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Folgt man den unlängst veröffentlichten Statistiken, so entwickelte sich die wirtschaftliche Lage Lettlands im vergangenen Jahr äußerst positiv.
Demnach kam es 2002 zu einem sechsprozentigen Wachstum des Bruttoinlandsproduktes; zwei Drittel davon wurden im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, ein Drittel durch die Industrie. Die offizielle Arbeitslos enquote betrug 7,6 Prozent, was im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Rückgang bedeutete.
Ebenfalls günstig gestaltete sich der Außenhandel mit einem Exportanstieg von 11,5 Prozent. An der Spitze der ausgeführten Waren lagen Holzprodukte, Textilien, Chemikalien und Maschinen. Die Importe nahmen um 12,8 Prozent zu, wobei Maschinen, Ausrüstungen, Lebensmittel und Textilien dominierten.
Auch angesichts des bevorstehenden EU-Beitritts hat die Baltenrepublik ihre Außenwirtschaftsbeziehungen weitgehend auf die Mitgliedsstaaten der Eu-
ropäischen Union ausgerichtet. Mit diesen werden inzwischen über 60 Prozent des lettischen Handels abgewickelt, wobei die Bundesrepublik Deutschland mit einer Quote von 15,7 Prozent aller Ausfuhren der größte Partner ist (bei den Importen sind es 17,1 Prozent). Weitere wichtige ökonomische Partner sind Großbritannien, Schweden, Rußland, Finnland, Litauen, Dänemark und Estland.
Auch in bezug auf Inflation und Staatsverschuldung können sich die lettischen Statistiken sehen lassen. Die Geldentwertungsrate lag im letzten Jahr bei durchschnittlich 1,9 Prozent, das Budgetdefizit machte 2,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aus. Die Nationalwährung "Lats" wäre reif für eine Aufnahme in die europäische Wäh-
rungsunion, die für das Jahr 2005 erwartet wird.
Mittlerweile befinden sich 98 Prozent der Wirtschaft in Privathand. Die rasche Privatisierung ging einher mit der Einführung verschiedenster Elemente der sozialen Marktwirtschaft: Arbeitslosenunterstützung, Kündigungsschutz und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Darüber hinaus sind u. a. Mindestlöhne gewährleistet, wenngleich die Finanzierung solcher Absicherungen an ihre Grenzen stößt.
Dies beschwört ebenso neue Konflikte herauf wie das nach wie vor große Gefälle zwischen Stadt und Land und die schlecht entwickelte "Sozialpartnerschaft", also das Verhältnis zwischen Arbeit und Kapital. Josef Haas |
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