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Gedanken für Intellektuelle

 
     
 
Es ist Ihnen sicherlich nicht verborgen geblieben: Die Deutschen verblöden. Dies haben jetzt auch Wissenschaftler belegen können: War unser durchschnittlicher Intelligenzquotient (IQ) seit der ersten Messung 1917 kontinuierlich angestiegen, so sinkt er seit 1999 wieder ab, wie der Intelligenzexperte der Uni Erlangen, Siegfried Lehrl, herausgefunden hat.

Politikwissenschaftler könnten daraus eine plausible Begründung für das Wahlergebnis vom September 2005 gewinnen: Weil die Deutschen mittlerweile zu fade belichtet sind, um den Unterschied zwischen Union und SPD zu erkennen, haben sie beide gleichzeitig in die Regierung gehieft. Doch so einfach ist das nicht mit der Intelligenz. Vielleicht haben die Bürger ja auch nur fein erkannt, daß der Unterschied zwischen den beiden Volksparteien
derart mikroskopisch geworden war, daß alles außer „beide zusammen wählen“ oder „beide zusammen abwählen“ Augenwischerei bedeutet hätte.

Und ganz so schlimm ist es mit dem Intelligenzschwund auch gar nicht, denn wir Deutschen sinken aus beträchtlicher Höhe. 2002 haben Wissenschaftler die durchschnittliche Intelligenz von 185 Nationen ermittelt. Ganz vorn liegen die Ostasiaten, dann kommen die Europäer, dann die Amerikaner und schließlich die Afrikaner. Innerhalb Europas halten Niederländer, Deutsche und Italiener die klügsten Köpfe auf den Schultern, die Skandinavier holten aber auf.

Bedenklich ist die deutsche Abwärtsentwicklung dennoch. Sie betrifft vor allem die unteren sozialen Schichten. Der proletarische Bregen vertrocknet den Forschern zufolge insbesondere vor dem Fernseher und auf dem Sozialamt. Weil Millionen Unterschichtler weder Anregungen zum Denken erhielten noch ums Überleben kämpfen müßten, sei bei ihnen oben herum immer weniger Verkehr. Die Forscher wollen uns damit trösten, daß es eine Untergrenze gibt, unter welche die Intelligenz nicht absinken könne, das sogenannte „Erhaltungsminimum“. Es fällt schwer, diese Nachricht mit Erleichterung aufzunehmen. „Erhaltungsminimum“ klingt abscheulich nach „gerade noch selber essen können“ und einem Wortschatz aus 300 „Basislauten“. Wie sich so etwas anhört, können Großstadtbewohner und -besucher in der U-Bahn selbst miterleben. Statt „Gibst du mir bitte mal dein Telefon?“ grunzen Jugendliche am „Erhaltungsminimum“ ein „Äy Alter, tu ma’ Handy!“ hevor. Präpositionen sind sowieso abgeschafft („Ich geh’ ma’ Toilette“ oder „Fußweh! Ich glaub’, ich geh’ Krankenhaus!“). Die Erhaltungsminimierten mit Sätzen zu konfrontieren, die aufgeschrieben mehr als ein Komma umschlössen oder mehr als zehn Wörter lang sind, kann zu schwersten Sprachkonflikten führen, die womöglich in eine gewalttätigen Eskalation münden.

So bleibt nur, still sitzen zu bleiben und an den stammelnden Artgenossen das Endstadium jenes 1999 eingeläuteten Prozesses zurück in die Höhle zu studieren.

Interessant ist der Hinweis des Erlanger Wissenschaftlers, daß das Fernsehen unsere Gehirnströme zu Rinnsalen schrumpfen lasse, weil wir uns vor der Glotze nicht bedroht fühlten, was naturgegeben dazu führe, daß unsere Aufmerksamkeit auf Sparflamme heruntergefahren werde. Er empfiehlt „kurze Drohungen aus dem TV“, die würden unsere Denkmaschine sofort wieder wachmachen. Welche Sender guckt der? Die herkömmlichen Fernsehanstalten drohten uns diese Woche mit iranischen Atombomben, dem Seuchentod im Daunenkleid und einem wahren Massensterben während der Fußball-WM, weil die Stadien nicht sicher seien.

Wenn schon Intelligenzförderung, dann durch echte Gefahrensituationen und nicht mit kleinen Schockern auf der Mattscheibe, dachten sich die Stadtväter von Kaiserslautern und griffen zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Wenn zur WM im Fritz-Walter-Stadion die Mannschaften der Welt gegeneinander antreten, bekommen die Schüler der Stadt frei. Da die Stiftung Wahrentest das Lauterer Stadion zu den vier besonders riskanten Arenen gezählt hat, werden die Kleinen dort ihren IQ mal richtig aufmöbeln. Mehr jedenfalls als in der Schule, denn der Arbeitsspeicher von Schülern wird dort laut dem Erlanger Forscher nur zu 20 Prozent vom Lehrer gefüllt, weitere 20 Prozent konzentrieren sich auf die Klassennachbarn, während 60 Prozent durch Dösen brachliegen.

