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In Danzig wurde im Gebäude des früheren Stockturms am Kohlmarkt ein Bernsteinmuseum Danzig feierlich eröffnet.
Das erste Bernsteinmuseum - das westpreußische Provinzmuseum - entstand in Danzig vor 300 Jahren. Es befand sich im Grünen Tor und verfügte nach jener in Königsberg über die zweitgrößte Bernsteinsammlung der Welt. Die Sammlung dieses Museums ging im Krieg verloren, einige wenige Stücke, die diese Zeit überdauerten, kann man heute im "Muzeum Ziemi" (Museum der Bodenschätze ) in Warschau besichtigen.
Seit Anfang der 90er Jahre bemühen sich die Danziger Juweliere um ein neues Bernsteinmuseum. In der Stadt gibt es 3000 Werkstätten und Bernsteingalerien, in denen einige tausend Menschen arbeiten. Die bernsteinverarbeitende Industrie blickt hier auf eine lange Tradition zurück. Es gibt wohl keinen anderen Ort auf der Welt, an dem ein so reichhaltiges Wissen über die Verarbeitung dieses Naturprodukts besteht.
Der ehemalige Folterturm wurde als Sitz für das Museum ausgewählt, da er als gut geschütztes Bauwerk einen idealen großen Safe abgibt. Dieses Jahr begannen die Umbauarbeiten am Gebäude. Um es für die neue Funktion umzustrukturieren, waren komplizierte technische Probleme zu lösen. So mußten beispielsweise die Ventilation, die Brandschutzeinrichtungen sowie die Sanitär- und Sicherheitsanlagen nach den Vorgaben des Denkmalschutzes erstellt werden.
Die Ausstellung besteht aus drei Teilen. Die Besichtigung beginnt im zweiten Stock, wo in multimedialer Form ein Bernsteinwald, wie er möglicherweise vor 40 Millionen Jahren ausgesehen hat, präsentiert wird. Dort kann man auch Inklusen besichtigen, das heißt in Bernstein eingeschlossene Pflanzen oder Tiere, bewundern.
Eine Etage höher wird der Besucher mit der Geschichte des Bernsteins im Gebrauch des Menschen vertraut gemacht. Dieser reicht über die Magie und andere Glaubensrituale bis hin zur Heilkunst. In diesem Bereich findet man zahlreiche Leihgaben anderer Museen. Hier ist auch ein bedeutender Teil der durch die Stadt Danzig käuflich erworbenen Sammlung des Münchner Bernsteinantiquars Georg Laue ausgestellt.
Darüber ist eine Sammlung von Danziger Bernsteinkunst zu bewundern, unter anderem das sogenannte "Ewige Kabinett", datiert "Danzig 28 Julius AD 1724", das von dem berühmten Danziger Bernsteinkünstler Johann Georg Zarenbach stammt. In der vierten Etage ist die Sammlung von Dorota und Lucjan Myrta aus Zoppot untergebracht. Es handelt sich hierbei um eine der weltweit größten Sammlungen von Bernsteinkunst, darunter eine 500 Kilogramm schwere, aus Bernstein angefertigte Schatzkiste. In der obersten Etage des Turms schließlich sind zeitgenössische Bernsteinarbeiten ausgestellt, darunter auch Gebrauchsgegenstände.
Während der Vernissage waren ausgesprochen wertvolle Leihgaben anderer Museen zu sehen, die speziell zu diesem Anlaß vom Vatikanmuseum, der Eremitage, der Bernsteinkammer in Carski Siol und dem Bernsteinmuseum in Königsberg zur Verfügung gestellt worden waren. Das Vatikanmuseum zeigte Schätze aus den Zeiten der Etrusker und des Römischen Reiches.
Im Danziger Einkaufszentrum Manhattan in Langfuhr nimmt das Bernsteinzentrum eine ganze Etage ein. Dort hält die Höhere Bernsteinschule seit Oktober Kurse zur Bernsteingewinnung sowie zum Entwurf und der Herstellung von Schmuck und Gebrauchsgegenständen ab. (KK) |
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