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Vor wenigen Wochen ist einer der letzten konservativen Buchverlage Deutschlands in neue Hände übergegangen - der 75jährige Dr. Herbert Fleißner hat seiner Tochter Brigitte Fleißner-Mikorey die Geschäftsführung des Herbig-Verlags übertragen. Damit soll aber, wie der Verleger bekräftigt, nicht plötzlich alles anders werden, sondern im Gegenteil sichergestellt sein, daß Langen Müller Herbig auf Kurs bleibt.
Für die Müncher Verlegerfamilie - auch Sohn Michael Fleißner ist in leitender Funktion im Unternehmen tätig - bedeutet "Kurs halten", weiterhin konservative und patriotisch e Inhalte in die Gesellschaft hinein zu transportieren.
Und für diesen Anspruch steht unter den aktuellen Neuerscheinungen vor allem eine: die "neuen Anmerkungen eines Patrioten", wie Langen Müller das jüngste Werk von Ferdinand Fürst von Bismarck mit dem titel "Setzen wir Deutschland wieder in den Sattel" ankündigt.
Hier stellt der Urenkel des "eisernen Kanzlers" eine Reihe von Thesen zur Diskussion, wie unser Land sich aus der gegenwärtigen Krise befreien könnte. Daß er sich dabei immer wieder auf den großen Preußen Otto von Bismarck beruft, ist fast schon selbstverständlich; Familientradition wird im Sachsenwald am Rande Hamburgs nach wie vor groß geschrieben.
Zusätzlich gewinnt das Buch noch dadurch, daß der heutige Chef des Hauses Bismarck es versteht, seine reichhaltigen Kenntnisse und Erfahrungen als Jurist, als internationaler Verwaltungsexperte (unter anderem bei europäischen Behörden in Brüssel) und als Verwalter der familieneigenen Forstbetriebe einzubringen. So spart der Fürst zwar nicht mit Kritik, läßt es aber nie dabei bewenden, sondern weist immer auch Wege, die aus der Krise führen können.
Eine weitere Neuerscheinung liegt Herbert Fleißner, wie er im Gespräch jmit der Preußischen allgemeinen Zeitung in seinem Münchner Büro betont, besonders am Herzen: "Schwenkitten 1945" von Alexander Solschenizyn. Eine dieser autobiografischen Erzählungen schildert die Offensive auf Orjel, die im Sommer 1943 der legendären Panzerschlacht im Kursker Bogen folgte, und die Rückkehr des Autors 52 Jahre später an den Ort der damaligen Geschehnisse, die Begegnungen mit Überlebenden, deren Schicksale, Hoffnungen und Enttäuschungen bis in unsere Tage.
Eine andere, ebenfalls autobiografische Erzählung spielt in den letzten Kriegs wochen in Ostdeutschland. Sachlich, geradezu kühl läßt Solschenizyn den Leser an seinem eigenen, höchst dramatischen Schicksal teilhaben, seiner Verhaftung durch sowjetische Geheimdienstschargen direkt von der ostdeutschen Front weg, dann die langen Jahre im Zwangsarbeitslager. Erst 1953 wurde der Schriftsteller aus der haft entlassen, 1957 formal rehabilitiert, 1970 mit dem Literaturnobelpreis geehrt. 1974 wiesen die Sowjetherrscher ihn aus - billie Rache für sein Buch "Archipel GULag" über das brutale Lagersystem des vorgeblichen "Arbeiter- und Bauernparadieses". Erst 1994, nach zwanzigjährigem Exil, überwiegend in den USA, kehrte er nach Rußland zurück, wo der inzwischen 86jährige heute zurückgezogen lebt.
Eine andere, ebenfalls autobiografische Erzählung spielt in den letzten Kriegswochen in Ostdeutschland. Sachlich, geradezu kühl läßt Solschenizyn den Leser an seinem eigenen, höchst dramatischen Schicksal teilhaben, seiner Verhaftung durch sowjetische Geheimdienstschergen direkt von der ostdeutschen Front weg, dann die langen Jahre im Zwangsarbeitslager. Erst 1953 wurde der Schriftsteller aus der Haft entlassen, 1957 formal rehabilitiert, 1970 mit dem Literaturnobelpreis geehrt. 1974 wiesen die Sowjetherrscher ihn aus - billige Rache für sein Buch "Archipel GULag" über das brutale Lagersystem des vorgeblichen "Arbeiter- und Bauernparadieses". Erst 1994, nach zwanzigjährigem Exil, überwiegend in den USA, kehrte er nach Rußland zurück, wo der inzwischen 86jährige heute zurückgezogen lebt.
