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Ein Towarischtsch namens Putin

 
     
 
Ein versierter Spionage-Chef soll für Boris Jelzin die Kartoffeln aus dem Feuer holen

Am 9. August wurde Premierminister Stepaschin überraschend und innerhalb wenige Minuten von Jelzin, der ihn noch wenige Tage zuvor gelobt hatte, entlassen und zu seine Nachfolger Wladimir Wladimirowitsch Putin ernannt. Obwohl er ein ganz anderer Typ mi einem ganz anderen Lebensweg als Jelzin ist, erkor dieser ihn zugleich zu seinem eigene Nachfolger.

Putin trat nach seinem Jura-Studium mit nur 23 Jahren der Spionage-Abteilung des KG bei – ein erstaunlicher Vorgang – und arbeitete nach etlichen Jahren auch in dessen sächsischem Hauptquartier in der zweigeschossigen Villa in der Angelikastraße in Dresden.

Putin spricht fließend
deutsch. Im Sommer 1990 wird er Assistent beim Pro-Rektor de Universität Leningrad, der ihm den Weg zu seinem alten Studienkollegen und Bürgermeiste Sobtschak ebnet. Fünf Jahre später, inzwischen ist er Erster Stellvertretende Vorsitzender der dortigen Stadtregierung, wird er bei den Gouverneurswahlen beschuldigt Immobilien an der französischen Atlantikküste zu besitzen; Putin kontert mit eine 200-Milionen-Rubel-Verleumdungsklage – seltsamerweise wird die ganze Angelegenhei von den Gerichten fallengelassen. Bereits 1993 hatte eine Untersuchungskommission sein Ablösung gefordert: Die für das lukrative Geschäft mit den illegalen Ausfuhren vo Buntmetallen vorgesehenen Lebensmittel-Lieferungen waren irgendwo versandet. Das Geschäf fiel in Putins Zuständigkeit. Doch der sonst so mißtrauische Sobtschak ignoriert die Korruptionsvorwürfe.

Sobtschak verliert die Wahlen. Putin mit seinen guten Beziehungen zu Vizepremie Tschubais (und dessen Kontakten zur Tochter Jelzins) schafft den "Sprung" nac Moskau, wo er stellvertretender Leiter der Allgemeinen Verwaltung in de Präsidial-Administration wird. Noch wichtiger dürfte es für ihn sein, daß er im Somme 1996 den Wahlkampf für Jelzin erfolgreich managt. Zweifellos ist es kein Zufall, daß e bald in der Kreml-Hierarchie weiter befördert wird und im März 1997 sogar zu stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung aufsteigen kann. Ein Jahr und zwe Monate danach ernennt Jelzin ihn zum Ersten stellvertretenden Leiter jener Verwaltung.

Natürlich sind Beziehungen im heutigen Moskau von außerordentlicher Wichtigkeit, abe man muß Putin auch schon größere Fähigkeiten unterstellen – bereits währen seines Studiums wurde er mit den Tributen "Strebsamkeit, Zuverlässigkeit beträchtliches Organisationstalent" charakterisiert. Dieses und seine früher Geheimdienst-Tätigkeit lassen ihn dann im Juli 1998 zum Leiter des Föderale Sicherheitsdienstes ( die russische Spionage-Abwehr, die indes ebenfalls Spionag betreibt) werden und im März dieses Jahre sogar zum Sekretär des allmächtige Nationalen Sicherheitsrates.

Hier fällt er durch seine überaus fundierten Darlegungen zur Drogen-Problematik in Lande auf. Nach seiner jetzigen Beförderung soll er seine Regierung mit den Worte "Liebe Genossen!" angeredet haben – nur ein bloßes Versprechen? Sons fühlt er sich, wie er sagt, als "Soldat". Wohl ist er im letzten Jahr vo Oberstleutnant sehr rasch zum Generaloberst ernannt worden, doch wird er sich primär a seine Arbeit im KGB erinnern:

Anläßlich des 83. Geburtstages von Andropow im Juni – der zwar zwölf Jahre da KGB leitete, aber längst vergessen war – erklärte Putin im Fernsehen, "e würde absolut falsch sein, dieses Datum zu ignorieren. Es scheint, daß eine Gesellschaf Männer wie Andropow benötigt, aufrechte und strenge Persönlichkeiten in ihre moralischen Integrität". Putin schart viele alte KGB-Funktionäre um sich, die Zeiten der Spionage Moskaus dürften gewiß bald neue Blüten treiben!

Zwei gefährliche Versprechungen hat der neue Mann im Kreml bereits gemacht: Einma will er in Dagestan "die Ordnung binnen zwei Wochen wieder herstellen" – selbst wenn dies militärisch tatsächlich gelingen sollte, sind damit die tiefere Ursachen nicht bereinigt. Zugleich sagte er im Glanze seiner neuen Macht: "Nur wen wir es managen, das Leben der Menschen auch nur ein wenig zu verbessern, selbst um wenig Grade, haben wir das moralische Recht in Anspruch zu nehmen, an der Macht zu bleiben."

Im Gegensatz zu Stepaschin wird man Putin kaum als demokratischen Reformer sehe können. Im krassen Unterschied zu Jelzin gilt er als recht besonnen, indes bleibt e letztlich ein Apparatschik, ein Bürokrat. Er besitzt überhaupt nicht das Charisma eine Volkstribuns.Die Frage drängt sich daher auf, ob das Staatsruder wirklich lange Jahre in seinen Händen bleiben wird. Für Jelzin aber wird Putins Nibelungentreue zu ih entscheidend sein, der möglichst viel von ihm und seinem Clan in die nächste Zukunft de Riesenlandes hinüberzuretten versucht.
 
     
     
 
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