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Rund 450 Vertriebene aus Nordrhein-Westfalen hatten sich unlängst in Düsseldorf zusammengefunden, um an das 50jährige Bestehen der Charta der deutschen Heimatvertriebenen zu erinnern. Eingeladen hatte der BdV-Landesverband NRW unter Führung seines bewährten Vorsitzenden Hans-Günther Parplies unter dem Leitwort "50 Jahre Charta der Vertriebenen Politik für das neue Jahrhundert".
Parplies wies auf einen massiven Mangel im allgemeinen Bewußtsein hin, das die Charta ausschließlich unter dem Aspekt des Verzichts auf Rache und Vergeltung wahrnehme, die bisher unerfüllten Forderungen der Vertriebenen aber nur unzureichend berücksichtige. Es sei nach 50 Jahren an der Zeit, "daß das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird". Mit dieser Veranstaltung wolle man die Charta nicht nur selektiv betrachten, sondern auch die Ansprüche an die deutsche und europäische Politik erneut geltend machen.
Eine umfangreiche Würdigung der Charta, verbunden mit heftiger Kritik an den politischen Versäumnissen gegenüber den Vertriebenen, übte der thüringische Landesvorsitzende und BdV-Präsidialmitglied Dr. Paul Latussek: "Der damals ausgesprochene Verzicht auf Rache und Vergeltung war, ist und bleibt uns heilig, heute genauso wie vor 50 Jahren. Es ist darum in höchstem Maße unmoralisch, wenn dieser Verzicht auf Rache und Vergeltung der deutschen Heimatvertriebenen von vielen deutschen Politikern gleichgesetzt wird mit einem Verzicht auf ihre Rechte.
Die deutschen Heimatvertriebenen haben niemals auf ihre Rechte verzichtet." Latussek würdigte die Charta als "ein von einer einmaligen Weitsicht getragenes politisches Dokument, das wie kein anderes den Willen zum Frieden, zu einem geeinten Europa als Rechtsgemeinschaft und den Willen zur Anerkennung und Durchsetzung des Völkerrechts und der Menschenrechte zum Ausdruck brachte. Es liegt nicht an den Heimatvertriebenen, wenn Polen und die tschechische Republik heute große Probleme haben, die Völkerrechts- und Menschenrechtsnormen im Rahmen ihres Beitritts in die EU zu erfüllen, wenn sie es bisher versäumt haben, die zur Versöhnung ausgestreckte Hand der Vertriebenen zu ergreifen, und wenn in beiden Ländern immer noch die Meinung besteht, daß der Beitritt auch mit einer weiteren Diskriminierung der deutschen Heimatvertriebenen zu erreichen sei. Europa hat nur eine Chance, auf Dauer zu bestehen, wenn es sich als Rechtsgemeinschaft für alle versteht, und deshalb gehören Polen, Tschechien und Slowenien nicht in die Europäische Union, solange Deutsche diskriminierende Gesetze wie die Enteignungsdekrete in Polen, die Benesch-Dekrete in Tschechien und die Avnoj-Dekrete in Slowenien noch Gültigkeit besitzen."
Latussek forderte die deutsche Politik auf, sich endlich von ihrer Demutshaltung gegenüber den westlichen Siegermächten zu befreien und die Ungleichbehandlung von Opfern nicht länger hinzunehmen. Latussek weiter: "Daß deutsche Politik ausländische Zwangsarbeiter mit Milliardenbeträgen entschädigen will, ohne in gleicher Weise die Rechte der über eine Million deutschen Zwangsarbeiter zu berücksichtigen, kennzeichnet die Würdelosigkeit deutscher Politik." Markus Patzke
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