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Adieu Standort Deutschland

 
     
 
Was ist das Besondere am Standort Deutschland? Was könnte ihn für Investoren so attraktiv machen, daß sie lieber hier als anderswo Arbeitsplätze errichten oder zumindest nicht abbauen?

Die Obstbäume im alten Land nahe Hamburg zählen wohl nicht zu den herausragenden Standortfaktoren - auch wenn die an ihnen reifenden Früchte zweifellos zum Leckersten und Bekömmlichsten ihrer Art gehören. Selbst ihre Erzeuger nähren sie eher schlecht als recht; die Preise seien so tief gefallen, daß der Anbau sich kaum noch lohne, hörten wir bei sommerlichen Ausflügen in das Land hinter dem Elbdeich immer wieder von den Obstbauern.

Dennoch weigern sich einige von ihnen hartnäckig, ihren angeblich so unrentablen Grund an den benachbarten Airbus-Konzern zu verkaufen - zum stolzen Preis von über 60 Euro pro Quadratmeter. Die Flugzeugbauer wollen ihr Werk in Hamburg-Finkenwerder ausbauen, müssen aber für den neuen Super-Jet A 380 die Start- und Landebahn verlängern.

Im Verkaufs- und Enteignungspoker verbuchten die Airbus-Gegner zunächst einen Etappensieg. Die meisten verkauften
dann doch, als die Preise hoch genug geschraubt waren. Am Ende sind jetzt drei störrische Eigentümer übrig, darunter die evangelische Kirchengemeinde, die ein unbebautes und ansonsten ziemlich nutzloses Grundstück als Blockadewaffe einsetzt - reichlich unchristlich, wie die zuständige Bischöfin Jepsen meint.

Ob, wann und zu welchen Konditionen es vielleicht doch noch zu einem Verkauf oder einer Enteignung kommt, hat nicht nur für die direkt Betroffenen Bedeutung. Für die engere Region geht es kurzfristig um 100, mittelfristig um einige tausend hochqualifizierte Arbeitsplätze, für rund 300 mittelständische Zulieferer langfristig um die Existenz. Wie das Hamburger Oberverwaltungsgericht angesichts solcher Perspektiven dazu kommen konnte, ein öffentliches Interesse am Airbus-Ausbau zu verneinen, entzieht sich dem gesunden Menschenverstand.

Darüber hinaus aber hängt von diesem Fall das Renomée des Standorts Deutschland insgesamt ab. Sollten sich tatsächlich ein paar sture Obstbauern, tatkräftig unterstützt von weltfremden Kirchenvorstehern und Verwaltungsrichtern, gegen den "Rest der Welt" durchsetzen, wird sich künftig jeder internationale Investor noch genauer als bislang schon überlegen, ob er mit seinem Kapital nicht lieber in eines unserer Nachbarländer gehen und dort Arbeitsplätze schaffen soll. Im Ausland, wo die Hamburger Vorgänge aufmerksam verfolgt werden, könnte man zu der Auffassung gelangen, die Deutschen hätten es wohl nicht nötig, sich um Wachstum und Arbeitsplätze zu bemühen.

Besonders aufmerksame Blicke richten sich aus Frankreich auf Finkenwerder. In Toulouse, am Fuße der Pyrennäen, sähe man die für Hamburg vorgesehenen Produktionsanteile lieber bei sich angesiedelt. Hartnäckig halten sich Gerüchte, südfranzösische Kommunalpolitiker seien den Startbahngegnern im Alten Land weit über alle rechtlich und moralisch vertretbaren Maße hinaus zu Diensten gewesen, etwa mit vertraulichen Informationen, wo man am besten Grundstücke zu Blockadezwecken kaufen sollte. Selbst Airbus-Konkurrent Boeing im fernen Seattle (der gerade einen sicher gewähnten Milliarden-Auftrag an die Europäer verloren hat) soll "selbstlose" Helfer mit mehr als "einer Hand voll Dollars" an die Elbe entsandt haben. Noch findet der Standort D. also internationale Beachtung. wenn auch nicht in unserem Sinne. Juliane Meier

Im Visier: Der Ausbau des Airbus-Werks in Hamburg-Finkenwerder erregt die Gemüter - siegt der Erhalt dörflicher, landwirtschaftlicher Strukturen oder der Aufbau neuer, für die Zukunft des ganzen Landes wichtiger Arbeitsplätze?
 
     
     
 
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