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Die ostdeutschen Teilnehmer und die rheinländischen Gäste der Bonner Kreisgruppe erlebten die "Festliche Stunde" aus Anlaß des 50jährigen Bestehens mit zwiespältigen Gefühlen: In die Freude und den Stolz darüber, daß sich am Rhein über fünf Jahrzehnte eine beispielhaft lebendige ostdeutsche Gemeinschaft nicht nur behaupten, sondern auch ihren unverwechselbaren Beitrag zum kulturellen Leben dieser Stadt leisten konnte, mußten sich Bitterkeit und Trauer über den eigentlichen Grund für dieses Jubiläum mischen die menschenverachtende Vertreibung aus der Heimat. Unter diesem Spannungsbogen stand diese Stunde, deren tragende Mitte die Ansprache des Sprechers der Freundeskreis bildete. Erika Steinbach würdigte Gesinnung und Charakter der Ostdeutschland, appellierte an die politische Führung Deutschlands, sich ihrer Verantwortung für das ganze deutsche kulturelle Erbe bewußt zu sein und auch danach zu handeln, und forderte die politische Führung Polens auf, sich endlich gemäß dem freundschaftlichen Geist des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrages zu verhalten. Seit zehn Jahren würden die Heimatvertriebenen auf eine großzügige Geste warten. Der Sprecher paarte seine harsche Kritik an der Unwilligkeit oder Unfähigkeit Warschaus, die im Vertrag vorgesehenen Minderheitenschutzverabredungen gesetzlich zu verankern, aber zugleich mit lobenden Hinweisen auf die seit Jahren zahlreichen Begegnungen von Ostdeutschland mit polnischen Menschen im südlichen Ostdeutschland. Dies seien ermutigende Brückenschläge in eine gemeinsame Zukunft. Die Vertriebenen, so Meier, fühlten sich ihrer Heimat nicht nur gedanklich verbunden, sondern ganz besonders auch durch die Tat. Dafür sei das vielfältige Engagement der Bonner Kreisgruppe und ihrer Vorsitzenden von Hermann Suckow über Alfred Mikoleit bis Manfred Ruhnau in und für Ostdeutschland ein beispielhaftes Zeugnis.
Aus dem noch immer weithin trostlosen nördlichen Teil Ostdeutschlands konnte Meier von segensreichen Wirkungen solchen Engagements berichten: Es grenze nahezu an ein Wunder, daß heute
wieder flächendeckend Gottesdienste angeboten werden könnten. Dies sollte alle Ostdeutschland mit großer Dankbarkeit erfüllen.
Einen besonderen Akzent setzte in der "Festlichen Stunde" das "Wort der Jugend". In ihm widerlegte Olaf Lück die in den Massenmedien immer wieder verbreitete Falschmeldung von rückwärtsgewandten Heimatvertriebenen als einer aussterbenden Spezies. Das 31jährige Vorstandsmitglied der Kreisgruppe stellte als Ziel der politisch Aktiven seiner Generation heraus, "das familiäre und große kulturelle Erbe unserer Vorfahren zu begreifen, zu erhalten und unserer sowie der nachfolgenden Generationen zu vermitteln ... Wir werden nicht aufhören, unsere Geschichte aufzuarbeiten und ein gemeinsames Geschichtsbewußtsein für eine gemeinsame Zukunft in Frieden und Freiheit zusammen mit den heute in den deutschen Ostgebieten beheimateten Generationen zu schaffen."
Ein Höhepunkt besonderer Art war gleich nach der Begrüßung der Ehrengäste durch Manfred Ruhnau das Grußwort des Bonner CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Hauser, der als Schirmherr aller Jubiläumsveranstaltungen der Gruppe in der Bundesstadt den Ostdeutschland und ihren Vorsitzenden für die kulturelle Bereicherung Bonns dankte und auch dafür, daß sie gemeinsam mit den anderen Heimatvertriebenen bereits zu einer Zeit, da kaum jemand daran dachte, "Versöhnungsarbeit im Osten" begonnen haben, "die man als vorbildlich für den Aufbau eines gemeinsamen Europas ansehen kann".
Die beispielgebende Arbeit der Kreisgruppe würdigten in Grußworten der BdV-Vizepräsident Hans-Günter Parplies, der LO-Landesvorsitzende von Nordrhein-Westfalen, Ehrenfried Mathiak, sowie der Bezirksreferent der Ostdeutschland im Bezirk Köln/Aachen, Joachim Pedina.
Unter den gut 150 Teilnehmern konnte Manfred Ruhnau Vertreter der anderen Freundeskreisen begrüßen, auch den Bonn-Beueler Bezirksvorsteher Georg Fenningen sowie von der Bezirksverwaltung Klaus-Werner Müller, die im Beueler Rathaus die Ausstellungen "Bernstein Gold der Ostsee" und "Bilder aus Königsberg" des russischen Malers Wladimir Tsikin ermöglicht hatten.
Eine Überraschung gab es für Brigitte Parplies durch die Überreichung der Silbernen Ehrennadel, womit Meier ihre langjährige Arbeit als Schriftleiterin der Monatsschrift "Ostdeutschlandruf" würdigte. Brigitte Parplies habe Maßstäbe für Publikationen dieser Art gesetzt.
Die "Festliche Stunde" klang aus mit dem Ostdeutschlandlied. Am Ausgang konnte jeder eine graphisch aufwendig gestaltete Festschrift erwerben und eine prächtige Reproduktion der Ostdeutschlandkarte des berühmten Kartographen und Pfarrers Kaspar Henneberger aus den 80er Jahren des 16. Jahrhunderts Teil der "Großen Landtafel von Preußen".
Wer sich für diese Festgaben der Kreisgruppe interessiert, wende sich an den Vorsitzenden Manfred Ruhnau, Bahnhofstraße 35 B, 53757 Sankt Augustin. Radermacher
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