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Vierzehn Berliner Sammlungen haben sich erstmals zu einem Projekt zusammengeschlossen und zeigen noch bis zum 29. September im Alten Museum Schätze aus ihren Beständen von Architekturzeichnungen. Museen, Archive, Bibliotheken und andere wissenschaftliche Einrichtungen wie etwa die Technische Universität Berlin , das Kupferstichkabinett, das Bauhaus-Archiv, das Stadtmuseum Berlin oder das Archiv der Akademie der Künste haben Zeichnungen von Architekten gesammelt, deren Präsentation unter dem Titel "Die Hand des Architekten" nun zum einen die Qualität der Sammlungen offenbaren, zum anderen aber auch die Entwicklung Berlins in mehr als zwei Jahrhunderten zeigen soll. Neben tatsächlich existierenden Bauten finden sich auch Zeichnungen solcher Bauwerke, die nicht verwirklicht oder die zerstört oder verändert wurden.
Mehr als 300 Zeichnungen, etwa 15 Modelle sowie Fotografien, Archivalien und zeitgenössische Publikationen sind in der Ausstellung zu sehen, die in fünf topograpische Bereiche aufgeteilt ist: Pariser Platz, Leipziger und Potsdamer Platz, Alexanderplatz, Spreebogen und Spreeinsel. Namen wie Schinkel, Stüler, Langhans, Gropius, Messel und Scharoun sind ebenso zu finden wie die der Ostdeutschland Erich Mendelsohn und Max und Bruno Taut. Den Brüdern aus Königsberg, die das Gesicht der Stadt Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt haben, sind in jüngster Zeit auch mehrere Publikationen in dem renommierten Gebr. Mann Verlag, Berlin, gewidmet.
Bruno Taut (1880-1938), der sich nicht nur als Architekt, sondern auch als visionärer Schriftsteller einen Namen gemacht hat, publizierte 1919 sein erstes Buch: Die Stadtkrone (mit Beiträgen von Paul Scheerbart, Erich Baron, Adolph Behne und einem Nachwort zur Neuausgabe von Manfred Speidel, 144 Seiten und 42 Seiten, mit 84 Abb., geb. mit farbigem Schutzumschlag, 98 €), das jetzt als Reprint herausgekommen ist. Taut schildert darin seine Vision einer "gesunden Stadt", die von einem zweckfreien Kristallbau gekrönt wird. Mit dieser Schrift beeinflußte der Königsberger nicht zuletzt auch Kollegen wie Hans Scharoun oder Le Corbusier. Anders als sein Bruder Bruno war Max Taut (1884-1967) eher wortkarg und äußerte sich mehr durch seine Entwürfe, überzeugte durch seine Bauten, die Fachleute als streng und sachlich bezeichnen. Darüber kann man sich in dem 1932 in der Reihe "Neue Werkkunst" zuerst erschienenen Band Max Taut - Bauten informieren (mit einer Einleitung von Alfred Kuhn und einem Nachwort zur Neuausgabe von Roland Jaeger, geb., 98 €). Aufnahmen namhafter Fotografen dokumentieren das Werk des Königsbergers aus den Jahren 1927 bis 1931: den Verwaltungsbau der Reichsknappschaft, das Dorotheen-Lyzeum in Köpenick, den Schulkomplex in Lichtenberg und die Großbäckerei in Spandau. Dem zuvor in Berlin-Kreuzberg errichteten Verbandshaus der Deutschen Buchdrucker (1924 bis 1926) ist ein Extra-Band gewidmet, in dem Robin Krause die Einflüsse untersucht, die Taut zu seinen Entwürfen bewegten (134 Seiten, zahlr. sw Abb., geb., 34,80 E) . Er nennt dabei vor allem Motive aus der chinesischen Kunst und die Philosophie des Konfuzius, die Taut im Sinne einer Gemeinschaft der Verbandsmitglieder wertete. Wie sehr das Wirken der Brüder noch heute geschätzt wird, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, daß die Bundesarchitektenkammer seit 2001 ein Taut-Stipendium verleiht, einen Architektur- preis, der die Erinnerung an das Werk der Königsberger wachhalten soll. Peter van Lohuizen
Max Taut: Buchdruckerhaus, Verwaltungsgebäude
(Zeichnung, 1924) aus dem besprochenen Band Bruno Taut: Die Stadtkrone. Vision einer "gesunden" Stadt, die ihre Zuspitzung in einer beherrschenden Baugruppe findet Abbildung aus dem besprochenen Ban |
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