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Gedanken für Intellektuelle

 
     
 
Schmeckt s?" will der Kellner jedesmal auf s Neue wissen, wenn er vorbeikommt. Und er kommt fast ununterbrochen vorbei. Dazwischen hat auch der Herr vom Nachbartisch noch einige Fragen. Der arme Gast antwortet, gut erzogen, jedesmal höflich und kommt so partout nicht zum essen seiner "Kalbshaxe Florida". Irgendwann verliert er die Fassung. Es kommt zum Eklat, den der Geschäftsführer mühsam schlichten muß. Loriots Fernsehklassiker aus den 70ern war damals ein Straßenfeger. Den Sketch kannte jeder. Wenn später jemand scherzhaft "schmeckt s?" fragte, wurde er mit einem wissenden Lächeln belohnt.

Diese lustigen Zeiten sind vorbei. "Schmeckt s?" ist neuerdings die todernste Aufforderung zur gründlichen Untersuchung dargebrachter Speisen. Wir kommen schlagartig ins Schwitzen und schnüffeln hektisch an unserem Menü herum oder wägen gar ab, ob wir nicht auch allein von der Gemüsebeilage satt würden.

Nein, es schmeckt nicht! Schon vor dem ersten Bissen wird einem übel von den bekannt gewordenen Begleitumständen des Fleischskandals. Ein Pilzsammler soll dem Vernehmen nach als erster auf den Schweinkram gestoßen sein - per Zufall! Hat die Pilzsaison
nicht gerade erst begonnen? Was die vielen Sammlerfreunde wohl noch finden werden bis November!

Angesichts der Gefahrenlage möchte man kaum verstehen, warum soviele Menschen aus aller Welt unbedingt in Deutschland leben wollen. Sie demonstrieren sogar dafür, wie jüngst einige von der Heimreise bedrohte Afghanen. Was hält die hier? Das Essen ist es bestimmt nicht. Was dann? Die Antwort marschierte vergangene Woche durch Hamburgs Straßen. In der Hansestadt hielten einige Demonstanten vom Hindukusch ein Schild hoch, das erklärte, was sie an Deutschland fesselt: "Wir sind hier, weil ihr unsere Heimatländer besetzt!"

Da ist man ja erstmal baff. Die Anwesenheit der Bundeswehr in Afghanistan also ist die Ursache dafür, daß sich Afghanen nicht in ihre Heimat zurücktrauen. Daher auch die vielen Bosnier und Kosovo-Albaner in Deutschland. Die sind alle auf der Flucht vor der Bundeswehr! Wenn das so ist, sollten wir schon mal Platz schaffen für einige Millionen Kongolesen. Schließlich müssen wir den Menschen, die sich vor Franz Josef Jungs wilder Soldateska in Sicherheit bringen, doch helfen - wir nehmen unsere internationale Verantwortung "sehr ernst", wie Frau Merkel versprochen hat.

Allerdings könnte hier eines dieser berüchtigten "Vermittlungsprobleme" auftreten. Das zahlende Publikum (sprich: der deutsche Steuerzahler) ist mit den Finessen der hohen Weltpolitik nur unzureichend vertraut. Es versteht womöglich nicht auf Anhieb, warum es dafür blechen soll, daß die Bundeswehr dort ist und ebenso dafür, daß die dortige Bevölkerung hier ist, die nach eigenem Bekunden nur hier ist, weil die Bundeswehr dort ist.

Der Berliner Politik ist bekannt, wie schwer dies dem Volk plausibel zu machen sein wird. Nachdem nun schlückchenweise durchsickert, daß - wer hätte es gedacht! - der internationale Truppeneinsatz im Kongo wohl doch etwas länger dauern dürfte als die geplanten vier Monate, macht sich in den Regierungsfluren ein ungutes Gefühl breit. Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) ließ auf einer Sitzung von christsozialen Bundestagsabgeordeneten daher verlauten, daß man die Bundeswehr im Falle einer Mandatsverlängerung trotzdem pünktlich aus dem Kongo abziehen werde.

Das wird die anderen Nationen, deren Kontigente dann ohne unsere Soldaten da unten zurückbleiben, nicht freuen, weshalb man eine gute Ausrede braucht. Die hat Berlin schon: Der Libanon-Einsatz belaste die Truppe derart, daß man sich den Kongo bald nicht mehr werde leisten können.

Schlau, nicht wahr? Vor diesem Hintergrund wird erst erklärlich, warum Berlin so inständig in Beirut um die Erlaubnis für die Marineexpedition in die Levante gebettelt hat, bis die libanesische Regierung in ihrer Huld grünes Lichts gab - unter Bedingungen, versteht sich.

