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Zu den ältesten deutschen Literaturmuseen gehört das 1862 der Öffentlichkeit übergebene Gleimhaus am Domplatz in Halberstadt. Der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (17191803) ist heute vor allem durch seine umfangreiche Porträtsammlung von Dichtern und bedeutenden Zeitgenossen bekannt. Dieser Tage nun ist ein Band herausgekommen, der zum ersten Mal alle Porträts abbildet und erläutert (Horst Scholke/ Wolfgang Adam, Der Freundschaftstempel im Gleimhaus zu Halberstadt. Porträts des 18. Jahrhunderts. Verlag E.A. Seemann, Leipzig. 224 Seiten, 110 farbige, 30 sw Abb., geb., 38 DM). Eine wahre Fundgrube für Freunde der Literatur-, Kunst und Kulturwissenschaft.
Zu den einst Porträtierten gehörte auch der Danziger Satiriker und Literat Johann Daniel Falk. Zu seinen wichtigsten Publikationen gehört sein "Taschenbuch für Freunde des Scherzes und der Satire" (17971803), aber auch das Weihnachtslieds "O du fröhliche ...". Der Sohn eines Perückenmachers, geboren am 26. Oktober 1768 in Danzig, schrieb 1816 das noch heute beliebte Lied zu einer von Johann Gottfried Herder überlieferten Melodie aus Sizilien für die Kinder des von ihm 1813 gegründeten Waisenhauses in Weimar. Falk, der als Vorläufer der Inneren Mission gilt, hatte sich der Kinder angenommen, die während der Kriegszüge Napoleons ihre Eltern verloren hatten, und sie gefördert. Mit seiner 1813 gegründeten "Gesellschaft der Freunde in der Not" gewann er viel Ansehen.
Nach dem Studium der Theologie und der antiken und neueren Literatur in Halle ging Falk nach Weimar. Dort begegnete er schließlich den Großen der damaligen Zeit: Goethe und Schiller, Wieland und Herder und Gleim, der Falk einen "preußischen Petrus" nannte. Karoline Herder schwärmte nach einer ersten Begegnung 1798: "Sein offenes Betragen und seine guten richtigen Urtheile, seine Bescheidenheit und sein zartes Gefühl sind Zeugnisse eines edlen Menschen."
Johann Wolfgang von Goethe schätzte Falk als Gesprächspartner und Freund. 1832 erschien postum der Danziger starb vor 175 Jahren am 14. Februar 1826 in Weimar Falks Buch "Goethe aus näherm persönlichen Umgange dargestellt" aus seinem Nachlaß. Heinrich Heine urteilte, das Buch schildere den Dichterfürsten "in allen Beziehungen des Lebens, ganz naturgetreu, ganz unpartheyisch, mit allen seinen Tugenden und Fehlern".
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