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Waidmanns Dank

 
     
 
Festlich und stimmig war der Saal der Handwerkskammer Lüneburg-Stade geschmückt, in dem am Nachmittag des 6. Mai die Gedenkveranstaltung aus Anlaß des 100. Geburtstages Hans-Ludwig Loeffkes und des 40jährigen Bestehens der Freunde des maßgeblich auf ihn zurückgehenden Ostdeutschen Landes- und Jagdmuseums stattfand. Ein Elchkopf, ein Geweih und Tannenzweige sowie die Farben Ostdeutschlands machten deutlich, daß es hier darum ging, eines ostdeutschen Waidmanns zu gedenken. Eine Staffelei mit seinem von Tannengrün umrankten Bildnis bildete das Zentrum des Saalschmucks.

Für die musikalische Umrahmung sorgten die Böhmholzer Jagdhornbläser. Den Simonsfelder Jägermarsch gaben sie ebenso zum besten wie "Ein Jäger aus Kurpfalz", das Lieblingsstück Hans-Ludwig Loeffkes. Zur Erinnerung und zum Dank gab es aus der Hand seiner Witwe Dr. Barbara Loeffke für jeden der Musiker ein Hutabzeichen mit dem ostdeutschen Elch, wofür sich die Beschenkten mit dem Signal "Auf Wiedersehen" bedankten.

Nach der Begrüßung durch den Ehrenvorsitzenden der Freunde des Ostdeutschen Landes- und Jagdmuseums Dr. Klaus Hesselbarth würdigte Dr. Karsten Uffhausen Loeffkes Leben und Wirken für Ostdeutschland im allgemeinen und für das Ostdeutsche Jagdmuseum im besonderen. Uffhausen ist Stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises Ostdeutsches Jagdmuseum - Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung e. V., der zusammen mit den Freunden des Ostdeutschen Landes- und Jagdmuseums zu dieser Veranstalt
ung eingeladen hatte. Loeffkes Bedeutung dürfte so bekannt wie unbestritten sein, und so bestand in diesem Falle der besondere Reiz des Vortrages darin, daß hier einer sprach, der zu den Corpsbrüdern Loeffkes gehörte, die 1974 zusammen mit Forstleuten die Totenwache gehalten haben, als die Freunde von ihm Abschied nahmen. Uffhausen ließ es sich nicht nehmen, zu Ende seiner Ausführungen in die aktuelle Diskussion um das ins Gerede gekommene Ostdeutsche Landes- und Jagdmuseum e. V. dezent, aber eindeutig einzugreifen. Seine unmißverständliche Kritik lautete, daß wer Loeffkes von "tiefgründiger Heimatliebe und seinem Glauben an die Gerechtigkeit" erfüllten "Geist dort wiederfinden möchte, so leicht nicht fündig wird".

Das Kernstück der Veranstaltung stellte ein Festvortrag Ehrhardt Bödeckers dar. Es ist immer wieder ein Erlebnis zu verfolgen, wie dieser aus dem nüchternen Bankgewerbe stammende Inhaber und Gestalter des Brandenburg-Preußen-Museums in seinen Vorträgen Fakten, die den gängigen antipreußischen Klischees widersprechen, in einer Anzahl und Kompaktheit aneinanderreiht, wie man sie anderswo kaum antrifft. Gewürzt wurden diese Fakten - wie bei Bödecker üblich - durch Vergleiche mit der damaligen Situation in den sogenannten großen Demokratien des Westens und der heutigen Situation in der Bundesrepublik, wobei diese Vergleiche die Unangemessenheit der nichtsdestoweniger weit verbreitete westlichen und bundesrepublikanischen Selbstgefälligkeit und Arroganz beispielhaft aufzeigten. Wer dieser gegen den Strich gebürsteten Form der Geschichtsaufbereitung und -präsentation etwas abzugewinnen vermag, kam am 6. Mai auf seine Kosten. Diesmal hatte sich Bödecker die "kulturellen und humanen" Erfolge Preußens der letzten drei Jahrhunderte zum Thema genommen.

Nachdem vor Ehrhardt Bödeck-ers Festvortrag Dr. Uffhausen Hans-Ludwig Loeffke vorgestellt und gewürdigt hatte, referierte nun der Vorsitzende des Trägervereins des Ostdeutschen Landes- und Jagdmuseums Hubertus Hilgendorf sichtlich und hörbar engagiert, um nicht zu sagen aufgewühlt, über Geschichte, Gegenwart und Zukunft des Museums. Sein Lagebericht war ambivalent. Bitter und deprimierend waren seine Ausführungen darüber, daß von der Politik nennenswerte Unterstützung ausbleibt. Der einzige Unterschied zwischen den Politikern scheint darin zu bestehen, daß die einen sich zu ihrer feindseligen oder indifferenten Haltung mit entsprechenden Äußerungen bekennen, während die anderen zwar schöne Worte machen, entsprechende Taten aber vermissen lassen. Vielversprechend an Hilgendorffs Lage-analyse klang hingegen, was die Ostdeutschland - derart von der Politik alleingelassen - notgedrungen aus eigener Kraft auf die Beine zu stellen und zu schaffen vermögen. So mündeten Hilgendorfs Ausführungen denn auch in einem mehr oder weniger unverblümten Spendenaufruf, dem einige stande pedes Folge leisteten.

Das letzte Wort gebührte der Witwe Hans-Ludwig Loeffkes, Dr. Barbara Loeffke. Sie hielt Rück-schau auf Leben und Werk ihres Ehemannes und auf das Jahr 1958, die Eröffnung des Ostdeutschen Jagdmuseums - Wild, Wald und Pferde Ostdeutschlands. Wenn damals auch das politische Klima in der Bundesrepublik Deutschland freundlicher war, so wußte doch auch sie von "unzähligen Schwierigkeiten, die überwunden werden mußten und noch zu überwinden sind", zu berichten. Unverblümt sprach sie von einer "isolierten Stellung" und von einer keineswegs stattgefundenen Integration. Ähnlich ihrem Vorredner redete jedoch auch sie deshalb nicht etwa der Resignation das Wort. Vielmehr beendete sie ihr nur noch vom gemeinsamen Gesang des Ostdeutschlandliedes gefolgtes Schlußwort mit einem kämpferischen Zitat aus der letzten Rede ihres Mannes: "Wir verharren nicht in einer sterilen Trotzhaltung. Wir wissen, daß wir in einem freien geeinten Europa auch die berechtigten Interessen unserer östlichen Nachbarn zu respektieren haben. Es ist uns jedoch zur Pflicht gemacht, politisches Stehvermögen aufzubringen."

Dr. Barbara Loeffke setzt die Arbeit ihres Mannes fort.

Loeffkes Arbeit wirkt bis in die Gegenwart fort. Ihm zu ehren waren viele seiner Bewunderer erschienen.
 
     
     
 
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