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Eine Spur der Gewalt ziehen Befürworter der umstrittenen Anti-Wehrmachtsschau von Jan-Philipp Reemtsma und Hannes Heer durch Hamburg. Wenige Tage vor der Rückkehr der Ausstellung in die Hansestadt überfielen Unbekannte das Haus des Journalisten Rüdiger Proske. Proske ist der wohl prominenteste Kritiker der Schau. "Es war gegen halb drei Uhr morgens, wir hörten nur drei dumpfe Schläge. Dann roch es überall nach Farbe. Meine Frau und ich liefen nach unten ins Zimmer. Überall Glassplitter und Farbspritzer. Mein Auto war völlig demoliert, das meiner Frau beschädigt", so Proske gegenüber dem .
Ausstellungs-Finanzier Reemtsma hat das natürlich nicht gewollt und rief Attentats-Opfer Rüdiger Proske bald darauf an. Auch Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) rief "alle (?) Beteiligten" zur Friedfertigkeit auf.
Der rotgrüne Hamburger Senat fand indes nichts dabei, als Mitveranstalt er des offiziellen Begleitprogramms zum Spektakel gegen die deutschen Soldaten des Weltkriegs etliche ausgewiesenermaßen linksextreme und sogar gewaltbereite Gruppen mit ins Boot zu nehmen. Da ist zum Beispiel auch die "Antifaschistische Gruppe Hamburg" zu finden .
Reemtsma sah sich zu einer Reaktion genötigt und gewährte Rüdiger Proske nun zehn Minuten Redezeit auf der Eröffnungsveranstaltung im Hamburger Schauspielhaus. "Eine seltsame Atmosphäre herrschte dort. Der Bühnensaal war voll besetzt und doch hatte alles etwas von verschworener Gemeinschaft", so Proske. Unter den Vertretern der zahllosen linken Unterstützergruppen saß übrigens auch Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen.
Nicht dabei war Bürgermeister Runde. Auch die CDU hatte niemanden geschickt, obschon die Christdemokraten noch kurz zuvor die Anti-Wehrmachtsschau ausdrücklich begrüßt hatten.
Finanzier Jan-Philipp Reemtsma ließ es sich nicht nehmen, zu Beginn darauf hinzuweisen, daß Rüdiger Proske arg "polemisch" gegen seine Ausstellung vorgegangen sei. Wer will, kann darin den ungeheuerlichen Hinweis vermuten, daß Proske sich den Anschlag auf sein Haus irgendwie auch selbst zuzuschreiben habe, weil er den Mund zu weit aufgemacht hat.
Rüdiger Proske nutzte die knappe Zeit, um der schweigenden Versammlung ein paar bittere Wahrheiten über die Ausstellung mitzugeben: "Sie ist die raffinierteste Darstellung historischer Irreführung, die in unserem Land seit dem Dritten Reich unternommen wurde. Der Führungsstab der Bundeswehr hat eine offizielle Stellungnahme zu der Ausstellung, die sich auf eine amtliche Untersuchung hätte stützen können und müssen, offiziell untersagt. Die Oberste Führung der Wehrmacht kapitulierte vor dem SS-Staat Hitlers. Die Oberste Führung der Bundeswehr vor dem Zeitgeist."
In einem gezwungenermaßen kurzen Abriß skizzierte er die Ausstellung, in der Fälschung Methode zu sein scheint: "Von den ... mehr als 800 Bildern beziehen sich nur etwa zehn Prozent auf Vorgänge, in denen Wehrmacht-Soldaten im Zusammenhang mit möglichen Verbrechen zu sehen sind."
Von wenigen Unmutsäußerungen abgesehen blieb es mucksmäuschenstill. Einige wenige hoben am Ende sogar zu Beifall an, wie Proske beobachtete. Sie wurden jedoch vom Redner selbst davon abgehalten, als dieser schloß: "Beifall kann ich in diesem Kreis wohl nicht erwarten. Ich möchte auch meinen Polizeischutz nicht länger warten lassen." Danach hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so Proske.
Er hoffe trotz allem, wenigstens ein paar der Anwesenden zu mehr Nachdenklichkeit angestiftet zu haben. Nachdem der Anschlag auf sein Haus bekannt wurde, hätte ihn ein Flut von Anrufen, Briefen und Telegrammen erreicht, die Mut machten. "Interessant ist allerdings auch, wer nicht angerufen hat", bemerkt Proske. So etwa Bürgermeister Runde oder die SPD, der er bis Herbst vergangenen Jahres 23 Jahre angehört hatte. Auch von der FDP und der CDU kam kein Wort: "Allerdings haben mich zwei junge CDU-Mitglieder angerufen und erklärt, daß sie ausgetreten seien wegen des skandalösen Beschlusses, mit dem sich die Christdemokraten hinter die Reemtsma-Veranstaltung gestellt haben."
Für diesen Sonnabend haben zahlreiche Gruppen Demonstrationen angemeldet, von denen zwei wegen links- oder rechtsradikalen Hintergrunds verboten wurden. Die Linken kündigten an, trotzdem zu marschieren und eine genehmigte Pro-Ausstellungs-Kundgebung notfalls für ihre "antifaschistischen" Zwecke zu nutzen
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