindeglieder und frisch renovierte Kirchen mit lebendigem Gemeindeleben. Sie feierten Gottesdienste und Andachten in evangelischen und katholischen Kirchen, hörten Orgelkonzerte in der Wallfahrtskirche von Heiligelinde und der Kathedrale von Oliva. Auch Naturliebhaber kamen auf ihre Kosten, unter anderem durch Wanderungen in der Johannisburger Heide, Kutschfahrten, Fahrten mit dem Schiff auf den masurischen Seen und dem Oberländischen Kanal sowie eine Stakerfahrt auf der romantischen Kruttinna, aber auch durch Besuche des Wildparks und des masurischen Garten Eden am Beldahn-See.

Kunsthistorische Akzente wurden gesetzt durch die Besuche und Besichtigungen der Altstadt von Allenstein einschließlich dessen Burg und Kathedrale sowie der mittelalterlichen Stadt Rößel mit deren Kreuzritterburg und der gewaltigen Peter-und-Paul-Kirche, aber auch durch eine Dichterlesung im Geburtshaus von Ernst Wiechert in Kleinort.

Der Pflege der Vergangenheit waren Besuche von Massengräbern von Opfern der Flucht und Vertreibung (Januar 1945), des Soldatenfriedhofs Jägerhöhe bei Angerburg für Opfer des Ersten Weltkrieges sowie des sogenannten Golgatha Ostdeutschlands, des erst 2003 eingeweihten Friedhofs für 25000 Gefallene des Zweiten Weltkriegs, gewidmet.

Bewegend waren die Begegnungen mit den Mitgliedern der deutschen evangelischen Restgemeinde, die ihre Gäste zur Kaffeetafel und gemeinsamer Andacht einluden. Die Gespräche und ausgetauschten Erinnerungen werden noch lange nachwirken. Viel zu schnell verflog die Zeit. Über Marienburg, Danzig, Kolberg und Stettin ging es wieder heimwärts.

Die Fahrt hatte viele und ganz unterschiedliche Höhepunkte. Neben den Sehenswürdigkeiten in den diversen masurischen Städten und Orten waren die persönlichen Kontakte das Wichtigste bei dieser Fahrt. Begonnen hat alles schon beim ersten Abend in Gniesen, zu dem die Freunde der Scharnebecker Partnergemeinde Markstädt, Kreis Wongrowitz eingeladen wurden. Nach einem schmackhaften Abendessen und fröhlichem Beisammensein bei Tanz und Musik schaute man sich das Fußballspiel Deutschland–Polen an. Aber nachdem die Deutschen gewonnen hatten, mußten die Deutschen ihre polnischen Freunde herzlich und tatkräftig trösten, da man wahre Freunde nur in der Not erkennt – wie es ein Sprichwort sagt.

In Sensburg angekommen, übergaben die Deutschen der Leiterin des Waisenhauses für behinderte Kinder selbstgestrickte Handschuhe, Schals und Socken. Eine weitere Begegnung fand mit Kindern aus Tschernobyl statt, mit denen eine schöne Morgenandacht in der alten Dorfkirche zu Sorquitten gefeiert wurde. Die kleinen Kleinrussen wurden mit Süßigkeiten und kleinen Andenken beschenkt, welche Adendorfer und Lüneburger Firmen gesponsert hatten. Eine andere bewegende Begegnung fand in Nikolaiken statt, als nach einem Gottesdienst das dortige evangelische Alten- und Pflegeheim „Die Arche“ besucht wurde. Auch dessen Bewohner wurden beschenkt. Außer gezielter Unterstützung der einen oder anderen Kirchengemeinde hat die Gruppe der Masurenfahrer auch einzelne Patenschaften wie beispielsweise über die alleinerziehende Mutter Malgorzata O. mit ihrem Sohn Jakob übernommen. Ein anderes Beispiel sozialen Engagements ist die Betreuung sozial schwacher und kinderreicher Familien. Als letztes Beispiel sei die Einladung der 17jährigen Edyta Ulazka nach Adendorf genannt, wo sie bei der Familie der Reiseleiterin Brigitte Jaschik ihre Ferien verbringen und dabei Deutsch lernen kann.

Als die Reisegruppe nach langer Fahrt nach Hause zurückgekommen war, hatte sich im Bus eine Gemeinschaft gebildet, die, obwohl fast aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland zusammengewürfelt, doch durch gemeinsames Erleben, gemeinsame Interessen sowie viele intensive Gespräche, Lieder und Gebete zusammengewachsen war.

Im nächsten Jahr, vom 13. bis 24. Juni, werden wohl abermals Wiederholer dabei sein. Und wer Interesse an einer Masurenfahrt hat, kann sich mit Brigitte Jaschik, Telefon (0 41 31) 18 82 02, oder mit Pastor Tegler, Telefon (0 41 36) 91 05 73, in Verbindung setzen.

Wer aber nicht bis zum nächsten Jahr warten will, der kann der herzlichen Einladung der Reiseorganisatoren zu einem sogenannten Masurengottesdienst am Sonntag, dem 6. August, ab 10 Uhr in die St. Marienkirche nach Scharnebeck folgen. F. T.

Schlußsegen in der Kirche von Nikolaiken: Pastor Fryderyk Tegler (links) und der ortsansässige Pfarrer Francziszek Czudek

Auf einer der geneigten Ebenen des Oberländischen Kanals
 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Für Sie entdeckt

Museum für das Werk einer großen Frau

Ostpreußisches Landesmuseum

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv