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Im alljährlich zur Jahreswende erscheinenden „Deutschland Journal - Fragen zur Zeit“, herausgegeben von der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, versammeln sich nationalkonservative Querdenker, um in ihren Beiträgen die Lage der Deutschen kritisch zu analysieren und um Anregungen für eine Gesundung unseres Volkes zu geben. Im neuesten „Deutschland Journal“ ist häufig das 300jährige Jubiläum Preußens Anlaß, die historisch-politische Linie, die von Preußen ausging, weiterzuführen in unsere Zeit. Und nirgends scheut man den Verstoß gegen das politisch Korrekte , wenn es um wahrheitsgetreue, nüchterne Bestandsaufnahme geht.
Den Anfang macht der erstaunliche Privatbankier im Ruhestand Ehrhardt Bödecker, erstaunlich darum, weil er sein Vermögen nicht ins Ausland trägt oder verjubelt, sondern es nutzt, um beispielsweise in Wustrau (Brandenburg), dem Heimatort des Husarengenerals Hans-Joachim von Zieten, ein privates, überaus sehenswertes „Brandenburg-Preußen-Museum“ zu schaffen, mit dem Ziel, die Ehre Preußens zu retten nach all den Verleumdungen, denen Land und Idee in den letzten Jahren ausgesetzt waren. Gegen die „antipreußische Gehirnwäsche“ setzt Bödecker in seinem Aufsatz historische Fakten, so den deutschen „Anschmeichlern“ an die Sieger Paroli bietend. Das Preußentum, basierend auf einer der Allgemeinheit verpflichteten Adelsgesellschaft, auf dem in Preußen herrschenden Pietismus, der Aufklärung und dem Rechtsbewußtsein, werde heute in der Zeit deutscher Würdelosigkeit und Ängstlichkeit vermißt und könne der Gesundung dienen.
Aus gleichem Holz wie Bödecker ist der Oberst der Bundeswehr a. D. Max Klaar geschnitzt, der lange vor der Wiedervereinigung die Wiederherstellung des Glockenspiels der Potsdamer Garnisonkirche in die Wege geleitet hat und erhebliche Mittel aufbringen konnte, um jetzt sogar mindestens den Turm der von britischen Bomben zerstörten Garnisonkirche in preußischem Geiste wiederzuerrichten.
Wilhelm von Boddien ist der Initiator der immer breitere Kreise erfassenden Initiative zum Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Er schildert in seinem Beitrag, wie diese Idee in die Praxis umgesetzt werden kann, um gegen die Kälte des neuen Berliner Stadtkerns ein architektonisches Gegengewicht der Schönheit, Ästhetik, Großzügigkeit und Kultur zu bilden.
Wolfgang Venohr, bekannter Fernsehmacher und Buchautor, schildert „Das Deutschlandbild des Obersten Graf Stauffenberg“, das in vielen, und zwar den wesentlichen, Zügen entgegengesetzt ist den politischen Intentionen der heute Herrschenden. Stauffenberg ging es als Patrioten und Offizier stets darum, das Deutsche Reich zu retten. Niemals wünschte er die deutsche Niederlage. Ihm war klar, daß die Niederlage das ganze deutsche Volk schwer treffen würde. Das zu verhindern war sein Bestreben. Er wollte ein zukünftiges Deutschland ohne Hitler auf der Basis des demokratischen und nationalen Selbstbestimmungsrechtes errichten, getragen vom Willen zur Erhaltung der deutschen Einheit und Unabhängigkeit in der Mitte eines selbständigen Europa. Das alles wird bei den alljährlichen Feiern zum 20. Juli sorgsam verdeckt, so daß man von einem Mißbrauch des Andenkens der Männer vom 20. Juli, an der Spitze des Grafen Stauffenberg, sprechen muß. Der amerikanische Professor Alfred de Zayas ist in dem Heft vertreten mit einem Beitrag über das deutsche augenblickliche Selbstverständnis. Da heißt es: „Wenn mich etwas am heutigen Deutschland stört und beunruhigt, dann die Neigung zu übertriebener Selbstkritik, die meines Erachtens bedeutet, daß viele Deutsche den Sinn für Realität, für Geschichte und für Verhältnismäßigkeit verloren haben.“ Die Deutschen „wollen die größten Verbrecher der Geschichte sein und zugleich die größten Büßer.“ Die Vertriebenen aus Ostdeutschland verdienen nach Prof. de Zayas in ihrer friedlichen Integration in Deutschland und in Europa den Friedensnobelpreis eher als manche der bisherigen Preisträger.
Der Psychotherapeut Dr. med. Horst Hoffmann schrieb „Gedanken zur aktuellen Diskussion über die Begriffe „Deutsche Leitkultur“ und „Einwanderungsland“. Aus ärztlicher Sicht ist der „Patient Deutschland“ krank, schreibt der Arzt. Die Vergangenheitsbewältigung habe „eine selbstquälerische Suche nach eventueller eigener Mitschuld“ ausgelöst. Durch immer wiederholte Schuldzuweisungen und Reueforderungen ergreife sie jetzt tiefere Schichten nicht mehr, so daß man sagen könne, die ehrliche Aufarbeitung sei durch Übertreibung und Verlogenheit in Deutschland nicht gelungen. Im Gegenteil sei sie gefährlich destruktiv für die Nation als Ganzes geworden. Überwunden werden könne sie allein durch den „Mut zur Wahrheit und durch mehr Respekt den Menschen gegenüber“.
Der ehemalige Bürgerrechtler aus der DDR, Siegmar Faust, greift die fehlende gründliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit Mitteldeutschlands an. Man würdige in Westdeutschland den Widerstand der Bürgerrechtler nur unzureichend und schließe nur allzu schnell seinen Pakt mit den kommunistischen Tätern von damals.
G. Langer schildert die Aktivitäten des „Bundes Junges Ostpreußen“, der offen steht für Jugendliche jeder Herkunft. Sie gehen auf Fahrt, vorzugsweise nach Ostdeutschland, treiben Kulturarbeit und werden nicht müde, sich zu Ostdeutschland zu bekennen.
Der Vorsitzende der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, Brigadegeneral a. D, Reinhard Uhle-Wettler, bietet einen Überblick über die Aktivitäten seiner Gesellschaft - von den zahlreichen Vorträgen in verschiedenen Regionen Deutschlands über die sich immer größerer Beliebtheit erfreuenden historischen Studienreisen an geschichtliche Stätten Mitteldeutschlands bis zum bundesweiten Seminar des vergangenen Herbstes, das der Stellung der Frau im 21. Jahrhundert gewidmet war und sich durch fundierte Vorträge und lebhafte Diskussionen auszeichnete.
Uhle-Wettler nimmt sodann im Rahmen einer ausführlichen Rezension des amerikanischen Buches „Ein Imperium zerfällt“ Stellung zu aktuellen, uns alle berührenden Ereignissen unter dem Titel „Wann endet das amerikanische Jahrhundert?“
Müller würdigt ein von der Öffentlichkeit weithin übersehenes Buch des deutschen Diplomaten Wolf Calebow „Auf dem Weg zur Normalisierung - 15 Jahre Dialog mit amerikanischen Juden“. Calebow hat versucht, in den USA die Verbindungen zu jenen jüdischen Organisationen herzustellen, die Deutschland gegenüber nicht feindlich eingestellt sind, sondern denen an einer Normalisierung des Verhältnisses gelegen ist. Er mußte jedoch erfahren, daß diese Bemühungen von seiten der Bundesregierung nicht gewünscht wurden.
Der Nachruf auf das verstorbene Gründungsmitglied der SWG, Dr. Alfred Artelt, aus der Feder von SWG-Vorstandsmitglied Felix Schecke schließt den Band ab, der gegen Einsendung von Briefmarken im Werte von E 3,35 pro Exemplar bei der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft, Postfach 11 43, 25564 Lägerdorf, angefordert werden kann. Jochen Arp
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