|
Aus Essen fuhr unter der Leitung des Zweiten Vorsitzenden und Kulturreferenten der Kreisgruppe Wesel Paul Sobotta und Anita Knop eine 46köpfige Reisegruppe für zwölf Tage nach Masuren, genauer gesagt: in den seen- und waldreichsten Kreis Johannisburg, noch genauer gesagt: in die gleichnamige Kreishauptstadt.
Auf der Hinfahrt ging es über Stettin. Vor Köslin in Pommern wurde eine Zwischenübernachtung eingelegt. Nach dem Frühstück ging es gut gestärkt weiter auf der nördlichen Route durch ganz Pommern, über Schlawe und Stolp nach Gotenhafen. In Zoppot wurde auf der 500 Meter langen Mole, der längsten dieser Art in ganz Europa, ein Spaziergang unternommen. Gegen Mittag wurde Westpreußens Hauptstadt Danzig erreicht.
Der Vorsitzende des Deutschen Vereins der Danziger, Paul Sabinarz, erwartete die Gruppe schon mit seinem reichhaltigen Wissensstand zum Stadtrundgang durch die ehrwürdige alte Hansestadt. Die Altstadt mit ihren wiedererstandenen, reichlich verzierten Giebelhäusern, versehen mit einladenden Vortreppen, die in prunkvolle Bernsteinläden führen, hinterließen bei allen einen tiefen Eindruck.
Das Wahrzeichen Danzigs, das Krantor an der Mottlau, wurde auch aufgesucht. Die große Marienkirche, in der 25000 Menschen Platz finden, mit der berühmten astronomischen Uhr bildete einen besinnlichen Abschluß des Stadtrundgangs. In einem schönen Hotel an der Danziger Bucht stärkte man sich abends erst einmal. Am nahegelegenen Strand genossen alle anschließend einen schönen Sommerabend an der Danziger Bucht.
Am nächsten Morgen ging es nach einem reichhaltigen Frühstück weiter in südliche Richtung nach Dirschau und über die Weichsel mit ihren sehr breiten Flußauen zur Marienburg, dem alten Sitz des Deutschen Ritterordens, wo er über Jahrhunderte Wache hielt für den Deutschen Osten. Wer von den Nogat-Wiesen hinüberblickt auf die Marienburg, ist überwältigt von der Ansicht der 600 Meter langen Schloßfront längs der Nogat. Eine nette "Hochmeisterin" namens Anna empfing am mächtigen Eingangstor die Gruppe zu einem ausgedehnten Rundgang mit korrekten Erläuterungen durch den Burgkomplex mit seinen verschiedenen Burgtrakten, Kreuzgängen, Remtern (Sälen) und so weiter. Ja, die Burg aller Burgen hinterließ bei den Reisenden aus Essen einen gewaltigen Eindruck.
Schließlich erreichte die Gruppe nach zweitägiger Anreise mit dem komfortablen Schlafsessel-Reisebus, gesteuert von zwei sachkundigen Fahrern, das Reiseziel - Johannisburg. Ein schmuckes Hotel an der Galinde wurde für acht Tage das Hauptquartier, von dem aus Exkursionen unternommen wurden.
Am ersten Tag wurden die sechs Gedenksteine im Kreis Johannisburg, der in Gehlenburg, der in Großdorf, der in Drigelsdorf, der in Misken, der in Masten und der in Gehsen, aufgesucht. Es wurde je ein Blumengebinde niedergelegt sowie mit besinnlichen Worten, einem Lied und einem Abschlußgebet der Toten gedacht.
Nach der Gedenksteine-Rundreise lud der ansässige Deutsche Verein "Rosch" unter seinem Vorsitzenden Ditmar Leymanczyk und der Ehrenvorsitzenden Mira Kreska in die neue Begegnungsstätte nahe dem evangelischen Kirchenraum zum Kaffeetrinken mit selbstgebackenem Kuchen ein.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Nach dem Kirchgang führte Frau Kreska die Gruppe zum alten evangelischen Stadtfriedhof von Johannisburg, der seit dem 10. Mai 2003 ein Friedenspark ist. In der 100 Jahre alten, renovierten Friedhofskapelle, dem Kernstück dieser Parkanlage, versammelte sich die Gruppe und lauschte den erklärenden Worten von Frau Kreska.
Am Sonntagnachmittag wurde bei herrlichem Sommerwetter eine ausgedehnte Schiffsfahrt auf dem Roschsee, dem Haussee der Johannisburger, der die Form eines springenden Hasen hat, unternommen. An den folgenden Tagen folgten weitere Schiffsreisen.