Verleger Herbert Fleißner ist sichtlich stolz darauf, daß dieser bedeutende Autor ihm die Treue gehalten hat. Immerhin hatte er schon vor 35 Jahren erstmals ein Werk von Alexander Solschenizyn dem deutschen Leserpublikum präsentiert: "Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch" (das Werk erschien 2002 auch als Hörbuch). Daß ihm diese richtungweisende Veröffentlichung ein Jahr vor der Verleihung des Literaturnobelpreises an den Autor gelang, belegt wie kaum etwas anderes den verlegerischen Weitblick Fleißners.
Weitere Solschenizyn-Werke, die im Laufe der Jahre bei Langen Müller Herbig erschienen: "Gegen die Zensur" (1970), "Zwischenfall auf dem Bahnhof Kretschetowka" (1971), "August Neunzehnhundertvierzehn" (1971) und "Zweihundert Jahre zusammen. Die russisch-jüdische Geschichte 1795 - 1916" (2002) sowie der Folgeband "Die Juden in der Sowjetunion" (2003).
Ein weiterer Autor von Weltrang, auf den Fleißner zu Recht stolz ist: Ephraim Kishon. Anläßlich des achtzigsten Geburtstag des Satirikers legt Langen Müller jetzt eine Jubiläumsausgabe mit allen Romanen ("Der Fuchs im Hühnerstall", "Mein Kamm", "Der Glückspilz", 912 Seiten) vor. Nach "Alle Satiren" ist die Kishon-Werkausgabe damit komplett.
Lesenswert ist auch die bereits im Sommer herausgebrachte Biografie über Peter Ustinow "Ich glaube an den Ernst des Lebens". Die Autorin Felizitas von Schönborn, eine in der Schweiz lebende Österreicherin, hat sich bereits mit biografischen Werken über Astrid Lindgren, Margarete Mitscherlich und den Dalai Lama einen Namen gemacht.
Vielfalt der Autoren und der Themen - das gehörte immer mit zum Erfolgsrezept des Münchner Verlegers. Gelegentlich hat ihm das auch Tadel von der einen oder anderen Seite eingebracht: Einige Linke ärgerten sich über Bücher von Franz Schönhuber oder Rainer Zitelmann, einige Rechte über Autoren wie Willy Brandt oder Simon Wiesenthal.
Herbert Fleißner hat sich davon nie irritieren oder gar vom Kurs abbringen lassen. Und er ist sicher, daß er "sein Haus gut bestellt" hat. Der Generationswechsel, so scheint es, dürfte in diesem Falle vollauf gelungen zu sein. Nina Schulte
Dr. Herbert Fleißner leitet eine der größten Verlagsgruppen Deutschlands, die aus 28 Einzelverlagen bestehende Gruppe um die Buchverlage Langen Müller Herbig. Der 1928 in Eger im Sudetenland geborene Verleger gilt als letzter großer Konservativer seines Berufsstandes in Deutschland. Nach Flucht und Vertreibung besuchte er die Insbrucker Universität und studierte Jura. Den Grundstein zu seinem heutigen Verlagsimperium legte er 1952 mit der Gründung des Bogen Verlages in München. 1967 erwarb er den Langen Müller Verlag. 1984 schloß er sich mit den Buchverlagen des Axel-Springer-Verlages in Berlin zusammen, eine strategische Liaison, die bis 1996 andauerte. Fleißner ist Mitglied der Sudetendeutschen Freundeskreis sowie der konservativen sudetendeutschen Verbindung Witikobund. Sein Verlags- programm setzt bewußt Akzente im patriotischen und konservativen Segment.
Ferdinand Fürst von Bismarck: "Setzen wir Deutschland wieder in den Sattel", Langen Müller, München 2004, gebunden, 220 Seiten, 19,90 Euro (ISBN: 3784429599). Alexander Solschenizyn: "Schwenkitten 1945", Langen Müller, München 2004, gebunden, 180 Seiten, 19,90 Euro (ISBN: 3784429645).
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