Einen Massenansturm libanesischer Bundeswehrflüchtlinge muß Deutschland kaum befürchten, da wir die schon alle da unten abgeholt haben. Auch einige Hisbollah-Anhänger wurden so "ganz unbürokratisch" in die Bundesrepublik gebracht, wie Geheimdienste berichten. Das dürfte der Sicherheitslage im Libanon erheblich zugute kommen. Und der deutschen Autoindustrie, weil Zugfahrten hierzulande ein wenig von ihrer Attraktivität ("Schnell und sicher ans Ziel!") einbüßen könnten.

Mit dem Libanon-Schachzug hat Berlin bewiesen, daß es langsam Routine bekommt bei den Auslandseinsätzen. Wir verstehen jetzt, nach welchen Gesetzen solche Operationen funktionieren.

Die erste Regel lautet, den einheimischen Potentaten nicht die gute Laune zu nehmen, weshalb das Opium Afghanistans auch unter deutscher Aufsicht blüht wie eh und je. Die zweite heißt: Nichts kaputtmachen! Weil die deutsche Luftwaffe 1999 an den Luftoperationen gegen Serbien beteiligt war, steht Deutschland heute vor dem Kadi: Ein französisches Transportunternehmen verklagt die Bundesrepublik auf Schadenersatz, weil bei den alliierten Bombardements einige Donaubrücken zu Bruch gegangen waren, welche die rumänische Tochter der Firma benutzen wollte. Jetzt soll die Bundeskasse für die entgangenen Geschäfte aufkommen.

Das wird uns nicht noch einmal passieren. So blöde wie damals sind wir nicht mehr. Um etwaigen Regreßklagen von Waffenschmugglern im östlichen Mittelmeer vorzubeugen, schickt Deutschland spezielle Patrouille-Schnellboote hinunter, die eigentlich nur für die kühlen Gewässer von Nord- und Ostsee geeignet sind, was wir aber keinem verraten.

Bei den hohen Wassertemperaturen des Mittelmeers macht die Kühlung von Bordelektronik und Motor schnell schlapp. Die "Schnell"-Boote müssen dann extra langsam fahren. Die gut und mittelmeersicher ausgerüsteten Schmugglerboote haben dann alle Zeit der Welt, ihre Reise unverfolgt fortzusetzen, weshalb ihre Eigentümer später keine Handhabe bekommen werden, von Berlin Ersatz für irgendwelche flachgefallenen Geschäfte zu fordern. Das wird die ärgern!

Allerdings muß man bei diesen Orientalen ja mit allem rechnen, auch damit, daß sie ihre Fahrtgeschwindigkeit absichtlich soweit drosseln, daß die Marine sie sogar mit Hilfspaddeln einholt. Sollen sie doch! Wer uns reinlegen will, muß früher aufstehen: Auf den deutschen Booten ist nämlich gar kein Platz für ein Schlauchboot, mit dem die "Kontrolleure" zu dem vermeintlichen Schmuggelschiff übersetzen könnten. Hämisch werden unsere Marinesoldaten zu den dümpelden Waffenschiebern hinüberwinken und sie einfach ziehen lassen. Tja, wer zuletzt lacht ...

Jetzt müßte man nur noch die Hisbollah-Anhänger in Deutschland von der (durch große Worte geschickt überspielten) garantierten Wirkungslosigkeit des deutschen Einsatzes überzeugen. Das wird nicht so einfach sein, zumal es im Nahen und Mittleren Osten demnächst aus ganz anderen Gründen ordentlich zur Sache gehen könnte.

Ein israelischer Minister empfiehlt, bald, da wir alle schon mal da sind, den Iran anzugreifen. Dann wird es heiß. Im Falle einer Eskalation sollten unsere auswärtigen Truppen eine Checkliste zur Hand haben, auf der verzeichnet ist, was dann zu tun wäre. Punkt eins: Such den General! Als der Kongo Ende August hochkochte, weil Anhänger des Präsidenten das Wohnhaus des Gegenkandidaten unter Feuer nahmen, weilte der deutsche Oberbefehlshaber Karlheinz Viereck ja bei seiner Freundin in Schweden. Der Verliebte meint, seine Soldaten hätten ja jederzeit mit ihm telefonieren können. Also Punkt zwei: Die Telefonnummer des Oberbefehlshabers. Und wenn besetzt ist?
 
     
     
 
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