|
Im "Haus des Deutschen Ostens" (HDO) in München stellte der Ostdeutsche Kulturrat die nunmehr abgeschlossene Studienbuchreihe: "Vertreibungsgebiete und Vertriebene" vor. Bei dieser Gelegenheit wandte sich die Hauptrednerin, die im Kabinett des Freistaates auch für Vertriebenen- und gesamtdeutsche Fragen zuständige bayerische Sozialministerin Christa Stewens, nachdrücklich gegen Tendenzen, die Vertreibungen der Deutschen nach 1945 einfach hinzunehmen und zu akzeptieren.
Die zwölf Bände dieser umfassenden Dokumentation der "Stiftung Ostdeutscher Kulturrat" erfassen geschichtliche Fakten, die Tragödie von Flucht, Vertreibung, Aussiedlung und Entrechtung von rund 16 Millionen Ost- und Sudetendeutschen sowie Deutschen aus Osteuropa und Südosteuropa.
Bei der Pressekonferenz stellten sich der Diskussion außer Frau Stewens auch der Verleger Dr. Herbert Fleissner von der Langen Müller Herbig Verlags gruppe (eine der mit insgesamt 15 namhaften Buchverlagen großen deutschsprachigen Verlagsgruppen mit Firmensitzen in München, Stuttgart, Wien und Luzern), der Präsident des Ostdeutschen Kulturrates, Professor Dr. Eberhard G. Schulz, und der Moderator Dr. Norbert Matern, Vorsitzender des Präsidiums des Hauses des Deutschen Ostens und Vorsitzender des mitveranstaltenden Presse Clubs München.
Frau Stewens bescheinigte der von Professor Dr. Wilfried Schlau initiierte Buchreihe, große historische und kulturelle Zusammenhänge aufzuzeigen. Sie stellte die Forderung auf, die Nationen in aller Welt müßten ohne Wenn und Aber das akzeptieren, was bei den Vereinten Nationen längst als Standard festgelegt sei, daß Vertreibungen nicht stattfinden dürften. Diese seien "Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und dies unabhängig von historischen Kausalitäten". Die bayerische Staatsregierung stehe weiterhin, wie von Anfang an, für ein Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin.
Mit der Studienbuchreihe werde, so Christa Stewens, "vorbildliche Dokumentationsarbeit geleistet", unter Berücksichtigung aller Vertriebenengruppen. Die Ministerin dankte dem Verleger Dr. Fleissner, Professor Dr. Schulz und dem Direktor des Hauses des Deutschen Ostens, Dr. Ortfried Kotzien, der zu den Autoren der Buchreihe gehört, für das von ihnen gezeigte großes Engagement. Kotzien stehe für die Kompetenz des Hauses mit seiner über Europa hinausreichenden Ausstrahlung, dem vielfältigen Veranstaltungsprogramm und der größten Spezialbibliothek des deutschen und europäischen Ostens mit rund 70000 Bänden. Das HDO wirke als stets aktiver Ideen- und Impulsgeber für Freundeskreisen und Verbände, Heimatgruppen und Jugendorganisationen. Nicht wegzudenken sei es auch im Bereich der Lehrerfortbildung.
Besondere Aufmerksamkeit wurde in der Diskussion dem Buchverleger Dr. Fleissner zuteil. Der aus Eger im Sudetenland stammende Träger des "Großen Kulturpreises" der Sudetendeutschen Freundeskreis, der "Ehrenplakette um Verdienste für den Deutschen Osten" und des "Österreichischen Ehrenkreuzes für Kunst und Wissenschaft" trägt als stellvertretender Bundesvorsitzender in der Sudetendeutschen Freundeskreis maßgebliche Verantwortung. Vor zahlreichen Pressevertretern protestierte er gegen die Verfälschung des Begriffes "Ostdeutschland" für in Wirklichkeit mitteldeutsche Landschaften. Ostdeutsch seien Ostdeutschland, Pommern, Schlesien und alle Provinzen, deren Geschichte nicht zubetoniert werden dürfe.
Zitiert wurde in der Aussprache von einem Teilnehmer unter anderem der jüdische Verleger Victor Gollancz mit seinem Protest gegen die Vertreibungen der Deutschen: "Sofern das Gewissen der Menschheit jemals wieder empfindlich werden sollte, werden diese Vertreibungen als die unsterbliche Schande aller derer im Gedächtnis bleiben, die sie veranlaßt oder sich damit abgefunden haben".
Die zwölf Bände sind bei LangenMüller erschienen und auch einzeln erhältlich (Kosten: zwischen 9,90 und 29,90 Euro) und tragen die Titel: "Die Sudetendeutschen" (Fritz Peter Habel), "Die Rußlanddeutschen" (Alfred Eisfeld), "Die Deutschen im Posener Land und in Mittelpolen" (Joachim Rogall), "Die Deutschen zwischen Karpaten und Krain" (Ernst Hochberger, Anton Scherer, Friedrich Spiegel-Schmidt), "Die Donauschwaben" (Ingomar Senz), "Die Deutschbalten" (Wilfried Schlau), "Schlesien und die Schlesier" (Joachim Bahlcke), "Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen" (Konrad Gündisch), "Pommern und Ostbrandenburger" (Eberhard Völker), "Ostdeutschland und Westpreußen und die Deutschen aus Litauen" (Peter Mast), "Die Umsiedler" (Ortfried Kotzian) sowie "Die Ostdeutschen - Eine dokumentarische Bilanz 1945 bis 1995" (Wilfried Schlau).
Im Band 10 der Studienbuchreihe, "Ostdeutschland und Westpreußen und die Deutschen aus Litauen", von Peter Mast werden nach dem Prolog "Preußenland" sechs Kapitel behandelt: Deutscher Orden, Herzogswürde und Kurhut, Königskrone, Von Preußen in das Kaiserreich (bis Ende des Ersten Weltkrieges), Republik und Führerstaat (1918 bis 1945), Epilog: Zwischen gestern und morgen (Ost- und Westpreußen in polnischer und sowjetischer Hand, Ost- und Westpreußen ohne die Heimat, Die Deutschen aus Litauen).
Im Band 12, "Die Ostdeutschen - Eine dokumentarische Bilanz 1945 - 1995", von Wilfried Schlau werden unter anderem untersucht "Der Zusammenbruch des deutschen Ostens", "Ausweisung als Schicksal und Aufgabe", "Eine moderne Völkerwanderung" und "Die Farbigen der Bundesrepublik". Wilfried Schlau erweckt Interesse mit der Frage ab Seite 175 "Kehren die Deutschen in den Osten zurück?"
"Verbrechen gegen die Menschlichkeit" |
|