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Schon der Anstand erfordert würdiges Gedenken

 
     
 
Rund 900 Vertriebene hatten sich vor der romantischen Silhouette von Schloß Burg eingefunden. Der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Dr. Dr. E. Mathiak, begrüßte besonders den Vizepräsidenten des Bundes der Vertriebenen, Hans-Günther Parplies, den Heimatkreisvertreter der Kreisgemeinschaft Lyck, Gerd Bandilla, den Heimatkreisvertreter der Kreisgemeinschaft Braunsberg, Manfred Ruhnau, sowie den Ehrenvorsitzenden der Sudetendeutschen Freundeskreis, Dr. Kolb. Der ganz besondere Gruß galt dem Hauptredner des Tages, Pater Lothar Groppe SJ. Mathiak kündigte ihn als Gottesmann an, der unabhängig vom Zeitgeist
die Wahrheit sage und ein großes Herz für die Sache der Vertriebenen habe.

Hier, von der Gedenkstätte für den Deutschen Osten, die vor 50 Jahren von Bundespräsident Theodor Heuss eingeweiht wurde, sollten die Glocken von Königsberg Breslau täglich an den Deutschen Osten gemahnen. Heutzutage jedoch, führte er aus, werde die Bestimmung dieser Gedenkstätte von einigen Leuten in Frage gestellt. Er gab aber seiner Hoffnung Ausdruck, daß die vor kurzem gebildete Kommission die Bestimmung der Gedenkstätte sichern werde. Die Vertreibung der Deutschen könne nicht durch die Untaten einiger entschuldigt werden. Die Vertriebenen wollten durch die Charta von 1950 die Kettenreaktion der Rache durchbrechen. Auf ihr Recht warten die Vertriebenen bis heute. Es folgten die Totenehrung durch Pastor Groppe und die Kranzniederlegung in der Gedenkstätte. Bei der Totenehrung legte Pastor Groppe die Finger in eine offene Wunde, als er die Schändung von Soldatengedenkstätten an­sprach. Wenn ein jüdisches Grab geschändet werde, empöre sich die ganze Öffentlichkeit, wenn aber Grabstätten der eigenen Gefallenen Objekte des Hasses einiger weniger würden, kümmere sich niemand darum. Der Spruch des Arbeiterdichters Heinrich Lersch über die Gefallenen: „Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen“, errege die Wut des Mobs und werde mit Schmierereien „Deutschland verrecke“ beantwortet. Dazu Pater Groppe: „Was ist das für ein Land, das seine Söhne in Kriege schickt, sie als Mörder beschimpfen läßt und sich nicht daran stört, wenn ihre Gedenkstätten von nichtswürdigen Elementen geschändet werden?“ Sie sollten zur Versöhnung und Frieden mahnen. Unsere gefallenen Soldaten verdienen ein würdiges Gedenken.

Erinnert wurde auch daran, daß Polen bereits nach dem Ersten Weltkrieg Ansprüche auf Ostdeutschland erhoben hätte, wobei auch Kriegsdrohungen ausgestoßen worden seien. Pater Groppe zitierte den Ausspruch des amerikanischen Präsidenten Wilsons vom 7. April 1919: „Das einzige wahre Interesse Frankreichs an Polen besteht in der Schwächung Deutschlands, indem Polen Gebiete zugesprochen werden, auf die es keinen Anspruch hat.“ Er meinte allerdings, daß er sich eine einvernehmliche Regelung der Oder-Neiße-Gebiete vorstellen könne. Grundlage müsse Gerechtigkeit sein, denn nur sie sei Garant des Friedens. Bis jetzt würden jedoch in der Öffentlichkeit Verbrechen von Deutschen und Verbrechen an Deutschen unterschiedlich bewertet. Auch deutsche Zwangsarbeiter hätten beispielsweise Anspruch auf Entschädigung. Vor einem EU-Beitritt Polens und Tschechiens müßte noch viel für das Recht getan werden, wie die Aufhebung der Benesch-Dekrete, in denen Benesch die kompromißlose Liquidierung der Deutschen angeordnet hatte.

Auf der Veranstaltung nahm Kulturpflege einen breiten Raum ein. Ein weitgefächerter kultureller Teil schloß sich an. Den Auftakt lieferte der Ostdeutschlandchor Remscheid unter der Leitung von Herrn Kobusch. Abwechselnd erfreuten dann die Volkstanzgruppen aus Oberhausen und Wuppertal unter der Leitung von Frau Grziwotz und Frau Glotz sowie besinnliche und humorvolle Mundartdarbietungen von Elli Weber und den zwei Damen aus Monheim mit ihren ostdeutschen Sketchen. Eine beachtliche schauspielerische Leistung zeigte auch Dora Kalkhorst mit „Auf Männersuche“. Einen besonderen Ohrenschmaus boten Herr Kobusch mit seiner „Singenden Säge“ und Herr Pergande auf dem Schifferklavier. Sie kamen ohne Zugabe nicht davon. Ein gelungener Tag mit viel Abwechselung, viel Anregung und Anlaß zum Nachdenken. G. S.

Unabhängig vom Zeitgeist: Pater Groppe war Hauptredner der Veranstaltung.

 
     
     
 
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