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Habe Mut, Dich Deines Verstandes zu bedienen“ – dieses Zitat von Immanuel Kant ist weitläufig bekannt. Die nun im Kulturzentrum Ostdeutschland in Ellingen eröffnete Sonderschau „Erkenntnis – Freiheit – Frieden“ bringt dem Betrachter einen tieferen Einblick in das Leben, das Wirken und die Lehre des vor 200 Jahren verstorbenen Philosophen. Einen Blick auf die Lebensgeschichte des großen, wenn nicht gar bedeutendsten Philosophen Deutschlands gab bei der Ausstellungseröffnung Lorenz Grimoni, der Leiter des Museums Stadt Königsberg in Duisburg. Grimoni ist auch für Idee und Gestaltung dieser Sonderschau verantwortlich, die mit ihren Schautafeln und Exponaten nun nach der Vorstellung in Duisburg in Ellingen Station macht. Am 22. April 1724 wurde Emanuel Kant als viertes von neun Kindern einer Handwerkerfamilie in Königsberg geboren und besuchte die Schule des St. Georgs-Hospitales. Mit acht Jahren wechselte er an das „Collegium Fridericianum“, ein vom Pietismus geprägtes Gymnasium, das adelige und bürgerliche Kinder für höhere Ämter vorbereitete. Für Kant war dies ein sozialer Aufstieg, nach dem Erlernen der hebräischen Sprache änderte er seinen Vornamen in „Immanuel“, da er darin die perfekte Vokalisierung seines Namens, der „Gott mit uns“ bedeutet, sah. 1740 begann Kant als einer von damals 9.000 Studenten in Deutschland ein Studium an der Universität „Albertina“ in Königsberg, der er ein Leben lang verbunden war. Bereits 1746 wußte Kant, daß er Professor an dieser Universität werden wollte, aber erst 1770 wurde nach mehreren vergeblichen Versuchen seine Bewerbung um eine Professur angenommen. Zwischenzeitlich nahm Kant Hauslehrerstellen in Pfarrhäusern und auf Gutshöfen an, führte Grimoni weiter aus. 1746 veröffentlichte Kant mit „Gedanken von der wahren Schätzung der lebendigen Kräfte“ – eine Auseinandersetzung mit der Philosophie von Leibnitz – seine erste Schrift. Die Berufungen an die Universitäten Erlangen, Jena, Mitau im Kurland und Halle in diesen Jahren schlug Kant aus. Nach zehnjähriger Lehrtätigkeit an der „Albertina“, in der man nichts von Kant hörte, veröffentlichte dieser dann 1781 mit „Kritik der reinen Vernunft“ eines seiner bedeutendsten Werke, wobei er Elemente aus den beiden konkurrierenden Erkenntnistheorien, dem auf Erfahrung beruhenden „Intellektualismus“ und dem die Sinneselemente betrachtenden „Sensualismus“, herausfiltert. Diese neue Theorie sollte den Streit der beiden Vertretergruppen beenden. Weitere Werke Kants sind „Die Kritik der praktischen Vernunft“, „Die Kritik der Urteilskraft“ und „Das kategorische Imperativ“, auf die Lorenz Grimoni bei der Ausstellungseröffnung näher einging. 1796 beendete Kant seine Vorlesungstätigkeit an der Universität Königsberg und wurde zwei Jahre später von der Anwesenheitspflicht bei den Seminarsitzungen entbunden. Am 12. Februar 1804 schließlich verstarb Immanuel Kant und wurde im Professorengewölbe am Königsberger Dom beigesetzt. Das Grab überdauerte den Zweiten Weltkrieg. Auch die heute in Königsberg lebenden Russen verehren den bedeutenden Philosophen. Bei offiziellen Anlässen, so Grimoni, wird das seit 1992 von einem Nachguß des Kant-Denkmals verzierte Grab besucht und nicht zuletzt legen viele Brautpaare, die sich im wieder aufgebauten Königsberger Dom trauen lassen, Blumen an der Grabstätte nieder. Beim Rundgang durch die Ausstellung wies Lorenz Grimoni auf weitere Texte hin, die Freunde und Tischgenossen Kants, aber auch dessen Wirken als Naturforscher beschreiben. Kants Gedanken über Religion und Pädagogik, seine Beiträge zum Völkerrecht sowie Portraits, Medaillen, Münzen und Briefmarken runden das Gesamtbild des bekannten Deutschen ab. Zu Beginn der Vernissage hatte der Leiter des Kulturzentrums Ostdeutschland, Wolfgang Freyberg, eine große Anzahl Gäste begrüßt, darunter den Bürgermeister der Stadt Ellingen, Walter Hasl, Vertreter der Freundeskreisen sowie Dietrich Zlomke aus Ravensburg, der die Ausstellung mit mehreren Exponaten ergänzt hatte. M. Fritsche Die Ausstellung „Immanuel Kant – Erkenntnis – Freiheit – Frieden“ ist bis zum 13. Februar 2005 täglich außer Montag von 10 bis 12 und von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Zur Ausstellung ist ein 256 Seiten starker, farbiger Katalog erschienen, der auch über das Kulturzentrum Ostdeutschland bezogen werden kann. Die Kantausstellung auf „Wanderschaft“: Lorenz Grimoni (rechts) bei der Eröffnung der Ausstellung im Kulturzentrum Ostdeutschland. |
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