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Der Friedhof in Kalkofen, Kreis Lyck, ist der wohl erste deutsche, evangelische Gottesacker, der nach Flucht und Vertreibung wieder hergestellt worden ist. Bis 1995 sah es auf dem Friedhof so wie auf den weiteren rund 3.000 Friedhöfen in Masuren aus. Er war kaum zu erkennen und zu entdecken, und man brauchte schon exakte Karten, um ihn zu finden. Dies wollten die vertriebenen deutschen Bewohner von Kalkofen nicht hinnehmen, und so gründeten sie den "Verein zur Förderung der Deutschen Kulturgüter in Chrzanowen (Kalkofen) e.V." und setzten alles daran, die Gräber ihrer Altvorderen dem Vergessen zu entreißen.
Da der Friedhof unter anderem durch den Kiesabbau bedroht war, ließ der Verein ihn als erstes unter Denkmalschutz stellen. Dann wurde in jährlichen Arbeitseinsätzen das etwa 2.500 Quadratmeter große Areal wieder begehbar gemacht. 32 Grabstellen wurden gefunden, darunter vier Soldatengräber für Gefallene des Ersten Weltkrieges. Die Identifizierung der Toten erwies sich als schwierig, da die Sterbeurkunden für den wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegten Friedhofs, auf dem bis 1945 bestattet wurde, verloren sind. Von einem anderen Privatfriedhof wurden sieben Leichen dorthin umgebettet. Ein zentrales Mahnmal mit Sitzgelegenheiten und ein Tisch aus Findlingen wurden neu errichtet.
In diesem Jahr konnten die Arbeiten endlich abgeschlossen werden und die Wiedereinweihung stattfinden. An der Zeremonie nahmen rund 150 Personen teil, darunter auch die 20 Vereinsmitglieder aus der Bundesrepublik. Bei herrlichem Wetter waren außer den deutschen und polnischen Kalkofenern auch die Bürgermeister und Bewohner der umliegenden Orte sowie eine Berufsschulklasse aus der Kreisstadt Lyck anwesend. Der Verein der deutschen Volksgruppe war mit einer größeren Delegation erschienen.
Nach der Eröffnung der Veranstaltung durch den Vorsitzenden des Vereins zur Förderung der Deutschen Kulturgüter, Reinhard Donder, und dem gemeinsamen Gesang des Ostdeutschlandliedes erhielt der methodistische Pastor Marian Sontowski das Wort zum Gottesdienst. Anschließend sprachen Lycks Zweiter Bürgermeister, Andrezej Zawadzki, der Lycker Landrat, Bernard Walenciej, und der Konservator der Denkmalschutzbehörde des Bezirkes Allenstein, Wiktor Knerzer. Es folgte die Einweihung des Gedenksteins, an dem Vertreter der Stadt Lyck und der deutschen Volksgruppe Blumen niederlegten. Als letzter Höhepunkt wurden zwei Trauerweiden gepflanzt, eine aus der Bundesrepublik Deutschland und eine aus der Republik Polen, um die Verständigung zwischen Deutschen und Polen zu symbolisieren. R. |
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