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Aus allen Kreisen des Freistaates Sachsen waren die Ostdeutschland nach Chemnitz gekommen. Sie folgten einer Einladung des Landesvorstands zu einem Heimattreffen im Gedenken an das Land der dunklen Wälder und kristallnen Seen. Der Vormittag begann mit einer Andacht in der Reichenbrander Kirche. Pfarrer Rainer Hageni verstand es, seine Predigt mit interessanten Schilderungen seiner seelsorgerischen Tätigkeit unter rußlanddeutschen Neusiedlern im Königsberger Gebiet zu verbinden. Unterstützt wurde er vom Kulturkreis Simon Dach unter der Leitung von Ingrid Labuhn, der Szenen des ostdeutschen Erntedanks darbot. Mit dem gemeinsamen „Vater unser“ klang der ökumenische Gottesdienst aus. Immer, wenn Ostdeutschland zusammenkommen, gibt es viel zu erzählen. Erste Gelegenheit ergab sich beim Spaziergang zur Tagesstätte im Haus des Gastes, bei sonnigem Herbstwetter. Erinnerungen an die Heimat, an die Kindheits- und Jugendjahre, Erlebnisse von Flucht und Vertreibung machten die Runde, Eindrücke über Besuche der Heimat und ihren heutigen Zustand wurden ausgetauscht. Anziehungspunkte im festlich geschmückten Saal waren Ausstellungsgegenstände von Frauengruppen, die Einblick in heimatliches Volkskunstschaffen und die Pflege ostdeutschen Brauchtums gaben.
Nach dem Mittagessen begann das nachmittägliche Programm. Im stillen Gedenken ehrte man alle Landsleute, die für immer gegangen sind. Der Kulturkreis Simon Dach würdigte besonders das Andenken an Fritz März, der in der Nachwendezeit den Aufbau der Landesgruppe Sachsen mit Rat und Tat unterstützt hatte. Grußworte der sächsischen Landtagsabgeordneten Hans-Georg Kannegießer und Peter Adler sowie des Bürgermeisters der Stadt Chemnitz, Berthold Brehm, zeugten von Verständnis für das leidvolle Schicksal der Heimatvertriebenen und würdigten deren gesellschaftliches Wirken für völkerverbindende Verständigung.
Beifall kam auf, als Tagungsleiter Hans Dzieran den stellvertretenden Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland, Dr. Wolfgang Thüne, zu seinem Festvortrag ankündigte. Unter dem Motto „Der Heimat verbunden, den Menschenrechten verpflichtet“ mahnte der Redner eindringlich und überzeugend Menschenrecht und historische Wahrhaftigkeit mit dem Blick auf den europäischen Einigungsprozeß an. Die Vertreibung, die ein Akt der Kollektivrache war und Unschuldige betraf, sei stets Unrecht und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Dr. Wolfgang Thüne forderte mit Nachdruck, Vertreibung international zu ächten und völkerrechtlich zu ahnden. Die Pflicht der Heimatvertriebenen sei es, der Gleichgültigkeit gegenüber Menschenrechtsverletzungen zu wi-derstehen und die Schrecken der Vertreibung nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Das gelte besonders mit dem Blick auf Europa, zu dem sich die Heimatvertriebenen uneingeschränkt bekennen. Nur eine Europäische Union, die alle Vertreibung ächtet und die Verwirklichung der Menschenrechte zum Maßstab ihres Handelns macht, könne eine Union des Friedens werden. Anhaltender Beifall dankte Dr. Wolfgang Thüne für seine zu Herzen gehenden Ausführungen. Der weitere Nachmittag stand im Zeichen eines abwechselungsreichen Programms, dargeboten vom BdV-Chor aus Zwickau unter der Leitung von Gerhard Lippold. Mit einem reichhaltigen Repertoire heimatlicher Lieder und Rezitationen fanden die Mitwirkenden den Weg in die Herzen der Zuhörer und ernteten Lob und Beifall.
Landesvorsitzender Erwin Kühnappel wertete die Veranstaltung als ein Treuebekenntnis zur ost- und westpreußischen Heimat und sprach allen, die zu derem guten Gelingen beigetragen haben, den Dank aus. Und dann begann bei Kaffee und Kuchen noch einmal das Erzählen und Plachandern im Kreise der großen ostdeutschen Familie, bis irgendwann die Stunde des Abschieds schlug.
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