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Der Kulturkampf geht weiter. Die Hetzkampagne gegen Buttiglione war nur die erste Etappe. Aber es ist ein Kulturkampf mit zwei Fronten. An der ersten, sozusagen der Heimatfront, stehen die Bataillone der Beliebigkeit, die Jünger des Pilatus, die keine Wahrheit anerkennen wollen, dem Häuflein derjenigen gegenüber, die eine Ordnung in der Natur des Menschen sehen und damit auch einen Schöpfer dieser Natur. An der anderen Front lauern die Gefahren des Terrors, die immer mehr Europäer mit dem Islam identifizieren. Hier hat nun der starke Mann in Frankreich, Nicolas Sarkozy, eine Begradigung vorgenommen. In seinem jetzt erschienenen Interview-Buch "Die Republik, die Religionen und die Hoffnung" zeigt er einen Weg, wie Europa in diesem Kulturkampf bestehen könnte.
Sarkozy will die strikte Neutral ität des Staates, den religionsfeindlichen Laizismus, aufbrechen. Der Staat soll Kultbauten - Kirchen und Moscheen - finanzieren können, was er nach dem Gesetz von 1905 nicht kann. Das wäre besser als eine Finanzierung von außen, sprich von Saudi-Arabien, mit den entsprechenden Auflagen eines radikalen Islam.
Der ehemalige Innenminister mag dabei auch an eine bessere Kontrollierbarkeit denken, jedenfalls wären die großen Moscheen leichter zu kontrollieren als die unzähligen kleinen Räume und Garagen, in denen sich heute die radikalen Islamisten treffen. Sarkozy glaubt an einen "französischen Islam" und fordert die islamischen Führer in Frankreich auf, dafür Sorge zu tragen, daß der Unterricht islamischer Lehrer mit den Grundsätzen der Republik vereinbar ist.
Ähnlich wie es der Westen vor 30 Jahren im sogenannten Helsinki-Prozeß mit dem Kommunismus tat, will Sarkozy den radikal-islamistischen Ideologen mit ihren Welteroberungsgelüsten die Spitze abbrechen, indem er die Religion den Menschenrechten und damit der Freiheit unterordnet.
Ob diese Integrationsstrategie gelingt, ist natürlich eine Frage, die sich zuallererst an die Muslime richtet. Zwar räumt jede Religion - auch das Christentum - der Wahrheit den Vorrang vor der Freiheit ein, "die Wahrheit wird euch frei machen", heißt es bei Paulus, aber anders als der radikale Islam versuchen selbst fundamentalistische Christen heute eine Bekehrung oder Mission nur mit der Überzeugungskraft der Argumente, ohne Waffengewalt, und schließen in die Menschenrechte selbstverständlich auch die Frau ein.
Sarkozy selbst bekennt sich klar "zur katholischen Kultur, Tradition und Konfession", ohne sich allerdings als regelmäßig praktizierender Katholik zu definieren. Ihm geht es um die kulturelle Identität Frankreichs und Europas. In ihr habe der Islam einen Platz, wenn und soweit er sich integriere. Diesen Platz kann man ihm unter diesen Bedingungen in der Tat nicht absprechen.
Eher sollte man sich fragen, ob die Nicht-Gläubigen mit ihrer Intoleranz in das künftige Europa gehören. Denn ihre Meinungsdiktatur, die in der Hetzkampagne gegen Buttiglione offen zum Ausdruck kam, paßt nicht in ein Europa gleichberechtigter Bürger. Die Kirchenhasser in Straßburg werden auch mit Sarkozy und seiner eigentlich alten Menschenrechtsdoktrin ihre Probleme bekommen. Martine Le Noxaïc
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