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Als Sozialdemokrat ist Proske sicher nicht dem linken Lager zuzurechnen. Ihm kommt das Verdienst zu, mit Akribie die zahlreichen Verfälschungen aufgedeckt zu haben, mit denen die Kriegsgeneration diffamiert werden sollte. Seine erste Streitschrift "Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken" wurde weitgehend totgeschwiegen. Daß er trotz aller Anfeindungen in seinem Bemühen um die historische Wahrheit nicht kapitulierte, ist ihm hoch anzurechnen. Seine Streitschrift dient nicht billiger Apologie. Er bestreitet keineswegs, daß es in der Wehrmacht Verbrechen gegeben hat. Aber wenn nach sorgfältigen Ermittlungen etwa 6 000 Soldaten der verschiedenen Dienstgrade in Verbrechen verstrickt waren, so machen sie so bedauerlich und unentschuldbar jedes einzelne Verbrechen ist eben nicht die Wehrmacht aus. Proske gibt die Soldaten der Wehrmacht mit 18 Millionen an. Realistischere Berechnungen sprechen von 15 Millionen. Eine genaue Zahl vermag niemand anzugeben. Man bedenke aber, wie viele Verbrechen in einer zivilen Gesellschaft begangen werden. Man schaue sich einmal die Kriminalstatistiken an!
Bisher war die Wehrmachtsausstellung ein "undiskutierbarer Fehlschlag, politisch ein unglaublicher Erfolg". Immerhin hat inzwischen der Präsident des Bundesarchivs, der noch 1997 den weitgehend verfälschenden Bildern das "Gütesiegel der Echtheit" verliehen hatte, zwei Jahre später die Überarbeitung der Ausstellung begrüßt. Er halte es "für den richtigen Weg, sich mit fachlich fundierter Kritik auseinanderzusetzen" ("Die Welt", 30. Oktober 99). Es war den ausländischen Historikern Bogdan Musial und Krisztián Ungváry zu verdanken, daß sie schwerwiegende unerhörte Manipulationen und Verfälschungen nachweisen konnten. Sie bestätigten die Behauptung Proskes, daß es sich bei der Ausstellung um vorsätzliche Verunglimpfung der Wehrmacht im Stil der Agitprop handelt. Allenfalls 10 Prozent der bisher über 801 überprüften Fotos und ihrer Begleittexte zeigen unzweifelhaft Verbrechen von Soldaten der Wehrmacht.
Um so beschämender war die Reaktion der Befürworter der Ausstellung. Mit an erster Stelle der Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts und des Münchner Oberbürgermeisters.
Die Kapitel "Vom Pazifismus zur Kritischen Theorie", "Die Strategie des Generationsaufstandes" und "Die Durchdringung der Gesellschaft" sind zwar keine leichte Lektüre, vermitteln aber einen Eindruck in die eigentlichen Hintergründe der von den Linken favorisierten Wehrmachtausstellung. "Die Anmerkungen zur Indoktrination der Bundeswehr" dürften ganz besonders den wissenschaftlich nicht so interessierten Leser fesseln. Proske untersucht die regelmäßigen Veröffentlichungen "Truppenpraxis/Wehrausbildung" und die "Information für die Truppe". Im März 1990 eröffnete die "Truppenpraxis" mit dem Artikel "Wie hältst Dus mit der Wehrmacht?" "mit einem Paukenschlag die Kampagne der Bundeswehrzeitschriften gegen die Wehrmacht". In ihm geht es um unbestreitbar verbrecherische Befehle dreier hoher Generale (Generaloberst Hoth, die Generalfeldmarschälle v. Reichenau und v. Manstein). Zu Recht schreibt Proske: "Diese Offiziere der Wehrmacht haben mit solchen Befehlen [harte Sühne an den Juden, Anm. d. V.] untilgbare Schuld auf sich geladen
" Leider hat sich das deutsche Offizierskorps aus falsch verstandener Kameradschaft nicht deutlich und entschieden genug von den Verbrechen und Verbrechern aus den eigenen Reihen distanziert.
In seinem Buch "Verlorene Siege" behauptet Manstein, "das Recht zur Gehorsamsverweigerung existiert für einen Soldaten nicht". Diese Schutzbehauptung ist für einen Mann seines Ranges unwürdig. Natürlich wußte er, daß § 47 des Militärstrafgesetzbuches die Ausführung eines Befehls mit Strafe bedrohte, wenn dadurch ein Strafgesetz verletzt wurde. Mit Proske sei noch einmal unmißverständlich festgestellt: Von Soldaten aller Dienstgrade wurden Verstöße gegen geltendes Recht, selbst schwerste Verbrechen begangen. Aber es war eben nicht die Wehrmacht. Der Erlaß des russischen Präsidenten vom 18. Oktober 1991 zur Überprüfung sowjetischer Urteile über deutsche Kriegsgefangene bestätigt, was Bundeskanzler Adenauer am 6. April 1951 im Bundestag erklärte: "Der Prozentsatz derjenigen, die wirklich schuldig sind, ist so außerordentlich klein, daß damit der Ehre der früheren deutschen Wehrmacht kein Abbruch geschieht."
Ernst Cramer, der als Jude 1938 in die USA entkommen konnte und sicher nicht faschismusverdächtig ist, faßte in der "Welt am Sonntag" vom 2. März 1997 in wenigen Worten zusammen, was Rüdiger Proske kenntnisreich und wissenschaftlich korrekt belegt: "Viele einzelne sind schuldig geworden. Das gilt für die Führung ebenso wie für die Truppe
die meisten aber blieben persönlich sauber. Man kann ihnen nicht zum Vorwurf machen, daß sie einem verbrecherischen System dienen mußten." Pater Lothar Groppe SJ
Rüdiger Proske, Wider den liederlichen Umgang mit der Wahrheit: Anmerkungen zu einer umstrittenen Ausstellung, v. Hase & Koehler Verlag 1999, 144 S., 25 Mark und vom selben Autor: Vom Marsch durch die Institutionen zum Krieg gegen die Wehrmacht, v. Hase & Koehler Verlag 1997, 206 S., 29,80 Mark.
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