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Versager von der letzten Bank

 
     
 
Als ob das Unwort von der Pisa-Studie und das inzwischen allgemein bekannte schlechte Abschneiden Deutschlands bei internationalen Tests zur Leistungsfähigkeit der Bildungssysteme nicht schon seit drei Jahren berüchtigt genug wären - nun ist dem Bildungswesen der Bundesrepublik erneut ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt worden. Die am 14. September in Berlin von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung (OECD) vorgelegte Studie "Education at a glance" ("Bildung auf einen Blick") zeigt einen deutlichen Rückstand Deutschlands, peinlicherweise schon bei Kindergärten und Grundschulen.

Bildungsministerin Edelgard-"Brain-Up"-Bulmahn (SPD) wäre vom Verein Deutsche Sprache wohl besser doch zur "Sprachpanscherin des Jahres" ernannt worden und zu einer Bildungspanscherin am besten noch dazu, denn was immer die Regierung seit Pisa unternommen zu haben meint, um das Bildungsniveau zu heben, sie hat offensichtlich nichts verbessert, sondern im Gegenteil eine Verschlechterung bewirkt. Die OECD-Studie belegt jedenfalls, daß Deutschland weniger in Bildung investiert als andere Staaten, Die OECD verglich eine Vielzahl von Bildungsindikatoren ihrer Mitgliedstaaten sowie weiterer Länder und sieht Deutschland in allen Bereichen bestenfalls im hinteren Mittelfeld.

Natürlich seien die Versäumnisse der 80er und 90er Jahre schuld, konterte Bulmahn. Man könne die Versäumnisse eben nicht so schnell aufholen, Weichenstellungen seien nicht sofort spürbar. Doch da irrt die Ministerin. Wer ihre "Reformen" an unserem Bildungssystem verfolgt, bemerkt rasch, daß die Debatte um Eliteuniversitäten und der andauernde Zwist um Studiengebühren, den die rot-grüne Politik erzeugt, keinen Ansatz zur Veränderung aufweist, sondern schulische Mangelwirtschaft ohne Vision bedeutet. Das A und O jeder Reform sei jetzt die Ganztagsschule, verkündete Bulmahn reflexartig auf das desaströse OECD-Zeugnis. "Wir haben leider immer noch eine völlig unsinnige Debatte, die nach dem Motto verläuft: Klasse oder Masse", sagte sie in Berlin bei Übernahme des Papiers.

Richtig ist, wenn der bisherige Kurs beibehalten wird, entfällt diese mißliebige Entscheidung. Dann haben wir weder das eine noch das andere und das in einem Land, das wie kein anderes auf einen Wissensvorsprung im Kampf um Märkte und Arbeitsplätze angewiesen ist. Tatsächlich ist die SPD bildungspolitisch ratlos geworden: "Ich kann mir die Fundamentalkritik der OECD nicht erklären", gestand Doris Ahnen, Präsidentin der Kultusministerkonferenz und unter anderem mitverantwortlich für das Wirrwarr um die Rechtschreibung. In kaum einem anderen Land sei so intensiv über Pisa diskutiert worden - eben, es wurde nur diskutiert nicht investiert, möchte man der "Expertin" zurufen. Nur in der Slowakei und Tschechien ist der Regierung laut OECD die Heranbildung der kommenden Generation weniger wert. Weniger als 20 Prozent eines Jahrganges erreichen hierzulande einen Hochschulabschluß. Dabei verstärkt sich international der Trend zu höherer Bildung gemäß der Studie deutlich. Dieser "Paradigmenwechsel" findet in Deutschland womöglich bald zwangsweise umgekehrt statt: Nicht mehr junge, gut ausgebildete Menschen wird es geben, die den wirtschaftlich-sozialen Wandel mitgestalten, sondern insgesamt weniger junge Menschen, und die werden auch noch immer schlechter auf Leben und Beruf vorbereitet.
Auch private Investitionen in Bildung, die zunehmend gern vorgezeigt werden, können bisher keine Verbesserung, bestenfalls ein Abbremsen des Verfalls bewirken. Das offenbart die Studie: Mit nur 5,3 Prozent vom Bruttosozialprodukt, die bereits aus privaten und öffentlichen Investitionen zusammen in Bildung fließen, ist den Deutschen die Zukunft ihrer Kinder zu wenig wert.

Wenn die Regierung offensiv damit wirbt, die Bildungsausgaben seit 1998 um 36 Prozent erhöht zu haben, wird sie sich fragen lassen müssen, wo dieses Geld geblieben ist. Das kostenintensive, bisher weitgehend in der Betreuung der Schüler schwache Ganztagsschulenprojekt ist als ideologische Lieblingsmaßnahme bisher nicht positiv in Erscheinung getreten. Statt mehr Betreuung und besseren Unterricht stopfen die Schulen bauliche und personelle Löcher. Die vielgepriesene Ausbildungsoffensive 2004 wäre nicht nötig, wenn die Regierung endlich Rahmenbedingungen schaffte, die Ausbildung gerade für kleine und mittelständische Unternehmen wieder möglich machen. Auch nützt es wenig auf gestiegenen Hochschulzugang zu verweisen, wenn die Bedingungen an den Hochschulen immer mehr Studenten abbrechen lassen. So bleibt an der Reaktion der Ministerin allein eine richtige Selbsterkenntnis: "Im Vergleich zum Jahr 2002 wird im Jahr 2012 der Anteil der fünf- bis 14jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland um 14 Prozent gesunken sein. Um so wichtiger wird es, möglichst viele Menschen möglichst gut auszubilden."

Lieblingsprojekt: Edelgard Bulmahn beim Besuch einer Ganztagsschule. Sie hofft, so der Bildungsmisere begegnen zu können. Foto: Eckel

 
     
     
 
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