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Es gibt sie noch, die jungen Menschen, die sich Sorgen um die Zukunft Deutschland machen. Volker Kempf, geboren 1968 und Diplomsozialwissenschaftler, beweist das mit seine Buch "Stigma deutsch" (Haag u. Herchen, Frankfurt, 2000).

Kempf bezieht sich darin auf Eving Goffman, der festgestellt hat, daß neben allgemei negativ bewerteten Merkmalen, wie zum Beispiel "vorbestraft", auch die Zugehörigkeit zu einer Nation als "Stigma" gelten kann. Wenn man davon ausgeht daß in der Soziologie
unter "Stigmatisierung" die Diskriminierung von einzelne und Gruppen durch Zuordnung bestimmter von der Gesellschaft negativ angesehener Merkmal verstanden wird, dann ist Kempf recht zu geben, wenn er die Frage aufwirft, ob heute die Deutschen diskriminiert werden, und zwar vor allem von Deutschen selbst, was sich in "Deutschland verrecke!" an Häuserwänden niederschlägt.

Kempf sieht die Quelle dieser Stigmatisierung in der Kollektivschuldthese, die de Schweizer Wegbereiter der modernen Tiefenpsychologe Carl Gustav Jung in den Jahren 1945/4 unter die Leute brachte. Damals war Deutschland, das in Jahrhunderten Großartiges zu Weltkultur beigetragen hatte, "mit dem Nationalsozialismus so tief gefallen, wie e kaum ein anderes Land fertigbrachte" (Kempf). Jung habe damals gesagt, die Unterscheidung "zwischen anständigen und unanständigen Deutschen" sei schlich falsch. Alle seien schließlich "bewußt oder unbewußt aktiv oder passiv an de Greueln beteiligt" gewesen, und deshalb sollten die Deutschen "zur Anerkennun dieser Schuld" gebracht werden.

Die Thesen Jungs waren zur gleichen Zeit bereits Bestandteile der Politik de Siegermächte, bis diese hinter den neuen Erfordernissen des Kalten Krieges zurücktraten Diese Thesen blieben jedoch latent in der internationalen und auch in der innerdeutsche Politik. Durch ihre Unterordnung unter politische Nützlichkeitserwägungen verloren si jedoch mehr und mehr ihre moralische Grundlage und gerieten zur politischen Agitation un Schlagwaffe mit pseudomoralischer Begründung und zu Stigmatisierungsstrategien.

Kempf verweist darauf, daß bereits 1978 der Sozialdemokrat und ehemalige Direktor de Hamburger Weltwirtschaftsarchivs Professor Heinz-Dietrich Ortlieb bemerkte: "Fü viele ist ein vermuteter Neonazismus auch nur deswegen interessant, weil er als diffamierendes Schimpfwort gegen diejenigen verwendbar ist, die zahlreichen Zeitgenosse politisch unpassend und hinderlich erscheinen. So muß er notfalls erfunden oder ga künstlich inszeniert werden, damit man sich empören und von den eigenen Machenschafte ablenken kann."

Die von "Gutmenschen" praktizierte politische Korrektheit ist nach de Wiedervereinigung in einen engen Zusammenhang mit dem Mythos vo "Antifaschismus" getreten, den die vom Volk gestürzten Kommunisten zu Wiederaufbereitung der Trümmer ihrer ideologischen, politischen und wirtschaftliche Ideologie einsetzen. Bis das Volk mit seiner friedlichen Revolution dem kommunistische Totalitarismus ein Ende machte, stigmatisierten die "Friedenskämpfer" und ihr Mitläufer in Ost und West die der freiheitlich demokratischen Grundordnung verpflichtete Gegner des Kommnismus als "Kalte Krieger", "Ewiggestrige" un "Revanchisten".

Heute ist der konformistische Druck in Deutschland fast noch stärker als in de Jahren, in denen die kommunistische Gefahr, gestützt auf die atomar bewaffnet Sowjetunion, wenigstens denen vor Augen stand, die sehen wollten. Heute wird jeder, de ein demokratisches Nationalbewußtsein als Grundlage einer gemeinsamen Zukunft Europa verlangt und sich zu konservativen Lebensauffassungen als Voraussetzung dazu bekennt, in die Nähe des Neonazismus, des Faschismus oder des "Rechtsextremismus" gerückt zu denen er zumindestens eine "Brückenfunktion ausübt, und deswegen als "gefährlich" eingestuft.

CDU und CSU müssen erkennen, daß sich diese Agitation auch gegen sie richtet un nicht nur gegen solche, die sie als politische Konkurrenten ansehen. Schon wird die Erörterung der Zuwanderung im Wahlkampf von der SPD als "in höchstem Maß unanständig" bezeichnet und den Bürgern vorgeschrieben, womit sie sich nicht zu beschäftigen haben. Wenn Jörg Haider sich als Jogger abbilden läßt, ist das für eine eifrigen "Rechtsextremismusforscher" Ausdruck für den "Macho-Typus" und den Sozialdarwinismus der Nationalsozialisten. Ähnliches ist über den joggende Außenminister Fischer allerdings noch nicht zu lesen. Womit deutlich wird, daß fü politisch korrekte "Gutmenschen" nicht entscheidend ist, was gesagt oder geta wird, sondern allein, wer etwas tut oder sagt. Genau das aber entlarvt die Stigmatisierun als Instrument zur politischen Herrschaftsausübung. Darauf hinzuweisen ist das Verdiens des Buches von Volker Kempf.


 
     
     
 
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