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Feindbild AntiFa

 
     
 
Revanchistisch und rechtsextremistisch waren die Attribute, ohne die der gemeine Linksextremist nicht auskam, sobald er die deutschen Heimatvertriebenen thematisierte. Nur noch selten sind solche Angriffe zu vernehmen. Der Einbruch der PDS bei den Bundestagswahlen 2002 hat auch nicht gerade zur Weiterentwicklung der Vertriebenenjäger beigetragen.

Dies spiegelte jüngst ein Artikel der linksextremistischen Zeitung Lotta (Nr. 11 2002/2003) wider. Das in Oberhausen erscheinende und in der politisch einschlägigen Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus geführte linksextremistische Organ der NRW-AntiFa wird gestützt durch die vorgeblich gemeinnützige Geschichts
werkstatt Dortmund e.V.

Nomen est omen. Unter dem Titel "Die sogenannten Vertriebenen und die sogenannte Vertreibung" beschreibt Jörg Kronauer, ebenso einschlägig bekannt wie etwa Samuel Salzborn, die deutschen Heimatvertriebenen als "Umgesiedelte", deren "Ausweisung aus Polen" auf der Potsdamer Konferenz "völkerrechtlich verbindlich verordnet" worden sei. "Dabei hatte die Umsiedlung der Deutschen gute individuelle und politische Gründe", so Kronauer. Sie sei "die politische Antwort auf die völkische Außenpolitik ... seit der Reichsgründung 1871".

Bei diesem Geschichtsverständnis verwundert es kaum, daß der Autor sogar das monatelang in den Medien vielbesprochene tschechische Straffreistellungsgesetz von 1946 als Amnestiegesetz auslegt, das die "Vergeltungsakte für von Deutschen erlittenes Unrecht" für rechtmäßig erkläre.

Der Haß auf alles Deutsche sitzt tief, - zu tief um objektiveren Sichtweisen Raum zu lassen. Verbrechen an Deutschen hat es nicht gegeben. Alles, was den Vertriebenen geschehen war, ist noch immer richtig, recht und gut.

Doch das Feindbild geht verloren. Beinahe ungläubig meint Kronauer feststellen zu können, daß die Forderungen des Arbeitskreises Deutsche Zwangsarbeiter "von der deutschen Bundesregierung vorsichtig unterstützt" werden und spielt damit auf die mehr oder weniger willkürliche Gewährung von Sozialleistungen für einige ehemalige deutsche Zwangsarbeiter über das Häftlingshilfegesetz an.

Der Einfluß der Vertriebenenverbände wächst, so Kronauers Vermutung. "Groß und einflußreich" ist vor allem die Freundeskreis Ostdeutschland. Kronauer spricht das Wirre unverhohlen aus: die Vertriebenen arbeiten mit dem deutschen Staat Hand in Hand, um die "deutsche Hegemonie über ganz Europa ungebremst auszudehnen." Hilfreich seien dabei die "weit überdurchschnittlichen Beziehungen" der Vertriebenen zu ihren Herkunftsgebieten. Das dichte Netz der Städtepartnerschaften helfe letztlich beim Ausbau der deutschen Marktposition im Ausland. Staat und Vertriebene zielen damit auf die europäische Nachkriegsordnung, so das reichlich hilflose Resümee des Autors.

Die AntiFa zeigt sich zu unbeweglich für die organisierten deutschen Heimatvertriebenen. Sie will die sich aus der EU-Osterweiterung und dem Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrag von 1991 ergebenden Möglichkeiten nicht nutzen. Partnerschaftsverträge zwischen Kreisgemeinschaften und den kommunalen Administrationen in den Heimatgebieten werden als deutsches Hegemonialstreben und Globalisierungsstütze gewertet. Die früher üblichen Bann- und Fluchsprüche über vermeintliche Revanchisten bleiben aus, da dies auch die deutsch-polnische Freundschaft treffen würde. Die AntiFa ist zu verwachsen in den politischen Fronten und Denkschemata des Kalten Krieges. Das Wild zieht weiter und der Jäger bleibt zurück. Diese Orientierungslosigkeit bringt letzteren in Existenznöte.

Was bleibt, ist die Frage nach der Gemeinnützigkeit der hinter den selbsterklärten Anarchisten stehenden Organisationen, wie etwa der "Geschichtswerkstatt Dortmund". Wie schon gesagt: Nomen est omen, - aber seit wann ist Staatsfeindlichkeit und kreative Geschichtskonstruktion gemeinnützig?
 
     
     
 
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