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Obwohl die Gruppe ehemaliger Schulfreunde schon seit 16 Jahren vom Odenwald in die ostdeutsche Heimat fährt, war es diesmal wie ein Neubeginn, denn seit dem 1. Mai 2004 gehört auch Polen zur Europäischen Union. Die vom Odenwald 1.400 Kilometer entfernte Heimat rückte damit im Geist ein gutes Stück näher. Immer mehr Freunde aus Odenwald- und Bergstraßengemeinden nehmen an diesen Fahrten teil. Diesmal waren es Freunde aus Bonsweier, Birkenau, Mörlenbach, Lörzenbach, Weschnitz, aus Schriesheim, Ladenburg, Viernheim, ja sogar aus Groß-Umstadt und Erzhausen waren Teilnehmer dabei. Auch in Sachsen-Anhalt , Niedersachsen, Brandenburg und Berlin kamen noch welche hinzu. Am deutsch-polnischen Grenzübergang grüßt nunmehr zwischen der polnischen und deutschen auch die Europaflagge. Auch der gemeinsame Grenzposten mit einem deutschen und einem polnischen Zöllner ist ein Anzeichen dieses neuen Miteinanders. Das Reiseprogramm ermöglichte viele Begegnungen mit den polnischen Gastgebern, schon bei der herzlichen Aufnahme in den Hotels "Reda" in Stettin, "Gromada" in Elbing und schließlich im Standquartier "Tajty" in Wilkassen bei Lötzen. Ein herzliches Willkommen erfuhren die Teilnehmer in Angerburg bei einem in deutscher Sprache und mit deutschen Kirchenliedern gefeierten Gottesdienst in der Pfarrkirche "Zum guten Hirten", den Pfarrer Mazurek und eine polnische Mädchengruppe gestalteten. Welche Aufwertung Angerburg als Kreisstadt erfährt, zeigten den Gästen der Angerburger Kommunalpolitiker Tadeusz Ciborski und die Direktorin des J.A.-Helwing-Gymnasiums, Maria Chludzinska, am Beispiel der Erweiterung dieser Schule durch eine Sporthalle, die dem internationalem Standard entspricht. Das von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit geförderte Projekt wurde auch von der Bundesrepublik Deutschland unterstützt. Die wichtigsten Begegnungen jedoch vermittelten die Ansichten der Städte und Dörfer, der Straßen und Häuser mit Erinnerungen an die eigene Jugend in Angerburg und Umgebung: Hier das Elternhaus, dort der einstige Betrieb des Vaters, da drüben die Schule und dann das stille Gedenken außerhalb der Stadt auf dem Hügel mit deutschen und russischen Soldatengräbern. Zu einem geselligen Abend im Hotel kam die polnische Folkloregruppe "Mazury". Als Ehrengast wurde der Angerburger Bürgermeister Antoni Piotrowski begrüßt, der in Begleitung von Tadeusz Ciborski und Maria Chludzinska gekommen war. Auch eine Abordnung der deutschen Volksgruppe von der Deutschen Gesellschaft "Mauersee" für Stadt und Land Angerburg nahm an der Veranstaltung teil. Am Rande der großartigen Tanz- und Gesangsdarbietungen der Folkloregruppe kam es mit Hilfe von Edith Göschel als Dolmetscherin zu vielen interessanten Gesprächen über das Angerburg von gestern, heute und morgen. Eine besondere Begegnung war der Besuch in den Räumen der deutschen Volksgruppe, die von Herta Andrulonis geleitet wird. Die Gastgeberinnen Barbara Smierzynska, Krystina-Gerda Jakubowska und Elisabeth Bazner bewirteten ihre Gäste mit Kaffee und Kuchen und unterhielten sie mit deutschen Volksliedern. Welche kulturellen Werte Pommern sowie West- und Ostdeutschland in die Gemeinschaft der Europäischen Union einbringen, merkt man schon am "Weltkulturerbe" Danzig - der Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Stadt war eine beispiellose städtebauliche Leistung. Spürbar wird dieser Wert auch am Wallfahrtsort Heiligelinde, an dem Wirken von Nicolaus Copernicus in Allenstein und vor allem an der masurischen Landschaft, in der sich über 3.000 kristallklare Seen befinden. Die weiten Wiesen zwischen den dunklen Wäldern schmücken im Sommer viele Millionen Blüten des Klatschmohns, der Kornblumen und der Kamille. Auch die unzähligen Storchennester auf den Dächern der Bauernhöfe und die vielen Alleen mit zum Teil 200 Jahre alten Bäumen entlang der kleinen Landstraßen prägen sich als glückliche Erinnerung in das Gedächtnis ein. Weltweit einzigartig ist der Oberländische Kanal, eine international vielbeachtete Ingenieurleistung. Hier werden die Schiffe durch Wasserkraft auf Schienen und Schlitten über insgesamt fünf Hügel gezogen. Sie überwinden dabei einen Höhenunterschied von 104 Metern. Der Tourismus nimmt rasch zu, wie der Schiffskapitän Miroslaw Gostomscy der Reisegruppe auf einer Fahrt über den Mauersee bestätigte. Mit den fünf Schiffen der "Weißen Flotte" fahren in der Sommersaison 35.000 Touristen von Lötzen nach Nikolaiken, wo der Tourismus längst der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist. Bei dem touristischen Angebot nimmt das Naturschutzgebiet Kruttinnen mit dem Fluß Kruttinna eine besondere Stellung ein. Dieses Paradies für Paddelsportler und Stakbootausflüge soll schon in Kürze Nationalpark werden. Auf den Seen sind bereits jetzt unzählige Segelboote unterwegs. In den Häfen werden die Liegeplätze für Boote und Yachten allmählich knapp. Auch Wanderer und Radtouristen haben Masuren als ideales Urlaubsgebiet entdeckt. Auf allen Routen findet man ein lohnendes Ziel. Dies zeigte sich bei der Einkehr in das sehenswerte Bauernmuseum in Zondern und am Reiterhof mit Gestüt in Galkowo. Für eine besondere touristische Überraschung sorgte Alfred Klerner. Der erfahrene Kartograf zeigte dem Schiffskapitän auf der Überfahrt nach Angerburg einen "völlig neuen Seeweg", den zuvor noch nie ein Schiff genommen hatte. Während der Fahrt berichtete Alfred Klerner viel Wissenswertes von Land und Leuten in früheren Jahrzehnten, auch von dem Leben auf Schloß Steinort, das heute dem Verfall preisgegeben ist. Schließlich spürte die Gruppe auch auf der Marienburg den Hauch der Geschichte aus zurückliegenden Jahrhunderten. Doch auch Odenwälder ohne ostdeutsche Herkunft haben inzwischen die Reize Masurens entdeckt. So hat eine Reisegruppe des Odenwaldklubs (OWK) Birkenau unter der Leitung von Dieter Brandt fast zeitgleich eine Wandertour nach Masuren unternommen und der OWK Ladenburg prüft zumindest die Möglichkeit einer Masuren-Wanderreise. Hans Todt In Angerburg: Ein Teil der Gruppe besucht das Gymnasium. |
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