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Kronschatz deutscher Kultur

 
     
 
Am 14. April 1945 zerstörte ein britischer Bombenangriff die Potsdamer Innenstadt mitsamt dem Schloß. Am 3. Februar war bereits das Berliner Stadtschloß beim US-Großangriff auf das Zentrum der Reichshauptstadt schwer getroffen worden, ebenso das Schloß Monbijou. Monbijou ist auf immer verloren, und ob die beiden Residenzschlösser
je wieder aufgebaut werden, erscheint erneut zweifelhaft, diesmal aus finanziellen Gründen. Trotz seiner Verluste sind die preußischen Schlösser und Gärten ein Kronschatz deutscher Kultur, mit den Anlagen von Potsdam-Sanssouci als dem berühmtesten Juwel. Man wundert sich, wieviel Interieur, Mobiliar, Kunst, Malerei und Porzellan über den Krieg gerettet werden konnte. Wie Friedhild-Andrea Anders in ihrer ausgezeichneten Studie "Schlösser in der Stunde Null" dargestellt hat, ist das vor allem den Bemühungen der preußischen Schlösserverwaltung und insbesondere ihrem langjährigen Direktor Ernst Gall (1888-1958) zu verdanken.

Nach der Revolution von 1918 unterstanden die Schlösser in Berlin und Potsdam der Kronverwaltung (ab 1923 Krongutverwaltung), die aus dem kaiserlich-königlichen Hofmarschallamt hervorgegangen war. Nachdem 1926 eine Vermögensregelung zwischen Preußen und dem ehemals regierenden Haus Hohenzollern abgeschlossen worden war, wurden sie der am 1. April 1927 gegründeten Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten unterstellt. Ihr Sitz befand sich bis zum Bombardement vom 3. Februar 1945 im Berliner Stadtschloß, danach in den Römischen Bädern von Sanssouci.

Schon lange vor Kriegsausbruch waren für die Schlösser Bergungs- und Schutzmaßnahmen ins Auge gefaßt worden. Staatlicherseits war dafür der 1933 gegründete Reichsluftschutzbund zuständig. Erhalten ist ein Brief an eine Angestellte der preußischen Schlösserverwaltung vom Oktober 1934, in dem sie aufgefordert wurde, sich einer Ausbildung zum Bodenwart zu unterziehen. Mitte der 30er Jahre wurde das Schlösserinventar klassifiziert, um eine Rangfolge für die Bergung im Kriegsfall festzulegen. Als großes Auslagerungsdepot waren die Gebäude im Schloßpark Babelsberg vorgesehen. Die staatlichen Maßnahmen waren aber völlig unzureichend. Daher erarbeitete Direktor Gall, der mit besorgter Aufmerksamkeit die Zuspitzung der internationalen Lage verfolgte, ein eigenes Konzept. Seine Anordnungen zeugen von Weitsicht und Entschlußkraft. Die verschiedenen Bibliotheken Friedrichs des Großen, insgesamt rund 4.000 Bände, wurden wohl schon 1938 in Kassetten aus Stahlblech verpackt. Probeauslagerungen wurden veranlaßt, um die im Ernstfall notwendige Transportkapazität zu ermitteln. So wurde im April 1939 eine Anzahl von Kunstgegenständen aus Schloß Charlottenburg nach Schloß Monbijou geschafft. Zunächst nahm man an, daß die Kellerräume der Schlösser genügend Schutz bieten würden, zumal die Reichshauptstadt mit einer schlagkräftigen Luftabwehr ausgestattet war. Doch das erwies sich bald als illusionär. Bereits 1940 gelang es der englischen Luftflotte, Bomben über Berlin abzuwerfen.

1941 wurden der Besichtigungs- und Museumsbetrieb eingestellt und mobile Kunstwerke soweit wie möglich ausgelagert. Die Potsdamer Kulturgüter kamen vor allem in das Depot im Babelsberger Park. Im Frühjahr 1941 wurden die Fenster und Fenstertüren des Schlosses Sanssouci und der Bildergalerie zum Schutz gegen Splitter vermauert. Dadurch war eine Belüftung kaum noch möglich, was zu einer starken Durchfeuchtung der Räume führte. Die Holzteile der Dächer wurden mit Feuerschutzmitteln imprägniert. Die Parkanlagen blieben bis Kriegsende zugänglich.
 
     
     
 
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