Bewegung hilft übrigens beim Intelligenztraining, selbst Kaugummikauen erhöht das Kombinationsvermögen. Da wundert es, daß der durchschnittliche US-Amerikaner weit abgeschlagen hinter den Europäern liegt. Nun, immerhin ist es den Yankees gelungen, ihren lauen IQ per Einwanderung aufzubessern, statt ihn auf diesem Wege zusätzlich in den Keller zu fahren, wie Intelligenzforscher Siegfried Lehrl für Deutschland feststellt. Der Durchschnitts-IQ der hiesigen Zuwanderer liege noch spürbar unter dem der Deutschen.

Aber Zuwanderer ist natürlich nicht gleich Zuwanderer wie Deutscher nicht gleich Deutscher ist – alles nur Durchschnittswerte, wie gesagt. Wie sehr Zuwanderer ein Land heben können, hat die schwedische Zeitschrift „Gringo“ herausgefunden und kürt in jedem Januar den „Kanaken des Jahres“. 2006 erreichte die Ehrung Königin Silvia höchstpersönlich, die sich im Interview mit dem Blatt artig für die Auszeichnung bedankte. Silvia ist ja in Deutschland geboren und hat den schwedischen IQ ganz gewiß nicht gesenkt.

Daher kann sie als gelungenes Integrationsmodell gelten. Sie hat einen festen Job, ihre Kinder sind voll integriert („fühlen sich als Schweden“), und alle mögen sie. In Berlin hat ein Großteil der in der Zeitschrift „Kanaken“ Genannten nicht einmal einen Schulabschluß, und die Arbeitslosigkeit unter ihnen ist auch enorm. Vielleicht hätten sie sich rechtzeitig bemühen müssen? Silvia jedenfalls ging erst nach Schweden, als sie den Posten auf dem Thron sicher hatte.

So verfahren auch der Ex-Kanzler und sein Ex-Vize. Schröders berufliche Emigration ist gut vorbereitet, und so will es offenbar auch sein ehemaliger Außenminister halten, um den es erstaunlich still geworden war. Schade, denn mit ihm hatten alle viel Spaß.

Nun also mutmaßt der „Stern“, Joschka Fischer wolle Gastprofessor an einer „US-Elite-Uni“ werden. Jenen Hochschulen geht ja ein sagenhafter Ruf voraus: Traumhafte Budgets, nur kluge Studenten und überirdisch kompetentes Lehrpersonal … eben, also – was soll Fischer da? Das erschließt sich erst beim Weiterlesen: Den Ex-Chefdiplomaten will Gerüchten zufolge ein Institut für Außenpolitik engagieren. Solche Einrichtungen beraten die US-Regierung mittelbar oder ganz direkt in allen außenpolitischen Grundsatzfragen, erstellen geopolitische Studien usw. Da ist einer, der sieben Jahre lang Leiter der deutschen Diplomatie war, natürlich hochwillkommen. Beeindruckend, wie leichtfüßig sich Joschka Fischer von den engen nationalen Banden befreit hat und nun sein in deutschen Führungsdiensten erworbenes Wissen einer anderen Macht zur Verfügung stellt. Die USA werden künftig der deutschen Außenpolitik noch viel verständnisvoller begegnen als bisher – verständnisvoll in dem Sinne, daß sie noch genauer wissen, was die Berliner vorhaben.

Ist es nicht berauschend, wie schnell die Globalisierung begabte Deutsche von einem Ort an den anderen spült, ohne daß es ihnen Mühe oder Skrupel bereitet? Man stelle sich das mal umgekehrt vor: Der US-, oder auch nur der französische oder britische Ex-Außenminister berät Berlin in der Außenpolitik – undenkbar! Da sind wir Deutschen längst weiter. Heute bringt Fischer das einträgliche Engagement im und für das Ausland bestimmt auch zuhause viel Anerkennung ein. Das war nicht immer so. Vor zwei- oder dreihundet Jahren hätte es ihn daheim wohl eher an den Galgen gebracht.

Höhlendeutsch kommt ohne Präpositionen aus: "Ich glaub’, ich geh’ Krankenhaus!"

"Åch, das ist so ein Aussteiger, der vor 20 Jahren alles besser wußte."
 
     
     
 
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