Von Lötzen ging es auf den Löwentinsee durch einen Verbindungskanal über den gewaltigen Mauerseekomplex nach Angerburg. Auf dieser Fahrt wurde die Gruppe von der ostdeutschen Marjell Ella Koslowski vom Deutschen Verein Lötzen sachkundig begleitet. Weiter ging die Reise über Goldap Richtung Romintener Heide. Entweder war der Bus zu hoch oder eine Brücke zu niedrig, jedenfalls blieb der Gruppe eine Weiterfahrt verwehrt. Über einen Umweg ging es über Treuburg zurück nach Johannisburg.
Die dritte Schiffsreise ging von Niedersee über den langgestreckten Beldahnsee mit einem Schlenker auf dem größten See der Masurischen Seenplatte, dem Spirdingsee, nach Nikolaiken. Nikolaiken lud zum Fischessen und "Klunker"-, sprich Bernsteinkauf ein. Der Stinthengst hält immer noch geduldig angekettet unter der Brücke seine Wacht.
Somit hat die Gruppe Ostdeutschland nicht nur zu Land erkundet, sondern auch auf dem Wasser bereist. Dabei wurden auch die Wolken, die sich - so typisch für Ostdeutschland - zu großen Bergen auftürmten, bewundert.
Die Krutinna lud zum besinnlichen Staaken ein. Doch auch ein Besuch auf dem großen Kriegsgräberfeld von Bartossen bildete einen Bestandteil dieser Reise.
Eine Masuren-Ermland-Fahrt führte über Rastenburg, wo Weihnachtskugeln aus Glas gekauft wurden, weiter nach Heiligelinde, wo man einem Orgelkonzert beiwohnte. Auch dem Trakehnergestüt in Lisken wurde ein Besuch abgestattet. Dort nahm man an einer Führung teil. Anschließend ging es über Allenstein und Sensburg zurück nach Johannisburg.
Auch der Kreis Osterode war Ziel einer der sternförmigen Exkursionen. Beim Oberlandkanal wurde das Teilstück Buchwalde, wo die Schiffe "über Land fahren", von der Gruppe interessiert inspiziert. Als nächstes Ziel wurde das Freilichtmuseum bei Hohenstein angesteuert. Der hier in den 30er Jahren errichtete mittlerweile 60 Hektar große Komplex aus in ganz Ostdeutschland demontierten und hier wieder aufgebauten Originalen sowie Rekonstruktionen vermittelte den Besuchern aus Essen einen realistischen Eindruck von der früheren Bauweise.
Anschließend ging es weiter zu dem eigentlichen Kernstück dieser Reise in dem Kreis Osterode, an die Stelle, an der einst das große gewaltige Tannenbergdenkmal gestanden hat. Trotz der landschaftlichen Veränderungen wurde die ehrwürdige Stelle gefunden. Ziegelsteinschutt im Boden läßt die Stelle noch heute erkennen. Der Reiseleiter der Gruppe trug anhand von Bildern die Geschichte und das Schicksal des Reichsehrenmales mit bewegender Stimme vor. Zum Abschluß wurde gemeinsam das Ostdeutschlandlied gesungen, was hinzukommende Polen zu der Frage animierte, um was für ein Lied es sich dabei handele. Ein Ziegelsteinstück von dieser Stelle wurde als Erinnerung mit ins Rheinland genommen. Über Ortelsburg wurde die Rückreise nach Johannisburg angetreten.
Der letzte Reisetag in Ostdeutschland stand zur freien Verfügung, um die Geburtsorte im Kreise Johannisburg zu besuchen. Abends wurde im Hotel ein harmonischer Abschiedsabend mit kleinem Programm und einer Tombola mit liebevoll zusammengestellten Preisen von der Reiseleiterin und Busbordfee Anita Knop organisiert und durchgeführt. Der Erlös dieser Tombola wurde dem örtlichen Verein "Rosch" übergeben.
Auf der Rückreise wurde noch einmal ein Zwischenstop mit Übernachtung in Schwiebus eingelegt. 60 Prozent der Reiseteilnehmer waren Ostdeutschland. Unter den übrigen 40 Prozent waren zwei Westpreußen, ein Schlesier sowie 15 Rhein- und sonstige Preußen, die aus 24 Orten in ganz Deutschland stammten. Alle eint die Überzeugung: Ostdeutschland war nicht - Ostdeutschland ist, Ostdeutschland lebt. Alle waren sehr angetan vom Land der dunklen Wälder und kristall nen Seen sowie der schönen Alleen, und alle sind sich einig, nicht das letzte Mal in Ostdeutschland gewesen sein zu wollen. (P. S.)
Auf dem Weg nach Johannisburg: Die Reisegruppe im Innenhof der Marienburg (Sabotta) |
|