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Farbe zum Klingen gebracht

 
     
 
Einen künstlerisch schaffenden Architekten in einem räumlich beschränkten Museum zu zeigen, grenzt beinahe an das Unmögliche – wären da nicht seine Bilder und Skulpturen, mindestens so ausdrucksstark wie seine Treppen, Türen und Tore. Der 1928 in Königsberg geborene Reiner Joppien hatte im Juni im Westpreußischen Landesmuseum zu Münster-Wolbeck adäquaten Raum für seine Kunstwerke gefunden: In 36 Gemälden und sechs Assemblagen wurden Brüche und Zusammenhänge verschiedener Perioden aus den Jahren 1945 bis 1998 gezeigt, wobei besonders der lockere, spielerische Umgang mit künstlerischem Werkzeug
auffiel. Ein umfassender Katalog begleitete diese Ausstellung, die übrigens auch im Kulturzentrum Ostdeutschland in Ellingen zu sehen war.

Reiner Fritz Walter Joppien studierte zwischen 1944 und 1960 in Königsberg, Augsburg und München Kunst und Architektur; Studienreisen führten ihn nach Italien und Frankreich. 1987 wurde sein Abschluss von 1960 noch mal mit Dipl.-Ing. Architekt zertifiziert. In seiner beruflichen Laufbahn hat sich Joppien recht früh für die freischaffende Architektur entschieden, war aber gleichzeitig als Maler und Bildhauer tätig. Der Mitbegründer der Münchener "Gruppe 60" hat u. a. Kirchenfenster, Glasmalereien und Wandmalereien geschaffen, öffentliche Gebäude, Denkmäler und Brunnen entworfen, wertvolle alte Bauten saniert. Auf zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und auch im Ausland konnten seine Arbeiten betrachtet und bewundert werden.

Für die Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen sprechen auch zahlreiche Auszeichnungen wie etwa der Internationale Akademiepreis Mailand 1953, der Burdapreis im Herbstsalon München 1963, sowie diverse Akademiepreise. Für sein denkmalpflegerisches Engagement erhielt der Königsberger 1978 den Preis des Bezirks Mittelfranken und 1989 die Urkunde der Stadt Weissenburg.

Der Bezug zum Kulturzentrum Ostdeutschland erklärt sich einerseits durch die Lage seines Ateliers in den ehemaligen Remisen des Ellinger Schlosses und natürlich andererseits durch den Geburtsort Königsberg. In Ellingen hat Joppien eine Malschule und eine Galerie – in der übrigens Lothar Hyss, der Direktor des Westpreußischen Landesmuseums, den malenden Architekten kennenlernte.

"Frühe Eindrücke dieser imposanten Stadt in urbaner und geistiger Hinsicht hatten prägenden Einfluß auf den Lebensweg von Reiner Joppien", schreibt Jörg Joppien im Vorwort des Kataloges die Beziehung des Künstlers zu seiner Vaterstadt. Und er fügt hinzu: "Die Erlebnisse der Zerstörung geistiger und materieller Werte sowie die Suche nach dem Bestehenden ergaben Erkenntnisse von neuen Zusammenhängen. Daraus folgte der spielerische Umgang mit dem Material, der Farbe und der Form."

Der aufmerksame Betrachter dürfte leicht erkennen, daß Joppiens Interesse nicht unbedingt in der Erschaffung eines optischen Gegenbildes zur sicht- und greifbaren Welt liegt, sondern eher im Sichtbarmachen des Verborgenen und dem Erkennen neuer Beziehungen. Joppien selbst sieht seine Bilder als "werdende" Werke mit "ständiger Offenheit". Auch spricht er von der "Architektur der Musik", wenn er "Farbe zum Klingen" bringen will.

 
     
     
 
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