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Mahnmal für Frieden

 
     
 
In Königsberg am 8. Juli 1867 geboren, übersiedelte Käthe Kollwitz mit ihrem Ehemann 1891 nach Berlin. 1943 wegen der Bombenangriffe nach Sachsen evakuiert, stirbt sie 1945 in Moritzburg. In Köln weilte sie nur zweimal kurz; dennoch wurde Köln zur Metropole ihrer Kunst. So weihte Bundespräsident Theodor Heuss 1959 die Gedenkstätte für die Gefallenen in den beiden Weltkriegen mit den Skulpturen der trauernden Eltern in der Ruine Alt St. Alban ein.

Mit dem Erwerb von Lithografien der Käthe Kollwitz 1976 legte die Kreissparkasse Köln den Grundstein zur gleichnamigen Sammlung. Es folgten erlesene Zeichnungen. Diese Kunstwerke wurden 1985 zum 40. Todestag der Käthe Kollwitz der Öffentlichkeit präsentiert und damit deren erstes Museum eröffnet.

Einerseits kommt der herbe, expressiv-realistische Stil der Ostpreußin im Rheinland bei den Bürgern der Karnevalstadt nicht auf Anhieb an. Andererseit dürften soziale Themen in der jahrzehntelang sozialdemokratisch
regierten Stadt wohl ein Echo finden. Inzwischen hat es die Museumsleitung durch Werbung, Sonderausstellungen und ausgezeichnete Kataloge geschafft, daß die Kunst auch am Rhein Anerkennung, ja Begeisterung findet. Heute besitzt das Museum die international größte Käthe-Kollwitz-Sammlung, den kompletten Bestand der Bronzeplastiken, Zeichnungen aus allen Schaffensperioden, sämtliche druckgrafischen Zyklen und bedeutende Einzelblätter und alle Plakate. Einen besonderen Ruf genießen auch die vortrefflichen Sonderausstellungen mit ihren Publikationen, die nicht allein der Kollwitz gewidmet sind, sondern auch Brücken zu anderen Klassikern der Moderne bauen. Hier reiht sich auch die gegenwärtige Ausstellung "Die trauernden Eltern – Ein Mahnmal für den Frieden" ein.

Anlaß für diese Veranstaltung (bis 12. Dezember, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr; Katalog 38 DM) ist der 40. Jahrestag der Aufstellung der Skulpturen in der Ruine von Alt St. Alban. Wer zwischen den Eisenstäben der Portale einen Blick ins Innere des Gebäudes wirft, kann im Hintergrund des fensterlosen Raumes ohne Decke und Dach "Die trauernden Eltern" der Kollwitz entdecken. Symbole der Vergänglichkeit und der Trauer.

Bald nach Peter Kollwitz’ – wie es einst hieß – Heldentod 1915 in Flandern beschäftigt sich die Künstlerin mit dem Gedanken, ihrem Sohn ein persönliches Grabmal zu gestalten. 18 Jahre lang setzte sie sich – von teils längeren Pausen unterbrochen – mit diesem Thema theoretisch und praktisch auseinander. Am Ende stand ihre größte bildhauerische Arbeit "Die trauernden Eltern", die an alle sinnlosen Kriegsopfer erinnern soll, keine "Heldenverehrung".

Die Skulpturen wurden zunächst auf dem Deutschen Soldatenfriedhof in Esen-Roggeveld bei Dixmuide aufgestellt (1932), nach der Gräberzusammenführung von 1956 in Vladslo. Die vor 40 Jahren in Köln aufgestellten Kopien, vergrößert gegenüber den Originalen, wurden von Studenten des Düsseldorfer Prof. Ewald Mataré ausgeführt.

Die Gedenkausstellung des Kollwitz-Museums bietet eine eindrucksvolle und interessante Dokumentation der Geschichte dieser Monumente. Sie spiegelt sich in Zeitungsberichten, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Großfotos u. a. wider. Auch das Ringen des großartigen Menschen und der genialen Künstlerin um die Verwirklichung ihrer Werke – hier also des Mahnmals gegen den Krieg – wird anhand von Originalen und Dokumenten mannigfaltiger Art in den Vitrinen sowie durch die Texte der Wandtafeln demonstriert. Die Leiterin des Käthe-Kollwitz-Museums, Hannelore Fischer, Organisatorin der Ausstellung und Herausgeberin des ebenfalls umfassenden Katalogs, glänzte wieder mal durch großes Wissen, Sensibilität und Fleiß. Schließlich wird einem nahegebracht durch die zahlreichen originalen Skizzen und Studien, durch die Auseinandersetzung mit der plastischen Form, der Wirklichkeit, dem Thema, wie große Kunst entstand. Theodor Heuss’ Wort ist zu unterstreichen: "Wo sonst in unserer Zeit ist Menschenleid durch so einfache Größe zum Ausdruck gebracht."

 
     
     
 
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