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Wird auch Wien andersrum?

 
     
 
Wien wird Weltstadt – mit diesem Motto suchte die Stadtverwaltung einst, nach Behebung der ärgsten Kriegsschäden, auch das Selbstbewußtsein der Wiener aufzubauen. Daß Wien (wieder) Weltstadt wurde, ist aber nicht den roten Bonzen zu verdanken, sondern sorgfältiger Pflege und Weiterführung des historischen Erbes – und nicht zuletzt einem Bruno Kreisky, der es verstanden hatte, international
e Organisationen, Gipfeltreffen, Konferenzen und Konzerne nach Wien zu holen. Jahrzehnte später verlegte sich die Eigenwerbung auf ein dümmliches "Wien ist anders". Ob eingeplant oder nicht, es bedurfte keiner großen Phantasie, um aus "anders" ein "andersrum" zu machen. Und das paßte durchaus zum veränderten Zeitgeist, denn in einer "Weltstadt" muß man eben für alles "offen" sein, sonst wäre man doch "provinziell". Die großen Konkurrenten Berlin und Paris haben mittlerweile sogar Bürgermeister, die einschlägig offen sind, und Wien hinkt wieder einmal hin-terher.

Seit dem Aufkommen der Grünen und der "politischen Korrektheit" weist der Weg allerdings auch in Wien immer mehr in Richtung einer Diktatur der Randgruppen. Oder genauer gesagt, einer Gesinnungsdiktatur im angeblichen Interesse von Minderheiten jeglicher Art. Daß Homosexuelle bzw. deren "Protektoren" an vorderster Front gegen die nichtsozialistische Bundesregierung kämpfen, versteht sich daher von selber.

Ganz in diesem Sinne wird "Eu-ropride" heuer in Wien abgehal-ten: Vier Wochen lang gibt es "Events", und die Straßenbahnen sind mit der "Regenbogenfahne" geschmückt. Am Rathausturm darf das Ding allerdings nicht flattern – "noch nicht", wie der Chef-Organisator hoffnungsfroh sagt. Als gesellschaftlicher Höhepunkt gilt der "Life-Ball", bei dem unter dem Mäntelchen der Wohltätigkeit ("AIDS-Hilfe") so gut wie alles erlaubt ist. Und dort tummelt sich jeder, der "in" sein oder wenigstens "tolerant" erscheinen will – von Bürgermeister Häupl abwärts, der nach jahrelanger Not zwar wieder über eine absolute SPÖ-Mehrheit verfügt, aber wegen der angestrebten Koalition auf Bundesebene den Grünen Narrenfreiheit einräumen muß.

Wie heuchlerisch die demonstrative "Offenheit" ist, läßt sich daran ermessen, daß auch bei der SPÖ die allermeisten Wähler eine konservative Lebenseinstellung haben. Man weiß oft gar nicht, was die "Regenbogenfahne" ist, und kann sich daher nicht darüber aufregen. Kaum einem dürfte klar sein, daß "Europride" und Homo-Vereine durch SPÖ, Stadtverwaltung und SPÖ-kontrollierte halböffentliche Betriebe subventioniert werden. Trotz liebevoller Berichterstattung linker Medien gehen die "Events" an der Öffentlichkeit eher vorbei – unübersehbar sind natürlich "Festzelte" sowie die "Regenbogenparade", schon wegen der Verkehrsbehinderungen. Gewöhnt hat man sich aber auch daran, daß heute nicht mehr von "Warmen", sondern von "Schwulen" und "Lesben" die Rede ist, – Lehnwörter aus dem Fernseh-Gemeingermanischen verdrängen heimisches Sprachgut. ("Bi", "Trans" und sonstige technische Ausdrücke kommen direkt aus Übersee.)

Gut synchronisiert mit Europride haben Amnesty International und diverse "Menschenrechtler" eine Kampagne gegen den "Schutzalter-Paragraphen" gestartet, denn Österreich gehört zu den wenigen Ländern, die noch einen Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen Beziehungen machen: "Hetero" ist ab 14 erlaubt, "homo" erst ab 18. Deshalb wird jetzt "Gleiches Recht für gleiche Liebe" gefordert, und selbst in FPÖ und ÖVP gibt es vereinzelte Stimmen, die für eine Abschaffung der "Ungerechtigkeit" eintreten – das marxistische Gleichmachen von Ungleichem hat offenbar Metastasen hervorgebracht!

Bemerkenswerterweise argu-mentieren jene, die "Rassen" sonst nur bei Haustieren gelten lassen, daß ausgerechnet Homosexualität angeboren sei, weshalb es keine strafbare "Verleitung" geben könne, sondern nur "Befreiung". Die als "Talkshows" inszenierten Vertrottelungsorgien tragen wesentlich zur Konfusion bei. Und das pausenlose romantisierende Hervorheben, wer alles homosexuell, drogenabhängig, AIDS-krank etc. ist oder war, verleitet so manchen zu dem Irrglauben, daß man nur dieses oder jenes tun müsse, um ebenso "genial" zu werden.

Den Agitatoren geht es längst nicht mehr darum, die Diskrimi-nierung Homosexueller zu ver-hindern. Es geht vielmehr um gezielte Provokation, wie das Wort "Pride" im überseeischen "Gay Pride" und seinem kontinentalen Ableger "Europride" unterstreicht. Ja, es geht um offene Propagierung von Verhaltensweisen, die den Untergang einer an Geburtenmangel leidenden Gesellschaft nur beschleunigen können. Ausgegrenzt werden heute nicht die Minderheiten, die ein uneingeschränktes Recht auf Gestaltung ihres Sexuallebens genießen, sondern eine Mehrheit, der man das simple Recht verweigert, sich vor Widerlichkeiten zu schützen. "Toleranz" ist zum Tolerantismus entartet.


Sozialthermokratie

Was reimt sich bloß auf Wowereit?

Gonzalo de Braganza muß grübeln,

ein Wortspiel hätt er wohl bereit,

nur würde man s verübeln:

Denn wo wer heut zu plastisch spricht,

gibt s Strafe selbst für Worte, -

doch selbstverständlich gilt das nicht

für die der andern Sorte!

So dominiert am Seine-Strand

und in Berlin das "Gleiche",

das Tun tendiert – schön Hand in Hand

zum rosaroten Reiche!

Der Schulzen Solidarität

gibt Auftrieb, Stolz und Segen, -

Berlinern mit Parisern steht

somit jetzt nichts entgegen...

Gonzalo de Braganza

 
     
     
 
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