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Prager Rüpeleien - und Berlin schweigt

 
     
 
Zum Abschluß der Fernseh-Serie „Die große Flucht“ fand Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer wieder einmal eine willkommene Gelegenheit, den alten, fast schon krankhaften Haß des linksideologischen Flügels der Grünen auf alles, was mit Flucht und Vertreibung zu tun hat, zu artikulieren. Unbeirrt von den sachlichen Einwänden Prof. Arnulf Baring
s und Erika Steinbachs blieb sie stur dabei: Vertriebene sind nicht nur Opfer, sondern auch Täter - Betonung auf letzterem.

Insbesondere waren damit die Sudetendeutschen angesprochen, Frau Vollmer wollte einfach nicht akzeptieren, daß der Geist der Benesch-Dekrete sich bereit in den 30er Jahren gezeigt hatte und nicht erst 1945. Eine Aufhebung dieser schändlichen Dokumente als Voraussetzung eines EU-Beitritts lehnte sie kategorisch ab.

Kaum überraschend, daß die Vizepräsidentin jenseits der deutsch-tschechischen Grenze dankbare Zuhörer fand. Vor allem einen: den Prager Ministerpräsidenten Milos Zeman. Der nahm Vollmers Steilvorlage jetzt auf und ereiferte sich in einem Interview mit der österreichischen Zeitschrift Profil in einer Weise, wie man sie in früheren Zeiten selbst von eingefleischten Alt-Stalinisten nur selten erlebte.

Die Sudetendeutschen, so „Beitrittskandidat“ Zeman wörtlich, seien „Hitlers fünfte Kolonne“ gewesen, hätten „Landesverrat“ begangen und „den Genozid am tschechischen Volk befürwortet“. Höhepunkt des Prager Zynismus: „Wenn sie also vertrieben oder transferiert worden sind, war das milder als die Todesstrafe.“

Das ist eine pauschale Beleidigung, Verhöhnung und Verunglimpfung aller Vertriebenen. Jetzt ist Solidarität gefordert, Solidarität der Ost- und Westpreußen, der Pommern, der Schlesier und aller anderen nach dem Krieg aus ihrer rechtmäßigen Heimat Verjagten mit den Sudetendeutschen.

Mehr noch: Jetzt wäre auch Solidarität aller in Politik und Gesellschaft Verantwortung Tragenden mit den Heimatvertriebenen gefordert. Wenn der Regierungschef eines Nachbarlandes weit über 15 Millionen Ostdeutsche und deutsche Volkszugehörige - die Überlebenden, die Toten und ihre Nachkommen - auf solch unerträgliche Art diffamiert, hat der deutsche Regierungschef, egal von welchen Parteien gerade die Bundesregierung gestellt wird, die Pflicht, sich schützend vor die betroffenen Bürger zu stellen. Aber von Kanzler Schröder hört man nichts dergleichen, zumindest nicht direkt. Indirekt schon: Milos Zeman teilt nämlich per Profil-Interview mit, Schröder habe ihm versichert, „daß die Vergangenheit abgeschlossen sei einschließlich der Eigentumsansprüche“.

Soweit die vom Kanzler wahrzunehmende Fürsorgepflicht. Derweilen läßt sich sein Außenminister von seinen grünen Parteifreunden als großer „Diplomat“ feiern, um zu den ehrverletzenden Anwürfen aus Prag zu schweigen - ganz „diplomatisch“ natürlich …

Hier bestätigt sich auf traurige Weise wieder einmal die bittere Erkenntnis, die der Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland in seinem Geleitwort zum neuen Jahr zu Papier brachte: Die Vertriebenen, gleich ob Ostdeutschland oder Sudentendeutsche, haben von deutschen Politikern kaum noch etwas zu erwarten. Mit wenigen Ausnahmen, die es wert sind, ausdrücklich erwähnt zu werden: Die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Reinhardt nannte die Zeman-Äußerungen „unerhört und zutiefst verletzend“; sich ehrschützend hinter die Betroffenen zu stellen, sei „die moralische Pflicht einer deutschen Regierung“. Energischer Protest kam auch von der CSU-Spitze. Landesgruppenchef Glos meinte: „Mit einem solchen Geist kann man nicht in die EU eintreten.“ Europa-Parlamentarier Posselt sprach von „plumper Geschichtsfälschung“ und „nationalistischem Ungeist“. Und Kanzlerkandidat Stoiber kündigte einen Brief an Zeman an - vermutlich keinen allzu freundschaftlichen.

 
     
     
 
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