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In den USA ist es nichts Außergewöhnliches, daß von seiten militanter christlicher Gruppen offen aufgerufen wird zum Mord an sogenannten Abtreibungsärzten oder zu Bombenanschlägen auf "Abtreibungskliniken". Angenommen, es gäbe Indizien dafür, daß die Kamikaze-Anschläge in New York auf das World Trade Center, die Selbstmordattentate in Istanbul auf die beiden Synagogen, das britische Konsulat und die HSBC-Bank, der immer mehr eskalierende Bombenterror in Israel oder im Irak, rein hypothetisch also angenommen, es gäbe Indizien dafür, daß hinter all dem keine islamistischen Fanatiker, sondern irgendwelche christlichen Sektierer stecken würden, die einen modernen "Kreuzzug" führen wollten beispielsweise gegen das "Volk der Mörder Jesu Christi" oder auch gegen "die Sünde" und "das Chaos" des nachmodernen Säkularismus. Würde man uns in einem solchen Falle auch - tolerant und multikulturell, versteht sich! - dazu ermahnen, doch nur ja nicht die friedliche christliche Religion in einen Topf zu werfen mit einigen wenigen Fanatikern, die die Bibel verfälschen und politisch mißbrauchen? Würde man uns dann auch dazu auffordern, über die Motive solcher christlichen Fundamentalisten nachzudenken? Würde man auch dann einräumen, daß die Kritik evangelikaler Christen an den Auswüchsen unserer egozentrischen Spaß- und Konsumgesellschaft eben doch auch zumindest teilweise ihre Berechtigung habe? Wohl kaum. Aber vergleichbare Argumente hört man immer wieder zuhauf in bezug auf den Islam.
Zwar gibt es seit Jahrzehnten einen Boom kirchenfeindlicher Bücher, die nachweisen wollen, daß das Christentum irgendwie bisher an jedem Gemetzel in der Geschichte beteiligt gewesen sei. Besonders fortschrittlich sein wollende Pfarrer geben der Bibel die Schuld an fast jedem Übel in der Welt. Die gesamte Kirchengeschichte wird in immer neuen Variationen als ein einziger "Mischmasch aus Irrtum und Gewalt" (Goethe) vorgeführt. Auf den Islam hingegen ist nicht ein Bruchteil derartiger Anschuldigungen jemals herniedergeprasselt. "Quod licet Jovi, non licet bovi" (Was Jupiter erlaubt ist, ist einem Ochsen nicht erlaubt), wußten schon die alten Römer.
Wer es in der islamischen Welt als Journalist oder Schriftsteller wagen sollte, sich kritisch mit Theorie und Praxis des moslemischen Glaubens auseinanderzusetzen, muß mit blutiger Rache rechnen. Der 28jährige iranische Dichter Saced Soltanpur, der 1994 im Londoner Exil während seiner Hochzeitsfeier bei einem bewaffneten Überfall liquidiert wurde, war nur einer von insgesamt 48 Autoren, die im Auftrag iranischer Mullahs allein in den ersten 15 Jahren seit der Revolution von 1979 ermordet oder hingerichtet wurden. In Ägypten sind innerhalb von vier Jahren (1991-1994) elf Autoren von moslemischen Extremisten getötet worden, darunter der Bestseller-Autor Farag Foda. In Algerien ermordeten militante Moslems in nur zwei Jahren (1993/1994) 18 Autoren und Journalisten.
Wenn Autoren wie Salman Rushdie oder Taslima Nasreen (gegen sie hatten die Streiter Allahs die berüchtigte "Fatwa" verhängt) im Westen Solidarität und Hilfe erfuhren, so blieb dies meist seltene Ausnahme; es meldeten sich dann auch immer tolerante Christenmenschen zu Wort, welche sogleich ihr zartes Verständnis für derlei Mordaufrufe in unserem "ausgewogenen" Medienbetrieb signalisieren durften, während sie zugleich ja recht viel Schlechtes über unser klerikales Dunkelmännertum von sich geben. Persönlicher Mut wird keinem abverlangt, gesellschaftliche Ächtung oder gar lebensbedrohende Repressalien muß keiner gewärtigen, der sich als Pfaffenfresser profilieren will. Im Gegenteil. Sofern sie Format und Geschick zeigen, wird der Unterhaltungswert linker Christen und Antichristen gegen das kirchliche und politische "Establishment" stets ein dankbares Publikum finden.
So was hat man eben gern in unserer permissiv-progressiven linken Schickeria. Demonstrative Zerknirschtheit, sei es nun darüber, Christ zu sein, sei es darüber, Deutscher zu sein - das ist bei uns "in". Was der Ministerpräsident von Estland, Lennart Meri, im Jahre 1995 den Deutschen ins Stammbuch schrieb, gilt eben nicht nur für "political correctness": "Deutschland ist eine Art Canossa-Republik geworden, eine Republik der Reue. Wenn man aber die Moral zur Schau trägt, ris-kiert man, nicht sehr ernst genommen zu werden." |
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