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Wie eine Bombe schlug der erste Band des Schwarzbuches des Kommunismus seinerzeit in die geschichtsverdrängende, schwindende Gemeinde der ideologiegläubigen orthodoxen Kommunisten und ihren westlichen Imitatoren ein. Man reagierte empört und sofort mit Denkverboten und "political correctness " auf das Werk und seinen Herausgeber.
Stephane Courtois hielt mutig und unerschrocken dagegen, obwohl ihm die militante Linke empfahl vom Eiffelturm zu springen. Er erinnerte nämlich daran, daß der Kommunismus, wo immer er zur Macht kam mit Terror und Tod reagierte und 20 Millionen Menschenleben weltweit auf dem Gewissen hat. Stellvertretend wird hier das rumänische Umerziehungslager Pitesti geschildert, in dem die "securitate" akkurat nach den Theorien des sowjetischen Pädagogen und Soziologen Makarenko verfuhr. In vier Phasen der Umerziehung, der äußeren und inneren "Demaskierung" mußte der Gefangene seine Loyalität gegenüber der Partei zu Beweis stellen. Das bedeutete, daß vorzugsweise Freunde gegeneinander gehetzt wurden und sich gegenseitig schlagen und foltern mußten, bis das Fleisch in blutigen Fetzen hing.
Courtois untersucht in seinem zweiten Band "Das Schwarzbuch des Kommunismus 2 - Das schwere Erbe der Ideologie" die Herrschaft des Kommunismus in Griechenland, dem Balkan, Italien und Rumänien und geht auf Spurensuche nach der rezeptiven Resonanz seines ersten Bandes. Diese Resonanz war allerorten gewaltig. Überall war die erste Auflage seines Schwarzbuches vergriffen. Courtois hält unverdrossen gegen den politischen Zeitgeist, daß Erkennen mit Vergleichen beginnt. Für Historiker wie Juristen bleibt Mord Mord auch wenn man ihn im einen Falle dem Guten und geschichtlich Notwendigen subsummiert. Es ist auch daran zu erinnern, daß Buchenwald zu erst von Braunen und dann sukzessive von Roten betrieben wurde. Courtois ist auch bereit die Interpretation Ernst Noltes zu übernehmen, daß Hitler durch die Kenntnis des roten Terrors erst zu seinen Taten motiviert wurde. Die FAZ kommt in der Besprechung dieses Buches sogar zur Fragestellung, ob das Böse im Menschen nicht vielleicht die Verheißung einer gerechten Welt nur als Vorwand für das Ausleben einer sadistischen Veranlagung nutzt.
Dies Buch sollte als Pflichtlektüre wider das Vergessen in der Oberstufe aller humanistischen Gymnasien gelesen werden. Holger von Dobeneck
Stephane Courtois: "Das Schwarzbuch des Kommunismus 2 - Das schwere Erbe der Ideologie", Piper, München 2004, geb., 541 Seiten, 24,90 Euro |
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