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Aus der Seele gesprochen

 
     
 
Vera Lengsfeld, ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin und langjährige Bundestagsabgeordnete, ist überzeugt: "Deutschland kann mehr als seine Politiker, denen in den letzten 15 Jahren kein einziges politisches Projekt wirklich geglückt ist." In ihrem aktuellen Buch "Neustart", das den langen Untertitel "Was sich in Politik und Gesellschaft ändern muß. Umdenken lohnt. Freiheit und Fairneß statt Gleichheit und Gerechtigkeit" trägt, spricht sie vielen frustrierten Bürgern aus der Seele. Lengsfeld, die zwei Söhne hat, weiß auch aus den Erfahrungen ihrer noch jugendlichen Kinder, wie schwierig es ist, die heutige Bundesrepublik Deutschland
zu verstehen und zu lieben.

Die 1988 aus der DDR nach England ausgewiesene Politikerin war von 1990 bis 2005 Mitglied des Bundestages. Erst bei den Grünen, wechselte sie 1996 zur CDU, doch zahlreiche in "Neustart" geschilderte Erlebnisse aus der Welt der Politik zeigen, wie sie bei ihren Versuchen, mit Argumenten statt mit Parteiprogrammen zu überzeugen, gescheitert ist.

Lengsfeld kann trotz ihrer eigenen Politikkarriere nicht begreifen, warum die Parteien nicht merken, daß sie mit ihrem Tun Deutschland an die Wand fahren. Die Bürger hätten keine Lust mehr, ständig enttäuscht zu werden, und sie wenden sich - wie aktuelle Zahlen belegen - von den Parteien ab.

Die einstige Abgeordnete klagt über die zu hohe Staatsquote in Deutschland und führt die Nachteile von zuviel Gerechtigkeit an, welche in unserem Land die Freiheit längst erstickt habe. "Dabei wird eine schamlose Ausbeutung der Leistungsträger anstandslos in Kauf genommen. Schließlich soll die geforderte Umverteilung ja der Gerechtigkeit dienen."

Gewerkschaftern und 68ern werden von der Autorin ziemlich scharf die Leviten gelesen. Aber auch in anderen Bereichen weist sie auf Fehlverhalten hin. Die von Rot-Grün ins Leben gerufene und von der Großen Koalition anstandslos übernommene Energiepolitik ist für die 1952 in Thüringen Geborene der reinste Wahnsinn. Genauso wie der Länderfinanzausgleich und der Aufbau Ost. Vor allem der Milliardentransfer in die neuen Länder ist für die Mitteldeutsche nicht logisch nachvollziehbar. "Heute gleichen die neuen Länder Ostereiern am festlichen Strauß: außen leuchtend bunt bemalt und schön, innen leider hohl."

Auch zur Globalisierung äußert sich die Autorin, sieht aber keine Alternative zu ihr und meint, daß Deutschland, wenn es richtig aufgestellt wäre, auch in diesen Zeiten bestehen würde.

Doch anstatt sich zu öffnen, würde dem Versuch, gleiche Lebensverhältnisse um jeden Preis zu schaffen, nachgetrauert, würde "noch vor den Gefahren des Kapitalismus gewarnt, der nunmehr konkurrenzlos seine Raubtiernatur offenbare. Dabei wird übersehen, daß die Bilanz des Kapitalismus insgesamt sehr positiv ist. Die Welt hat ihre Pro-Kopf-Produktion seit 1820 verzehnfacht. In Westeuropa und den USA ist der Wohlstand sogar um das 20- bis 30fache gestiegen."

In Ländern, in denen das Umverteilungsexperiment voll ausgelebt wurde, seien Diktatur und Verarmung der ganzen Gesellschaft die Folge gewesen.

"Es ist richtig, daß Geld frei und unabhängig macht, aber eben nur selbst verdientes Geld", so Lengsfeld abschließend, die in ihrem Buch interessante, neue Wege für Deutschland aufzeigt. Fritz Hegelmann

Vera Lengsfeld: "Neustart! Was sich in Politik und Gesellschaft ändern muß. Umdenken lohnt. Freiheit und Fairneß statt Gleichheit und Gerechtigkeit", Herbig, München 2006, geb., 207 Seiten, 16,90 Euro 5984
 
     
     
 
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