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Vom Panthersprung zur Einigung Das deutsch-französische Abkommen beendete die jahrelange Marokkokrise

 
     
 
Obwohl durch das Mittelmeer vom europäischen Kontinent getrennt, ist Marokko seit Jahren Interessensphäre der europäischen Politi und internationaler Krisenherd. Durch die Unterzeichnung des Marokko-Akommens zwischen de Deutschen Reich und Frankreich tritt wieder Ruhe in der Region ein. Gegen die Abtretun einiger Teile von Französisch-Äquatorial Afrika stimmt Deutschland einem französische Protektorat
in Marokko zu. Um seine Interessen in Marokko wahrzunehmen, verschafft sic Frankreich in den Jahren 1902 und 1904 durch Bündnisse mit Großbritannien und It alie Rückendeckung. Ergebnis dieser Abkommen ist die Anerkennung des Status quo im Mittelmee durch Frankreich, das keine Ansprüche auf das zum britischen Interessengebiet gehörend Ägypten erhebt, dafür aber seinen Einfluß auf Marokko ausweiten will. Dieses Abkomme läuft dem Internationalen Madrider Vertrag über Marokko von 1880 entgegen, nach de Deutschland gleichberechtigt Handel mit Marokko treiben darf. Dennoch steht die Reichsregierung der britisch-französischen Entente wohlwollend gegenüber, weil es hieri keine Provokation, sondern lediglich einen Interessenausgleich zwischen beiden Staate sieht. Bisher ist die Reichsregierung in ihrer Politik davon ausgegangen, die weltpolitischen Interessengegensätze zwischen Großbritannien und Frankreich sowi zwischen Großbritannien und Rußland seien so unüberwindlich, daß das Deutsche Reic jederzeit seinen jeweiligen tagespolitischen Interessen entsprechned die Akzente seine Handelns einmal in Richtung Großbritanniens, einmal in Richtung Rußlands stärker setze könne. Durch den Abschluß dieses Abkommens allerdings besteht die Gefahr, da Großbritannien im Begriff ist, ganz in das Lager der Feinde Deutschland überzuwechseln Tatsächlich plant Frankreich aber die Errichtung eines Protektorats, wodurch der deutsch Handel und Besitz in Marokko gefährdet würde. Dieser "friedliche Durchdringung" des Landes will die Reichsregierung begegnen. So landet Kaiser Wilhel II., von Reichskanzler Bernhard Fürst von Bülow zur Demonstration deutscher Stärk gedrängt, demonstrativ mit der Kaiseryacht in Tanger und stattet Sultan Abd al-Aziz, mi dem ein Handelsvertrag besteht, einen Besuch ab. Ungeachtet der Gefahr eines Bruches mi dem Deutschen Reich setzt Frankreich seine Marokko-Politik fort. Doch Deutschland bleib unnachgiebig und fordert gemeinsam mit dem Sultan eine internationale Konferenz übe Marokko, auf der Frankreich in sein Schranken gewiesen werden soll.

In Paris befürchtet man, Deutschland sei zum Krieg entschlossen und könnte die günstige Situation ausnutzen, da Rußland – Frankreichs östlicher Bündnispartne – zu dieser Zeit im Pazifik in einen Krieg mit Japan verwickelt ist. Französisch Versuche, sich mit Deutschland über einen Interessenausgleich zu arrangieren, scheitern und der Reichskanzler setzt eine internationale Konferenz durch.

Unter dem Vorsitz Spaniens findet im April des Folgejahres in Algeciras eine Konferen statt, auf der die Stellung Marokkos gegenüber den europäischen Mächten geklärt wird Deutschland, das sich weitgehend isoliert sieht, muß eine schwere diplomatisch Niederlage hinnehmen. Erst nach schleppenden Verhandlungen kommt eine Einigung zustande Die Teilnehmerstaaten kommen überein, die Souveränität des Sultans nicht anzutasten die Freiheit des Handels und die Gleichberechtigung aller Mächte anzuerkennen sowi Frankreich eine Vorrangstellung bei der Einrichtung einer marokkanischen Ban zuzugestehen. Damit ist die Gefahr eines europäischen Krieges um Marokko bei Anerkennun einer Vormachtstellung Frankreichs vorerst gebannt. Doch auch nach der Unterzeichnung de Algeciras-Akte bleibt die innere Lage Marokkos weiter unsicher. Kaiser Wilhelm II. is davon überzeugt, daß ohne einen Krieg mit Frankreich dessen Vordringen in Marokko nich aufzuhalten ist. Er drängt auf eine rasche Erledigung der "elende Marokkoaffaire". Diese erfolgt allerdings auf diplomatischem Wege. Am 9. Februar 190 schließen beide Staaten ein Abkommen, in dem das Deutsche Reich die Vorrangstellun Frankreichs akzeptiert und Frankreich wieder wirtschaftliche Gleichstellung Deutschland anerkennt.

Trotzdem sieht sich die Reichsregierung bei der Wahrnehmung ihrer Interessen weiterhi durch Frankreich behindert. Als französische Truppen, durch innere Unruhen veranlaßt, in Mai 1911 die marokkanische Hafenstadt Fez besetzen, ist ein neuer Höhepunkt de Auseinandersetzung um Marokko erreicht. Jetzt demonstriert das Deutsche Reic militärische Stärke. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Alfred vo Kiderlen-Wächter, verlangt für einen zukünftigen Interessenverzicht Deutschlands au Marokko von Frankreich das französische Kongogebiet. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, entsendet die Kaiserliche Marine am 1. Juli das Kanonenboot "Panther" zum marokkanischen Festungshafen Agadir. Frankreich, das sich der Unterstützung durc Großbritannien sicher sein kann, lehnt die Abtretung des gesamten Kongogebietes ab, mach aber territoriale Zugeständnisse. In dem Abkommen vom 4. November 1911 erkenn Deutschland das französische Protektorat über das nordafrikanische Sultanat an. Zu Entschädigung tritt Frankreich Gebiete von Französisch Kongo mit rund einer Millio Einwohnern an Deutschland ab, das damit seine Kolonie Deutsch-Kamerun im Süden und Oste um mehr als die Hälfte vergrößert.

Allerdings handelt es sich bei den hinzugekommenen Gebieten hauptsächlich u Sumpfland, in dem die Schlafkrankheit herrscht. Dies führt zu heftigen innenpolitische Protesten. Alldeutsche, Konservative und Neoliberale kritisieren das Abkommen, durch da dem Deutschen Reich lediglich wertlose und rohstoffarme Gebiete zugefallen seien. Auch die Sozialdemokraten schließen sich diesem Standpunkt an. Bei seiner Regierungserklärung a 9. November wird Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg mit Kritik überschüttet Ihm wird vorgeworfen, eine schwächliche Haltung gezeigt und "gekniffen" zu haben. Er muß sich sogar fragen lassen, wozu die ungeheuren Steuerlasten für Heer un Marine aufgebracht werden mußten, wenn die Reichsregierung von vornherein mit de Prämisse eines "Friedens um jeden Preis" an internationale Verträg heranginge. Die Kriegsgefahr in Marokko allerdings ist vorüber.

 
     
     
 
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