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Die ersten Bundeswehrsoldaten sind nach vier Monaten von ihrem Kongo-Einsatz zurückgekehrt. Die Bundeswehr wertet die Mission als vollen Erfolg. Der Einsatz sei erfolgreich abgeschlossen worden und hervorragend gelaufen, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Eine umfassende Auswertung soll im Januar erfolgen. Die Zufriedenheit und Erleichterung bei der Truppe ist verständlich, denkt man an die Diskussionen vor der Bundestagsentscheidung für die Teilnahme an der Eufor-Mission Anfang Juni. Die Bundeswehr hatte 780 der 2000 Soldaten der EU-Truppe im Kongo (Eufor) gestellt.
Vor dem ersten Kampfeinsatz deutscher Soldaten in Afrika wurde befürchtet, sie könnten in einen Strudel der Gewalt geraten, möglicherweise auch im instabilen Osten des Landes. Niemand wollte sich ausmalen, was passiert, wenn die europäischen Einheiten Kindersoldaten gegenüberstünden.
Dementsprechend wertete Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) die Leistungen der Bundeswehr-Soldaten: "Sie haben einen schwierigen Dienst leisten müssen und die Herausforderung en mit Bravour bestanden. Und wir haben Wort gehalten: Unsere Soldaten werden Weihnachten wieder zu Hause bei ihren Familien sein."
Auch für den Bundestagsabgeordneten Hartwig Fischer (CDU), Mitglied im Ausschuß für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie im Menschenrechtsausschuß, ist das Kongo-Engagement der Deutschen "einer der erfolgreichsten Einsätze der Bundeswehr überhaupt".
Bei Lichte besehen fällt auf die positive Bilanz des Kongo-Engagements der eine oder andere Schatten.
Richtig ist, daß die vorherrschenden Befürchtungen nicht eingetreten sind. Ein Putschversuch des Wahlverlierers - in diesem Fall des bisherigen Vize-Präsidenten und früheren Rebellenführers Jean-Pierre Bemba - blieb aus. Dafür gingen Einheiten des alten und neuen Präsidenten Joseph Kabila nach dem ersten Wahlgang gegen das Bemba-Lager vor. In Bembas Residenz wurden zeitweilig 14 europäische Botschafter eingekesselt. Unter ihnen auch der inzwischen abberufene deutsche, Reinhard Buchholz; er geriet nach dem Zwischenfall mit Kabila aneinander.
Nach dem zweiten Wahlgang blieb es - von Scharmützeln abgesehen - ruhig. Die in Diensten der Bundeswehr stehende Ethnologin Barbara Mück sprach von einem "Wunder". Vergangenen Sonntag wurde Kabila in sein Amt eingeführt; jetzt muß man abwarten, ob das Wunder anhält.
Logistisch hingegen stand nicht alles zum Besten. Lange Zeit war unklar, wie das Kontingent zusammengestellt sein würde. Später gab es Spannungen zwischen Deutschen und Franzosen. Insider sagen, wenn es wirklich gekracht hätte, wäre die Truppe im Kongo überfordert gewesen.
Nach wie vor überfallen kongolesische Soldaten immer wieder Zivilisten und plündern Dörfer, weil sie kaum oder überhaupt nicht bezahlt werden. Barry Barnwell, Oberst der britischen Armee bei der Eusec in Kinshasa, bringt die Gefahr auf den Punkt, die entsteht, wenn eine Armee nur kümmerlich oder sogar gar nicht entlohnt wird. "Dann kann sie nur aus Schwachköpfen, Korrupten und Perversen bestehen", warnte Barnwell auf einer Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Zukunft des Kongo in Brüssel.
Und politisch fällt die Bilanz ernüchternd aus. Die Präsenz von Eufor hat sicher dazu beigetragen, daß sich die Herren Kabila und Bemba einigermaßen zurückgehalten haben. Doch im Sinne einer nachhaltigen Einflußnahme auf die Entwicklung des Kongo hat dieser Einsatz nichts bewirkt, weil die Durchführung eines Wahlgangs aus einem Autokraten noch keinen Demokraten macht und weil das Land im Ergebnis den gleichen Leuten überlassen bleibt, die es vorher ausgeplündert haben. |
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