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Legendäre Lange Kerls

 
     
 
Zwischen kurioser Folklore und Sinnbild für preußischen Militarismus bewegen sich heute die Ansichten über die legendären "Langen Kerls", die Elitetruppe Friedrich Wilhelms I., des Soldatenkönigs. Stattliche Zwei-Meter-Männer sollen es gewesen sein, die durch die hohen Grenadiermützen noch größer wirkten, mit roter Weste und Hose unter dem preußisch-blauen Rock und strahlend weißen Gamaschen. Klischee oder Mythos
, gar Maskerade? Was verbarg sich hinter der Legende der "Langen Kerls"? Wie groß waren sie wirklich? Und wurden sie zum Dienst gepreßt? Heute gibt es kaum noch zuverlässige Quellen, diese Fragen zu beantworten, da das preußische Heeresarchiv bei der Bombardierung Potsdams 1945 verlorenging.

Ein authentisches Bild von der Anwerbung der Soldaten, ihres Dienstes und des sozialen Milieus, in dem die Königsgrenadiere lebten, erhält man jedoch beim Studium der "Kabinettsminüten", einer chronologisch organisierten Sammlung von Abschriften aller Anweisungen, die täglich vom König im Kabinett eigenhändig verfaßt oder diktiert wurden. Jährlich waren es etwa 6000 Kabinettsordres. In der Zeit von 1728 bis zum Tod des Soldatenkönigs am 31. Mai 1740 hatte man schließlich 21 Bände gefüllt. Jürgen Kloosterhuis, Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, hat diese immense Quelle durchgeforstet und die Geschichte der legendären Langen Kerls dokumentiert. Eine Ausstellung im Schloß Königs Wusterhausen würdigte 2005 die Geschichte des Königsregiments. Jetzt hat das Geheime Staatsarchiv Preu-

ßischer Kulturbesitz eine CD mit dem Titel "Legendäre ,Lange Kerls " herausgegeben, auf der 32 ausgewählte Texte zu hören sind, die von "König Friedrich Wilhelm I." gesprochen von Harry Kühn, einem Kabinettssekretär (Sprecher Christian Rode) und einer Chronistin (Marina Behnke) vorgelesen werden (Länge etwa 77 Minuten, 15 Euro). Neben den Texten sind auch drei sogenannte "Dienststücke" wie die von Tambouren und Schwegelpfeifern gespielte "Vergatterung", der "Fahnenmarsch" und der "Grenadiermarsch" sowie der Regimentsmarsch des Königsregiments Nr. 6 zu hören. Bearbeitet und eingespielt wurden die Stücke von dem Ensemble Berlin Baroque unter der Leitung von Gerhard Oppelt.

Viel erfährt man durch die authentischen Berichte und Befehle sowie durch die begleitenden Texte über das Leben der Soldaten, aber auch über den preußischen Herrscher, der als Soldatenkönig und unnachsichtiger Vater in der Geschichtsschreibung nicht immer gut wegkommt. Friedrich Wilhelm I. war durchaus engagiert in der Gesundheitsfürsorge seiner Soldaten und zahlte den Gardisten Spitzenlöhne sowie Extravergütungen. Prügelstrafen nannte er barbarisch und betonte, daß "ein Soldat im Dienste ein Mensch ist". - Ein Hörbuch der Extraklasse und ein Hörvergnügen für Preußen-Fans.
 
     
     
 
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