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Ende 1751 beauftragte Kaiserin Maria Theresia - eigentlich "nur" Königin von Ungarn und Böhmen, denn Kaiser war ihr Gemahl Franz Stephan von Lothringen - den General-Feldzeugmeister Graf Daun mit der Einrichtung einer Militärakademie: "Mach er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer darauß". Der Lehrbetrieb in der Burg von Wiener Neustadt wurde 1752, also vor 250 Jahren, aufgenommen. Die von Kaiser Franz Joseph in "Theresianische Akademie" umbenannte Anstalt ist somit die älteste Militärakademie der Welt.
Mit der Gründung wurde den sich wandelnden Erfordernissen Rechnung getragen. Waren davor die kaiserlichen Feldherren gewissermaßen "Generalunternehmer" gewesen - der letzte und bedeutendste dieses Typs war Prinz Eugen von Savoyen -, kristallisierte sich allmählich die Notwendigkeit einer einheitlichen und gründlichen Offiziersausbildung heraus. Zu den Motiven zählten nicht zuletzt aber auch die (für das Reich letztlich so verhängnisvollen) Rivalitäten der deutschen Fürstenhäuser.
Die Akademie "produzierte" zwischen 1752 und 1918 über 11.000 Offiziere, von denen viele in hohe und höchste Ränge aufstiegen. In der "Ersten Republik" wurde der Offiziersnachwuchs für das Bundesheer, eine kleine Berufsarmee, zunächst in Enns ausgebildet, und erst 1934 übersiedelte man wieder nach Wiener Neustadt. 1938 wurde die Akademie in eine Reichs-Kriegsschule umgewandelt, zu deren erstem Kommandanten ein Oberst bestellt wurde, von dem man später noch mehr hören sollte. Sein Name: Rommel.
Für das 1955 mit allgemeiner Wehrpflicht neu geschaffene Bundesheer der "Zweiten Republik" erfolgt die Offiziersausbildung seit 1958 wieder in der Wiener Neustädter Burg. Neben Berufsoffizieren spielen im Bundesheer auch Miliz-Offiziere eine Rolle, die sich als "Einjährig Freiwillige" und durch Waffenübungen qualifizieren. Größtes Problem ist heute die in fast 30 Jahren sozialistischer Dominanz betriebene Aushungerung des Heeres-Budgets, was sich insbesondere bei schwerem Gerät bemerkbar macht.
Die 250-Jahr-Feier der Theresianischen Akademie war mit der Angelobung (Vereidigung) der neuen Leutnants kombiniert. Traditionsgemäß trägt jeder Jahrgang den Namen einer bedeutenden Persönlichkeit oder eines wichtigen Ereignisses der österreichischen Militärgeschichte. Der in diesem Jahr an die Truppe überstellte Jahrgang heißt "Sachsen-Coburg" nach Feldmarschall Prinz Friedrich von Sachsen-Coburg (1737-1815). Der Prinz hatte sich schon im Siebenjährigen Krieg und im Bayrischen Erbfolgekrieg als kaiserlicher Offizier bewährt und gewann 1789 im Banat entscheidende Schlachten gegen zahlenmäßig stark überlegene türkische Verbände. 1794 nahm er seinen Abschied, weil er die von ihm geforderte offensive Strategie gegen Napoleon beim Wiener Hof nicht durchsetzen konnte.
Wiener Neustadt selbst blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück: Die Gründung 1194 durch den Babenberger Herzog Leopold V. wurde mit einem Teil des Lösegeldes für den gefangenen englischen König Richard Löwenherz finanziert. Die quadratische Burg mit ehemals vier Ecktürmen stellte einen damals neuen Typ von Wehranlage dar. Sie wurde vom Habsburger Herzog Friedrich V. - später als Friedrich III. zum Kaiser gekrönt - zur Residenz ausgebaut und durch die spätgotische St. Georgskirche ergänzt. Deren gemalte Fenster, die zu den bedeutendsten Kunstwerken der Zeit zählen, überlebten dank Auslagerung die Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs. In der Wiener Neustädter Burg wurde Maximilian I., "der letzte Ritter", geboren und seinem Wunsche gemäß dort auch begraben - nicht in der Innsbrucker Hofkirche, wie oft fälschlich angenommen wird! Wegen ihrer in allen Zeiten der Not bewährten Anhänglichkeit an den rechtmäßigen Landesherrn erhielt Wiener Neustadt den Beinamen "die allzeit Getreue" ("semper fidelis").
Stadt und Burg wurden mehrmals durch Erdbeben schwer beschädigt und jedesmal wieder aufgebaut. Die Region war schon zu Zeiten der Monarchie ein Zentrum der Waffenproduktion und auch der beginnenden Flugzeug-Industrie gewesen. Während des Zweiten Weltkriegs bezog die Luftwaffe einen großen Teil ihrer Maschinen aus den Fabriken in und um Wiener Neustadt. Ab 1943 kam allerdings auch diese Stadt in Reichweite alliierter Bomber und wurde 1944/45 zu 90 Prozent zerstört. Die Burg brannte Ende April 1945 völlig aus, wurde aber bald nach Kriegsende restauriert und schließlich für die alte Zweckwidmung eingerichtet.
Militärakademie Wiener Neustadt: Vor 250 Jahren gab Maria Theresia den Bau der "Offiziersschmiede" in Auftra |
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