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Die Waffenlieferanten der Hisbollah

 
     
 
Zu den Phänomenen des Libanonkrieges, der laut der am Wochenende verabschiedeten UN-Resolution 1701 Anfang dieser Woche mit einem Waffenstillstand beendet werden soll, gehört zweifelsohne, daß die sieggewohnte israelische Armee mit der Hisbollah auf Milizen stieß, die nicht nur hochmotiviert sind, sondern auch hervorragend ausgebildet und bewaffnet. Bis zum vergangenen Wochenende sind mehr als 60 israelische Soldaten in den Kampfhandlungen gefallen, was in der arabisch
en Welt dazu geführt hat, daß der Mythos der Unbesiegbarkeit Israels zumindest brüchig geworden ist. Da militärische Kampfkraft immer auch mit einer entsprechenden Logistik zusammenhängt, steht die Frage im Raum, wie es die Hisbollah trotz des israelischen Dauerbombardements bewerkstelligen konnte, ihren Widerstand offensichtlich unvermindert weiter aufrechtzuerhalten. Dies gilt insbesondere für die Raketen, auf die die Hisbollah bis zum vergangenen Wochenende offensichtlich in großer Zahl zurückgreifen konnte. Westlichen Medien zufolge ist der Iran der Hauptlieferant für die Waffen der Hisbollah. Drehscheibe soll der Flughafen von Damaskus sein, von dem aus die Waffen über die Grenze geschmuggelt werden. Befehlszentrale der Hisbollah, so behaupten israelische Medien, sei die iranische Botschaft in Damaskus. Hier würden angeblich auch die Waffenlieferungen koordiniert. Die als „Hisbollah- Expertin“ geltende Professorin an der „American Lebanese University“ in Beirut Amal Saad- Ghorayeb erklärte in diesem Zusammenhang gegenüber dem Online-Magazin „Telepolis“: „Man kann davon ausgehen, daß der Iran alles aus seinen Waffenlagern (an die Hisbollah, d. V.) liefert, was man in Einzelteile zerlegen und in den Libanon transportieren kann.“ Zu dem Ziel der Israelis, die Hisbollah als Ganzes zu zerstören, äußerte sich die Professorin sehr skeptisch: „Die Hisbollah ist keine kleine Organisation, mit einem Mitgliederzentrum und verschiedenen Militärbasen, die man einfach zerstören könnte. Es ist eine Volksbewegung, die überall präsent ist.“ Waffen seien über das ganze Land verteilt und könnten jederzeit flexibel eingesetzt werden. Eine derartige Bewegung könne man nicht mit konventionellen militärischen Mitteln ausradieren. Insbesondere der Iran sei ein Faktor, den die Israelis unterschätzt hätten. Seit einiger Zeit gebe es laut Saad-Ghorayeb eine intensive Koordination zwischen Hamas, Hisbollah und dem Iran, wie sie vorher nie existiert habe. Dabei gehe es um gemeinsame Strategien, informelle Absprachen, militärische Ausbildung und natürlich auch um Nachschubwege für Waffen. Syrien hingegen sei nur das „Transitland“ für die Waffenlieferungen. Offiziell hat Syrien die Grenzen zum Libanon zwar geschlossen, was unter vielen Syrern, die mit der Hisbollah sympathisieren, zu Unmut geführt hat. Für den Hisbollah- Nachschub stellt diese Einschränkung aber wohl kein größeres Problem dar: So läuft der Waffennachschub nach einem Bericht von Boris Kalnoky für die Tageszeitung „Die Welt“ über diverse Schmugglerpfade, sprich: „über die Berge“, abseits der Hauptrouten. Von hier aus sollen auch syrische Freiwillige einsickern, die bei der Hisbollah mitkämpfen wollen. Über diese Routen wird offensichtlich alles das transportiert, was für die „asymmetrische Kriegführung“ gegen die israelischen Truppen benötigt wird, nämlich Panzerfäuste aus vorwiegend russischer Produktion, automatische Waffen, Handgranaten etc. Auch kurdische Waffenhändler sollen hier mitmischen, die Schmugglerpfade „durch die Türkei“ nutzen. Die Raketen, die aus dem Iran stammen, werden nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste in Einzelteile zerlegt und dann in den Libanon transportiert. Möglicherweise aber hat die Hisbollah, nachdem die letzten israelischen Truppen im Jahre 2000 aus dem Südlibanon abzogen, auch größere Waffendepots angelegt. Als Waffenhauptlieferanten für den Iran und Syrien gelten derzeit Rußland und China. Laut Kalnoky soll der Iran 72 Prozent seiner Rüstungsexporte mit Rußland abwickeln, die ein Volumen von etwa 2,5 Milliarden Euro haben sollen. Daß sich Rußland und China in dieser Frage bedeckt halten, liegt auf der Hand. Das russische Außenministerium hat erst am vorvergangenen Donnerstag laut der russischen Nachrichtenagentur „RIA Novosti“ einen Bericht dementieren lassen, daß moderne russische Panzerabwehrwaffen in den Libanon geliefert worden sein. Michail Kamynin, der amtliche Sprecher des russischen Außenministeriums, erklärte: „Solche Erfindungen rufen in Moskau Erstaunen hervor.“ Kamynin verwies weiter darauf, daß für diese Behauptung israelischer „Offizieller“ bisher keine Beweise vorgelegt worden seien. Wenn der Iran der Hauptwaffenlieferant für die Hisbollah ist, dann gilt dies im gleichen Maße für die Vereinigten Staaten im Hinblick auf Israel. Laut dem „Stockholmer International Peace Research Institute“ (SIPRI) stammten 82 Prozent der Waffenimporte Israels in den Jahren 1995 bis 2005 mit einem Volumen von knapp vier Milliarden Euro aus den USA. Diese haben Israel wohl auch bunkerbrechende Präzisionsbomben vom Typ GBU-28 („Bunker Buster“) geliefert, die abgereichertes Uran (DU: Depleted Uranium) enthalten sollen. DU-Munition ist hochgradig giftig und radioaktiv. Doug Rokke, Berater des US-Repräsentantenhauses und der Uno, hat Israel laut einem Bericht von Jürgen Cain Külbel für die Tageszeitung „Junge Welt“ beschuldigt, diese „international geächteten“ DU-Bomben eingesetzt zu haben. Libanesische Medien behaupten überdies, daß seitens der Israelis auch Streu-, Vakuum- und Phosophorbomben eingesetzt wurden und beziehen sich dabei auf entsprechende Befunde libanesischer Ärzte. Opfer der israelischen Luftangriffe waren vor allem Zivilisten; die militärische Schlagkraft der Hisbollah, das zeigen die Kämpfe vom vergangenen Wochenende noch einmal in aller Deutlichkeit, konnte kaum beeinträchtigt werden. Israel hat damit sein erklärtes Kriegsziel, nämlich die weitgehende Schwächung, wenn schon nicht die Vernichtung der Hisbollah, trotz aller Anstrengungen nicht erreichen können.
 
     
     
 
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