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Ein Held, so weiß es das Wörterbuch, ist ein "freier Mann, der Hervorragendes zu leisten weiß". Natürlich wird er gerne im militärische Bereich angesiedelt, obschon es gewiß auch heldenhaft war, etwa nach de Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, sich freiwillig zur Bändigung des außer Kontroll geratenen Reaktors zu melden, den sicheren späteren Strahlentod vor Augen. Ei Kriegsberichterstatter aus dem Zweiten Weltkrieg erzählt, wie junge Soldaten de Deutschen Wehrmacht, Bauernburschen aus Südtirol, durch feindliche Linien schlichen, u blökenden Kühen die schon schmerzenden Euter abzumelken. Dafür gab es keine Orden keinen Sonderurlaub das stillere Heldentum lebt ohnehin nur aus sich selbst.
Von jenem stillen Heldentum wurde wohl auch die Französin Marie Bowmann, Dozentin a einer Hochschule in Ulm, erfaßt, als sie bei ihren deutschen Studenten ein beängstigende Abstinenz in Sachen eigener Geschichte ausmachte. Anlaß stiftete ein Zufallsfrage nach Manfred von Richthofen, das Ergebnis wurde schließlich ein Büchlei mit dem Titel "Auf der Suche nach dem deutschen Helden" (Gerhard Hess Verla Ulm/Donau).
Was nun die Französin mehr als irritierte: Von "200 Studenten wußten sechs, da er als Roter Baron bekannt war, fünf wußten, Richthofen war ein Flieger, dre vermuteten, er hatte im Ersten Weltkrieg gekämpft, und 59 kannten ihn aus den Comi Strips". Madame war "schockiert: hier war der erste Kampfflieger des Erste Weltkrieges, der fast total von seinem eigenen Volk vergessen wurde? Ein Unverschämtheit." Sie wollte sich damit nicht zufrieden geben und machte sich au die Spurensuche, befragte Kollegen, Busfahrer, Ärzte, Hausfrauen, Professoren.
Nur eine Sekretärin wußte Bescheid, die stammte sogar aus Schlesien, wie sie unkommentiert hinzufügte. Bücher fand sie nicht. Die Ulme Stadtbibliothek verneinte, ebenso die Buchhandlung, CD-Rom Fehlanzeige! Die "Chronik der Deutschen" (1223 Seiten, vier Kilogramm schwer) kein Wort Die junge Französin fragte bei ihren Studenten zurück: "Was sagt ihr? Er wurde vo den Nazis vergöttert? Sein Todestag, der 21. April, wurde als Fliegertag zelebriert? N und? Es ist immer noch kein Grund, ihn zu vergessen." Wer solche Fragen stellt un solche Schlußfolgerungen zu ziehen weiß, kommt bald an die schwärende Wunde de Deutsche. Marie Bowmann, beileibe keine Fachhistorikerin, versucht uns Deutsche zu eine Normalität zu überreden, die schlichtweg in der Notwendigkeit begründet liegt, nur s den Aufgaben der Zukunft gerecht werden zu können. Um dies zu erleichtern, verweist sie höchst subjektiv, auf die "schwarzen Löcher" der Weltgeschichte. "178 hatten wir eine Diktatur, aber am 14. Juli spielen wir die Marseillaise, statt uns übe die Opfer Gedanken zu machen. Die Amerikaner haben die Indianer vernichtet, die Spanie ganze Völker mit Krankheiten ausgerottet, die Russen u. a. die Ukrainer verhunger lassen, genau wie die Engländer mit den Iren; Sklaven wurden von Türken, Japanern Chinesen, Deutschen ausgenutzt und die in Israel, sie sind auch nicht besser: kein Vol ist unschuldig. Wehe dem, der auf uns einen Stein wirft!"
Das Beklemmende an ihren Feststellungen ist, daß ihr die Anomalie unseres Umgangs mit der eigenen Geschichte sofort in die Augen springt. Un das Lobenswerte, das stille Heldentum, daß sie kein neues "Testament Richelieu" draufgibt, kein "Immer daran denken, aber nie davon sprechen" gelten läßt sondern zur selbstbewußten Umkehr drängt. Daß "20jährige ihre eigene Geschicht nicht lernen wollen, sehe ich als furchtbaren Erfolg einer gemeinen Diktatur an".
Doch was soll der gemeine Michel tun, wenn ein Bundeskanzler Schröder äußert "Jeder unserer EU-Partner darf nationale Interessen deutlich vertreten, nur wi Deutschen dürfen das anscheinend nicht. Ich verstehe das, denn hierfür gibt e wesentliche historische Ursachen, die man nicht verdrängen darf, die auch weiter unser Politik beeinflussen müssen ..." Müssen? Marie Bowmann, |
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