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Die Bundeswehr feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Vielen Traditionsbewußten aber ist schon im Vorfeld die Feststimmung verdorben. Denn "was Tradition ist, bestimme ich", sprach Verteidigungsminister Peter Struck; im Klartext bedeutet das: Der Minister bestimmt, was alles nicht (mehr) zur Tradition gehören soll.
Zum Beispiel der Name Werner Mölders. Ihn trugen bislang eine Kaserne im niedersächsischen Visselhövede sowie das Luftwaffen-Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau. Der Namensgeber, eines der erfolgreichsten und höchstdekorierten Fliegerasse des Zweiten Weltkrieg s, galt bislang als vorbildlicher Repräsentant soldatischer wie menschlicher Tugenden. Er zeichnete sich durch Tapferkeit, Pflichtbewußtsein und Einsatzbereitschaft aus, ebenso aber durch beispielhafte Fürsorge für Untergebene. So hat er, wie die seinem Gedenken gewidmete Mölders-Vereinigung betont, damals bereits vorgelebt, was später bei der Bundeswehr als "Innere Führung" postuliert wurde.
Ein mit insgesamt 115 Luftsiegen äußerst erfolgreicher Jagdflieger konnte es natürlich nicht verhindern, von der nationalsozialistischen Propaganda als Held und Vorbild vereinnahmt zu werden. Dennoch verstand er es stets, zur damaligen politischen Führung kritische Distanz zu halten; weltanschaulich war und blieb er in der katholischen Jugendbewegung zu Hause. So protestierte er - kurz nach seiner Ernennung zum Inspekteur der Jagdflieger und kurz vor seinem Tod bei einem zivilen Flugzeugabsturz - in einem Schreiben an Hitler gegen die Unterdrückung der Kirche und schickte dem "Führer" sein Parteibuch zurück. Im Spätsommer 1941, als das NS-Regime den Zenith seiner Macht erreicht hatte, war das ein höchst mutiger Schritt.
Für stramm antifaschistische Vergangenheitsbewältiger jedoch ist Werner Mölders ein "Nazi-Oberst". Das ARD-Polit-Magazin Kontraste betätigte sich als Stichwortgeber. Bundestagspräsident Thierse griff den Fall bereitwillig auf und drängte seinen Parteifreund Struck, Kaserne und Geschwader schleunigst umzubenennen. Der Minister gehorchte und strich Mölders von der Liste politisch korrekter Traditionsstifter.
Da aber die Biographie des Ritterkreuzträgers selbst aus antifaschistischer Perspektive kaum Ehrenrühriges hergibt, mußte noch etwas tiefer in der zu bewältigenden Vergangenheit herumgerührt werden. Im Jahr 1936 wurde man fündig: Der gerade 23jährige Mölders, der eigentlich gar nicht flugtauglich war, sah in der freiwilligen Meldung zur "Legion Condor" die Chance, doch noch seinen Traum vom Jagdflieger zu erfüllen. Im linken Rückblick gerät die Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg zum Verbrechen. Daß er Jagdflieger (mit 14 Luftsiegen) und nicht Bomberpilot war, spielt bei dieser Betrachtungsweise keine Rolle - für Kontraste und andere antifaschistische Teufelsaustreiber ist er einer der "Hauptverantwortlichen für die Nazi-Verbrechen".
In diesem Zusammenhang werden auch gleich noch die Ritterkreuzträger pauschal als "Rechtsradikale" verunglimpft. Auch fehlt nicht der finstere Hinweis, daß man in diesem Kreise "die Namen vieler ehemaliger SS-Angehöriger" findet. Verschwiegen wird, daß es sich dabei um Angehörige der Waffen-SS handelt, also einer militärischen Elitetruppe, die nichts mit den unter anderem in Konzentrations- und Vernichtungslagern eingesetzten SS-Formationen zu tun hatte.
Mit seinem Vorgehen in Sachen Mölders hat sich der Bundesverteidigungsminister endgültig ins Fahrwasser der Anti-Wehrmacht-Ausstellung von Reemtsma und Genossen begeben. Zu ihrem 50. Geburtstag aber hätte unsere Bundeswehr Besseres als solche Geschichtsklitterung verdient. |
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