|
Israel steht Kopf: Vordergründig, weil Ministerpräsident Ehud Olmert während seines Deutschland-Besuchs in einem Fernsehinterview sein Land in die Reihe der Atommächte gestellt hatte. Alarmiert sind die Israelis, weil sie aus der Entwicklung herauslesen müssen, daß die USA ihre Nahost-Politik ändern werden - nicht zum Vorteil Jerusalems.
Bisher war Israel "faktische Atommacht". Die bekannt gewordenen Details aus der Zusammenarbeit mit Südafrika bei der atomaren Rüstung, mindestens ein gemeinsamer Atomtest und die Aussagen des ehemaligen Mitarbeiters in einem Atomzentrum Mordechai Vanunu hatten ausreichend gesicherte Hinweise auf die nukleare Bewaffnung des Landes gegeben - doch in seiner offiziellen Haltung nach hatte sich Israel ganz den Garantieversprechen seiner Schutzmächte anvertraut.
Der Statusübergang von einer faktischen zur offiziellen Atommacht verändert die diplomatischen Positionen grundsätzlich. Die Bevölkerung in Israel trifft dieser Positionswechsel unvorbereitet. Selbst Shimon Stein, der israelische Botschafter in Deutschland, fand keine Antwort auf die Nachfragen von Journalisten.
Bei seinen jüngsten Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush und Außenministerin Condoleezza Rice in Washington hatte der dort wenig angesehene Olmert die "Ohren des Wolfes gesehen", wie ein spanisches Sprichwort sagt. Offenkundig wird, daß Bush in die Lösung der Probleme mit dem Irak, dem Iran und Syrien auch die Palästina-Frage einbeziehen wird. In den USA wird offen debattiert, daß der Präsident die letzten beiden Jahre seiner Amtszeit wenigstens mit Fortschritten im Nahost-Friedensprozeß abschließen will, um das Debakel des Irak-Krieges zu überdecken. Olmert, dem klar wurde, daß die USA jetzt auch Entscheidungen zu Lasten Israels nicht mehr auslassen werden, blieb nur die Flucht nach vorn - auch der designierte US-Verteidigungsminister Gates verweist inzwischen offen auf die nukleare Bewaffnung Israels. |
|