|
Unter dem Titel "Falsche Bilder in einer Ausstellung" veröffentlichte die polnische Zeitung "Zyzie" ("Leben") einen breitangelegten Beitra über die Antiwehrmachtsschau der Herren Reemtsma, der sein ungeheures Vermögen aus de Produkten des gleichnamigen Hamburger Takakkonzerns bezieht, und Hannes Heer. Nun mutet e gewiß seltsam an, wenn ein Beitrag aus der Feder eines ehemaligen Kriegsgegner Korrekturen an propagandistische n Thesen einer inländischen Ausstellung vorbringt, abe bitte sehr, es gab ähnliche Gesten auch nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, als britische Historiker und verantwortungsbewußte Publizisten die Schmuddeleien eines Mar Tintenfaß über angeblich abgehackte Hände und ausgestochene Augen zurechtrückten Jedenfalls wird in der Ausgabe von "Zycie", die wir in Auszü- gen nachstehen veröffentlichen, auch Bezug auf Hannes Heer, den "Kopf" der Ausstellung genommen. Piotr Gontarczyk, der polnische Autor, hält es für bedeutsam, sich mit de KPD-Mitgliedschaft Heers zu beschäftigen, denn "aus unserer polnischen Sicht wisse wir genau, wenn sich Parteiaktivisten schon mit der Geschichte beschäftigen, nichts dabe herauskommt". Oder jedenfalls nur dies: "Heer will mit allen Mitteln und u jeden Preis seine Thesen beweisen." In der Tat, dieser Eindruck drängt sich mitunte Besuchern auf, doch läßt sich mit hohem und höchstem Segen offizeller und offiziöse Kreise naturgemäß kurzfristig mehr erreichen, als es mit akribischem Aufwand möglic wäre. Aber eben nur kurzfristig. P. F.
"In der Ausstellung ,Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bi 1944 werden Bilder gezeigt, die Verbrechen des NKWD dokumentieren. Die Autoren de Ausstellung wollen nicht zugeben, daß sie die Geschichte fälschen. (...)
Mit Sympathie und Wohlwollen äußern sich die Politiker der traditionellen Linke (SPD), geradezu enthusiastisch ist die postkommunistische PDS. Kein Wunder: Negierung de deutschen Geschichte war das ideologische Fundament der DDR, auch heute noch ist sie ei wichtiges Element des politischen Programms der PDS. Das ganze Unternehmen zerstört nac Auffassung sowohl der einen als auch der anderen die Legende der ,sauberen Wehrmacht und zwinge zu einem weiteren Bruch im Geschichtsbewußtsein der Deutschen. (...)
Bei der Ausstellung handelt es sich weniger um eine ,geschichtliche Zäsur sondern eher um einen ,historischen Schwindel. (...) Einen besonderen Platz in de Ausstellung nehmen erschütternde Bilder ein, die Leichenberge zeigen, vor denen deutsch Soldaten abgebildet sind. Aus den Begleittexten geht hervor, daß diese Fotos au Rußland, Serbien und Polen stammen. Scheinbar zeigen diese Bilder die Opfer und die Täter. Es ist schwer, sich dem dramatischen Eindruck zu entziehen, den diese Bilde hervorrufen. Jedoch stellt das geübte Auge eines Historikers schnell fest, daß die a Boden liegenden Leichen mehrere Tage und sogar Wochen alt sind. In vielen Fällen weise unnatürliche Positionen der Leichen und anatomische Veränderungen darauf hin, daß si exhumiert worden sind. Etwas stimmt hier nicht: Haben die Soldaten der Wehrmacht Dutzend von Personen ermordet, vergraben und nach Wochen ausgegraben, um Fotos zu schießen?
Die Antwort ist sehr einfach: Die wichtigsten Bilder in der Heer-Ausstellun dokumentieren keine Verbrechen der Wehrmacht, sondern zeigen Opfer vo NKWD-Massenverbrechen, die in Ostpolen begangen worden sind. (...)
Weil das Beweismaterial wirklich bescheiden war, entschlossen sich die Ausstellungsmacher, es entsprechend beweiskräftiger zu machen. Die Methoden, mit dene man dies in der Ausstellung und in den begleitenden Veröffentlichungen getan hat, sin vielfältig. Eine dieser Methoden sind die sogenannten Bildgeschichten. Die Kunst besteh darin, die Bilder so zusammenzusetzen, daß sie dem Betrachter den Eindruck vermitteln, e handele sich um eine zusammenhängende Dokumentation eines Verbrechens. So finden wir in der Ausstellung eine Reihe von Aufnahmen, die angeblich die Pazifizierung eines russische Dorfes durch die Wehrmacht dokumentieren. Die Aufnahmen zeigen der Reihe nach die Vertreibung der Zivilbevölkerung, vor allem Frauen und Kinder, aus ihren Häusern. Die letzte Aufnahme zeigt auf dem Boden liegende Leichen. Das Problem besteht aber darin, da dieses Bild anstatt der Leichen der vertriebenen Bauern getötete Soldaten oder Partisane zeigt. Darüber hinaus wurde dieses Bild an einem anderen Ort und zu einem andere Zeitpunkt gemacht als die übrigen. Ein anderes Histörchen ,dokumentiert, wi deutsche Soldaten einer undefinierbaren Formation ein russisches Dorf niederbrennen. Ers das letzte Bild, das die bisher maskierten Täter entlarven soll, zeigt einen lächelnde Wehrmachtssoldaten wie einen Täter am Tatort. Das Problem besteht darin, daß die erste sechs Aufnahmen in einer winterlichen Landschaft mit einer dicken Schneedecke gemach wurden und das letzte im Hochsommer. (...)
Selbstverständlich könnte man meinen, daß die Probleme mit der Ausstellun ,Verbrechen der Wehrmacht ausschließlich Probleme der Deutschen sind. Die Angelegenheit hat aber einen breiteren Kontext, denn die umstrittenen Bilder zeigen Pole aber auch Ukrainer und Juden , die während der sowjetischen Besatzung vo NKWD ermordet worden sind. Fälschung der Umstände, unter denen sie ums Leben gekomme sind, und noch dazu durch einen Kommunisten, bedeutet Verspottung der Geschichte. Heute am Ende des Jahrhunderts, wenn Bücher wie das ,Schwarzbuch des Kommunismus entstehen können, geht es auch darum, beim Vergleich der deutschen und sowjetische Verbrechen ehrliche Maßstäbe einzuhalten.
Kopien derselben Aufnahmen, die Hannes Heer in seine Ausstellung brachte, um Verbreche der Wehrmacht zu dokumentieren, befinden sich in privaten Beständen in Polen sowie in Archiv der Karta und im Archiv der Hauptkommission zur Untersuchung der Verbrechen a polnischen Volk. Diese Bilder sind genau beschriftet sie dokumentiere NKWD-Verbrechen." ("Zyzie", 8. Mai 1999
|
|