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Stärke und Zuversicht

 
     
 
"Wir haben eine Zukunftsperspektive für das Jahr 2010 oder 2015, wenn wir uns auf unsere eigene Stärke besinnen. Keineswegs dürfen wir uns für ein paar Dittchen Förderung unsere Widerstandskraft und unsere Identität abkaufen lassen", so Erika Steinbach zu den Delegierten der Ostdeutschen Landesvertretung
(OLV) am 14. November in München.

Die Zuversicht, die der kurz darauf wiedergewählte Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland () mit diesen Worten zum Ausdruck brachte, durchzog die gesamte zweitägige Sitzung des obersten Beschlußorgans der Ostdeutschland. Aber auch der Ernst, mit dem die den Herausforderungen der Zukunft gegenübertritt. Und diese Zukunft, in der es um nicht weniger als den Fortbestand der landmannschaftlichen Arbeit geht, beginnt jetzt – nicht irgendwann. Dessen waren sich die Delegierten der Kreisgemeinschaften und Landesgruppen unübersehbar bewußt.

"Die Freundeskreis wird sich verändern müssen. Wir werden dies bald tun müssen. Die Veränderungen, die Anpassungen des Verbandes an die Erfordernisse der Zukunft müssen in einer Phase der Stärke vorgenommen werden. Noch sind wir stark!" Daß mit Anpassungen aber keineswegs gemeint ist, in zentralen politischen Fragen Zugeständnisse zu machen, daran ließ Meier keinen Zweifel. Und sprach den Delegierten damit aus der Seele, wie sein überzeugendes Wahlergebnis kurz darauf belegen sollte (Das berichtete).

Die Stärke der fußt auf verschiedenen Sockeln, die zusammen eine solide Grundlage für die Zukunft bilden: Materiell konnte die Freundeskreis weiter gefestigt werden. Mit Genugtuung verwies der Sprecher der darüber hinaus darauf, daß die Freundeskreis Ostdeutschland in der glücklichen Lage sei, einen Führungsnachwuchs zu haben, der bereit ist, für Ostdeutschland Verantwortung zu übernehmen: "Andere Freundeskreisen beneiden uns deswegen", so Erika Steinbach.

Doch bei allem Ringen um Unabhängigkeit und die zukunftsträchtige Weiterentwicklung der eigenen Organisation – eines machte der alte und neue Sprecher mehrfach deutlich: Die Vertriebenen dürften und wollten die politische Führung Deutschlands nicht aus ihrer Verpflichtung für die Rechte und das Erbe der Ostdeutschen entlassen.

Darin findet die offenbar noch immer einflußreiche Verbündete. So betonte der Bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber den Willen seiner Regierung, auch weiterhin für die Belange der Vertriebenen einzutreten. Der CSU-Politiker hatte die OLV-Mitglieder zum Empfang in die Münchner Residenz geladen. Unweit jenes historischen Prachtbaus war vor zwanzig Jahren die Patenschaft des Freistaats über die Freundeskreis Ostdeutschland besiegelt worden. Stoiber zog wie Erika Steinbach eine ungetrübt positive Bilanz der Zusammenarbeit. Beide hoben die erfolgreiche Arbeit der ostdeutschen Einrichtungen in Bayern hervor, so des Kulturzentrums in Ellingen oder der Ost- und Westpreußenstiftung in Oberschleißheim. Die Bayern hätten, wie der jüngst durch einen von Demoskopen in der Höhe kaum erwarteten Wahlsieg gestärkte Landesvater unterstrich, ebenfalls ein ausgeprägtes Heimatbewußsein. Darin schon seien sie den Ostdeutschland eng verbunden. Auch gegenüber der neuen Bundesregierung werde der Freistaat nicht von der Seite der Ostdeutschland weichen: "Bayern bleibt Anwalt der Vertriebenen."

Als Dank und Anerkennung für seine Solidarität überreichte v. Meierg Edmund Stoiber, der in Begleitung seiner Frau erschienen war, ein Stück des Ostseegoldes, das so sehr mit dem Namen Ostdeutschland verbunden ist: Einen fein geschliffenen Bernstein mit Einschluß. Im Anschluß an den offiziellen Teil des Empfangs nahm sich der Ministerpräsident noch ausgiebig Zeit, um mit zahlreichen OLV-Delegierten zu sprechen.

Optimismus und Sorge gleichermaßen prägten das Bild, daß Sprecher Meier mit seinem Bericht vor der OLV hinsichtlich der Lage in Ostdeutschland umriß. Besonders erfreulich verläuft demnach die Entwicklung im Memelland. Mit der deutschen Schule in Memel und den deutschen Vereinen der Region gehe es gut voran. Auch das Angebot Litauens an die Ostdeutschland, ihr Eigentum zurückzubekommen, wenn sie die litauische Staatsbürgerschaft annähmen, bewerte er positiv, empfindet aber die derzeitige Regelung als nachbesserungsbedürftig. Allerdings könnte die rotgrüne Bundesregierung mit ihrem Ziel, doppelte Staatsangehörigkeiten zu erleichtern, bald Abhilfe schaffen. Dann könnte man den litauischen Paß erwerben, ohne den deutschen abgeben zu müssen.

