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Terrorkrieg - Phase II

 
     
 
Es ist stiller geworden um Afghanistan, der Pulverdampf hat sich verzogen, jetzt ist die Zeit der Zahlmeister des Kriegs, und da sind vor allem die Europäer und Japaner gefordert. Aber wer glaubte, das sei es gewesen mit dem Terrorkrieg, die Amerikaner kümmerten sich jetzt um ihre lahmende Wirtschaft, der hat sich geirrt. Präsident Bush hat mit entschiedenen Worten die Fortsetzung verkündet und dafür eine ungewöhnlich hohe Anhebung des Militärbudget
s angekündigt. Jede Terrorgruppe mit „globaler Reichweite“ sei im Visier.

Das sind keine leeren Worte. Auf den Philippinen sind US-Elite-Soldaten bereits im Einsatz gegen die Banden des Abu Sayyaf, die mit bin Laden zusammenarbeiteten; im Jemen werden Al-Kaida-Mitglieder gejagt - übrigens mit Unterstützung der jemenitischen Regierung, deren Chef gerade in Washington einen Scheck über 400 Millionen Dollar für „Entwicklungshilfe“ abholte; und mit Blick auf Bagdad ist man sich einig, daß rechtzeitig vor den nächsten Wahlen die vor zehn Jahren begonnene Arbeit von Vater Bush vollendet werden soll.

Und Nahost? Das Schweigen Washingtons zu diesem Schwelbrand gerade unterhalb der Schwelle des offenen Krieges ist beredt. Hamas und Dschihad sind Terrorgruppen mit globaler Reichweite. Israelische Politiker rechnen neuerdings auch wieder die Fatah und die Al-Aksa-Brigaden von PLO-Chef Arafat dazu. Washington läßt die Israelis gewähren - auch wenn die Zivilbevölkerung darunter leidet. Wenn es dann gegen den Irak losgeht, sind diese palästinensischen Verbündeten von Saddam Hussein unter Kontrolle. Die Phase II des Terrorkriegs ist längst im Gang. Diesmal nur ohne mediales Feld- geschrei; das könnte die arabischen Ölpotentaten verstimmen.

Die Europäer täuschen sich auch, wenn sie glauben, eine andere israelische Regierung würde anders handeln. Israel wird derzeit von einer großen Koalition geführt, und auch Scharons Vorgänger Barak und Netanyahu äußern sich über Arafat denkbar skeptisch. Selbst Außenminister Peres, der mit Arafat den Nobelpreis erhielt, rückt den Palästinenserführer neuerdings in das Zwielicht des Terrorismus.

Unklar ist die Rolle Teherans. Während die Europäer, insbesondere die Deutschen, mit den Mullahs ins Geschäft kommen wollen, scheint die Annäherung zwischen Washington und Teheran vorerst wieder auf Eis gelegt zu sein. Es gibt Indizien, wonach etliche Al-Kaida-Leute nach Iran entkommen sind.

Die Amerikaner sind die Römer von heute. Und die Israelis, die soviel Wert auf ihre Unabhängigkeit legen, sind heute nolens volens die Legionen Washingtons in Nahost. Es führt kein Weg an der pax americana vorbei. In Europa halten manche 68er noch an den alten Klischees vom machtgierigen Amerikaner fest, der nur in Kategorien von Geld, Öl und Macht denke. Es gibt solche Amerikaner, es gibt solche Politiker aber auch in Europa. Außerdem: Die Alternative - ein islamistisches Terrorregime - ist auf jeden Fall schlimmer. Schon aufgrund ihrer selbstverschuldeten Machtlosigkeit können die Europäer eigentlich froh sein, daß die USA für Ruhe und Ordnung auf dem unruhigen Globus sorgen. Das ist, wie der 11. September gezeigt hat, auch das beste Mittel für die Konjunktur.

 
     
     
 
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