|
Im Beisein zahlreicher Gäste fand die Jahreshauptversammlung 2002 der Landesgruppe Niedersachsen in Bad Pyrmont statt. In der turnusmäßig durchzuführenden Wahl des Vorsitzenden und des Schriftführers wurden Frau Dr. Loeffke als Vorsitzende und Frau Börnecke als Kassen- und Schriftführerin einstimmig wiedergewählt. Ein weiterer Schwerpunkt der Zusammenkunft war der Vortrag von BdV-Vizepräsident Hans-Günther Parplies zum Thema "Die Vertriebenen zwischen Ausgrenzung und Selbstbehauptung - Welche Bedeutung haben der BdV und die Freundeskreisen im sechsten Jahrzehnt ihres Bestehens?
Die Bezirksgruppenvorsitzenden und die Landesvorsitzende gaben ausführliche Berichte über die Aktivitäten der Kreis- und Ortsgruppen sowie die Teilnahme an überregionalen Veranstaltungen, die die ganze Breite der freundschaftlichen Arbeit und das beispielhafte Zusammenwirken der Ostdeutschland in ganz Niedersachsen deutlich machten. Besonders hervorgehoben wurde noch einmal die von der Bezirksgruppe Lüneburg am historischen 17. Juni 2001 in Bad Bevensen mit rund 600 Teilnehmern durchgeführte Großveranstaltung, die ganz im Zeichen des Preußenjahres stand.
Zur Sprecherin der zunehmend von der aktuellen Entwicklung Enttäuschten machte sich Frau Dr. Loeffke in ihrer Rückschau auf das abgelaufene Jahr. Nicht unerwähnt bleiben konnte daher in den Ausführungen über die aktuellen, die Vertriebenen bewegenden Probleme die neu aufgelebte Debatte um die Vertreibung der Deutschen, ausgelöst nicht zuletzt durch die Grass-Novelle über die Gustloff-Katastrophe, mit der - wie die Neue Zürcher Zeitung schrieb - Grass "bereits an einem neuen Schuld- und Selbstbezichtigungsdiskurs strickt". Unverständnis hat bei allen Vertriebenen, insbesondere bei den Ostdeutschland, auch der bedingungslose Schuldenerlaß der Bundesregierung gegenüber Rußland nicht zuletzt deshalb hervorgerufen, weil es sich geradezu anbot, endlich auch einmal Ost- preußen und seine vielfältigen Probleme auf höchster Ebene ins Gespräch zu bringen und an die Verhandlungen zwischen Gorbatschow und Kohl Ende der achtziger Jahre anzuknüpfen.
BdV-Vizepräsident Parplies ging nach einer Beschreibung der derzeitigen Struktur und Situation der Vertriebenenorganisationen auf Bundes- und Landesebene auf die vielfältigen, nicht erst seit dem Regierungswechsel zu bewältigenden Probleme ein, die sichtbaren Ausdruck darin finden, daß die zuständigen Bundesbehörden zunehmend auf Distanz zu den Vertriebeneneinrichtungen gehen und dementsprechend die finanziellen Zuschüsse dort drastisch kürzen, wo das Verhalten nicht dem Zeitgeist und den Vorstellungen der amtlichen Meinung entspricht. So wurde den Freundeskreisen das eigenständige Handeln in der Kulturarbeit durch Streichung der Mittel für die Kulturreferenten nachhaltig erschwert (ein beim Ostdeutschen Landesmuseum im Rahmen der neuen Konzeption der Bundesregierung angesiedelter Kulturreferent kann hier keinen zufriedenstellenden Ersatz bieten). Die öffentlichen Mittel für die Stiftung Ostdeutscher Kulturrat und die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen - nicht zuletzt aufgrund des § 96 BVFG gewährt, die jahrzehntelang vorbildlich gearbeitet haben - fielen dem Rotstift zum Opfer. Dank erfolgreicher Eigeninitiative können sie allerdings fortbestehen. Sorge macht den Vertriebenen die Errichtung des großzügig von der öffentlichen Hand geförderten Deutschen Kulturforums östliches Europa, das meint, die bewährten Institutionen öffentlich als nicht qualifiziert bezeichnen zu müssen. Aufgrund dieser neuen Konstellation ist das Wirken gerade auch der Freundeskreisen und mit ihnen derjenigen, die eine echte Beziehung zu den Gebieten jenseits von Oder und Neiße haben, um so wichtiger. Einer der Schwerpunkte der Aktivitäten der Vertriebenen wird in Zukunft mit Sicherheit die Kulturarbeit sein, aber darüber darf die wissenschaftliche Aufarbeitung der politischen Geschehnisse, der unrechtmäßigen Vertreibung und der Schaffung von Unrechtsgrenzen im Herzen von Europa nicht zu kurz kommen. Von der ständigen Mahnung, daß das Schicksal der Vertriebenen alle Deutschen angeht, dürfen gerade die Vertriebenenorganisationen nicht abgehen und sich nicht dem Zeitgeist beugen.
Zu Beginn der Veranstaltung hatten die Teilnehmer Frau Heckendorf, der Vorsitzenden der ostdeutschen Frauengruppen in Niedersachsen, zu der ihr vom Bundespräsidenten verliehenen Verdienstmedaille des Verdienst-ordens der Bundesrepublik Deutschland gratuliert, die ihr in Anerkennung ihres jahrelangen Einsatzes für die in Ostdeutschland Not leidenden Menschen verliehen worden war. B. Loeffke
Vorstand Landesgruppe Niedersachsen: O. v. Below, BdV-Vizepräsident Parplies, Vorsitzende Dr. Barbara Loeffke, W. Czypull, M. Kirrinnis, J. Börnecke |
|