Nicht ganz so positiv vermochte der Sprecher der die Lage im südlichen Landesteil zu beurteilen. Zwar ist offenbar zu vermerken, daß auch polnische Wissenschaftler zunehmend der historischen Wahrheit ins Gesicht blicken. Auch stimmen Erfolge wie die aufsehenerregende Partnerschaft zwischen der Kreisgemeinschaft Pr. Holland und der Stadt Pr. Holland vom Juni 1998 sowie viele andere Fortschritte optimistisch. Dennoch verwies v. Meierg auf eine Reihe kaum zu übersehender Probleme, die der Heimatpflege und -arbeit im südlichen Ostdeutschland noch immer bereitet werden.

Düster schilderte Erika Steinbach die Lage im nördlichen Ostdeutschland. Die wirtschaftliche Misere in der Russischen Föderation hat offenbar auch auf das "Königsberger Gebiet" heftig durchgeschlagen: "Rund 40 Prozent der Menschen leben in Königsberg derzeit an oder unter der Armutsgrenze", nach russischen Maßstäben, versteht sich!

Indes mehren sich die Stimmen einflußreicher Russen, die sich jetzt erst recht einer zukunftsweisenden Lösung für Königsberg unter Beteiligung der Deutschen nicht mehr verschließen wollen. Auch den Rußlanddeutschen werde nunmehr weit aufgeschlossener gegenübergetreten. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses des russischen Parlaments, Mitrifanow, plädiere sogar für eine Rückgabe an Deutschland. Indes, die Bonner Königsberg-Politik sei Vogel-Strauß-Politik, zitierte Meier den bekannten Journalisten Henning v. Loewis. Im Kontrast dazu stehe die sehr aufmerksame Haltung Warschaus, das auf etwaige Autonomie-Bestrebungen im nördlichen Ostdeutschland vorbereitet sei.

Die Ostdeutschland dürften die Hände nicht in Schoß legen, denn der Königsberger "Status quo wird sich auf Dauer nicht halten lassen", so Meier.

Sosehr die OLV indes von der Bewältigung von Gegenwart und Zukunft geprägt war sowie natürlich von den Wahlen (Ergebnisse siehe OB, Folge 47), so wenig sollte die Rückschau auf das Geleistete fehlen.

So ehrte die Landesvertretung den scheidenden -Schatzmeister Günter Petersdorf mit dem Preußenschild, der höchsten Auszeichnung der Freundeskreis. Vor ihm waren schon historische Persönlichkeiten wie die Dichterin Agnes Miegel oder Großadmiral Karl Dönitz Träger des Schildes, der 1957 zum zehnten Jahrestag der Zerschlagung des Preußischen Staates durch die Alliierten gestiftet wurde.

In seiner Laudatio hob Erika Steinbach Petersdorfs beispielhafte Lebensleistung hervor. Von vier Jahren Fronteinsatz zurückgekehrt gehörte er zu den Gründungsvätern der sich gerade formierenden ostdeutschen Heimatgruppe in Kiel. Von da an reihen sich Aufgabe an Aufgabe, die Günter Petersdorf für seine Heimat auf sich genommen hat: Seit 1958 Vorsitzender der Kreisgruppe Kiel, seit 1960 der Landesgruppe Schleswig-Holstein und von 1983 bis 1997 auch des Landesverbandes der vertriebenen Deutschen. Seit 1966 war Petersdorf ununterbrochen im Bundesvorstand der , seit über 20 Jahren deren Schatzmeister. Nicht zuletzt seiner "preußischen Sparsamkeit" sei die gesunde wirtschaftliche Basis der zu verdanken. An Anerkennung mangelte es Petersdorf auch in der Vergangenheit nicht. Er ist Träger des Goldenen Ehrenzeichens der und der Wenzel Jacksch-Medaille des BdV. 1990 erhielt Petersdorf, so Meier, überdies das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und 1992 das Große Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Günter Petersdorf habe es stets verstanden, Politik und Parteien für die Anliegen der Vertriebenen zu gewinnen, ohne Zugeständnisse an den Zeitgeist zu machen.

Mit dem Silbernen Ehrenzeichen der wurde der Vorsitzende der Landesgruppe Sachsen-Anhalt, Bruno Trimkowski, geehrt für seinen entscheidenden Beitrag beim Aufbau seiner jungen Landesgruppe.

Etwas Wehmut kam auf wegen des Ausscheidens von Hilde Michalski aus dem Amt der Bundesvorsitzenden des Ostdeutschen Frauenkreises. Nachfolgerin Uta Lüttich würdigte jedoch ausführlich die Verdienste, die sich Frau Michalski in 15jähriger Amtszeit erworben hat.

 
     
     
 
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