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Als die Anti-Wehrmacht-Ausstellung des Jan Philipp Reemtsma am vergangenen Sonntag in Neumünster nach sechswöchiger Dauer ihre Pforten schloß, da war es allen klar: Bedribbelt mußten die Verantwortlichen eingestehen, daß sie eine Pleite war. Statt der erwarteten und fest einkalkulierten mindestens 20.000 zahlenden Besucher war mit Mühe und Not gerade mal die Hälfte erschienen, nämlich knapp 10.000. Und von ihnen war die Mehrheit keineswegs aus eigenem Antrieb gekommen. 5.856 Schülerinnen und Schüler mußten unter der Aufsicht ihrer Lehrer durch die Räume geschleust werden, belehrt von Studenten der Kieler Uni, die gegen ein Honorar von 23 Euro pro Gruppe den Kindern weismachen mußten, daß ihre Großväter in der Wehrmacht vermutlich Verbrecher waren. Knapp 4.200 Besucher waren also in sechs Wochen freiwillig gekommen, und das bedeutet einen deutlichen Flop.
Nun sitzt die Stadt Neumünster da mit ihren Schulden. Wie viele es sind, das muß noch errechnet werden. Im Vorfeld stellte sie Reemtsma und seinen Propagandisten 50.000 Euro aus Steuermitteln zur Verfügung, rechnete erhoffte Spenden hinzu sowie die Gebühren, die möglichst viele Besucher zu berappen hätten, wenn sie die von der Stadt aufgestellten öffentlichen Toilette n benutzten, um dann zu dem Schluß zu gelangen, die Stadt Neumünster (derzeitiger Schuldenstand: rund 125 Millionen Euro) werde keinen Verlust erleiden, wenn wenigstens 20.000 zahlende Besucher erschienen. Das war ein Schlag ins Wasser. Und ob die Benutzung der städtischen Toiletten ausreichend viele Euros eingebracht hat, um das Defizit zu decken, darf man bezweifeln.
Schon zur Halbzeit ließ die Bilanz Schlimmes befürchten. Gerade einmal 3.800 Neumünsteraner hatten bis dahin die Ausstellung besucht, davon die meisten in geschlossenen Gruppen. Die Veranstalter wandten sich daraufhin an die Schulen und forderten Schulleiter und Lehrer auf, nunmehr die Schüler klassenweise in die Ausstellung zu führen. Aber auch das machte den Kohl nicht fett.
Dabei wurde die Ausstellung wieder unkritisch von den beiden örtlichen Tageszeitungen, dem "Holsteinischen Courier" (eine Zeitung des sh-Zeitungsverlages Flensburg) und den Kieler Nachrichten sowie vom Norddeutschen Rundfunk fördernd begleitet. In der evangelischen Kirche wurde ebenso Propaganda gemacht wie in den Gewerkschaften und natürlich in allen linken und linksradikalen Organisationen.
Aber auch die Begleitprogramme litten unter der Interesselosigkeit der Schleswig-Holsteiner. Als die Bundesvorsitzende der Grünen, Angelika Beer - sie war die Anstifterin, als es darum ging, die Ausstellung nach Neumünster zu holen - über den Verteidigungsauftrag der Bundeswehr mit einem ehemaligen SPD-Abgeordneten und zwei linken Politologen diskutierte, waren nicht einmal die aufgestellten 36 Stühle alle besetzt. Als ein Geschichtsprofessor der Kieler Universität, Karl Heinrich Pohl, der im Sommersemester die Studenten im Auftrage Reemtsmas geschult hatte, damit sie den Schulkindern in politisch korrekter Weise die Ausstellung erklären konnten, einen Vortrag hielt, war der sowieso schon klein bemessene Saal nur zum Teil besetzt. So erging es nahezu allen Vorträgen, Diskussionsrunden, Kursen. Und die groß angekündigte Demonstration unter Mitwirkung des schleswig-holsteinischen Landtagspräsidenten Heinz-Werner Arens (SPD), der die alte Reemtsma-Ausstellung vor Jahren ins Kieler Landeshaus geholt hatte, und der Neumünsteraner Stadtpräsidentin Helga Hein (SPD) zog höchstens die gewaltbereiten Linksextremen an. Die Kieler Nachrichten klagten, die Demo sei ein "doch recht dünner Zug" gewesen. Ihr einziges Ergebnis: 92 gewalttätige Linksextreme wurden von der Polizei festgenommen.
Nun zieht die Ausstellung weiter und hinterläßt der Stadt Neumünster einen erheblichen Schuldenberg. Ob sich Angelika Beer, die der Stadt die Ausstellung eingebrockt hat, an der Deckung der Schulden beteiligt, dürfte unwahrscheinlich sein. Die Bürger haben offenbar begriffen, daß es sich bei der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" nicht um eine seriöse Aufarbeitung der Vergangenheit handelt, sondern um linksradikalen Tinnef und um die Marotte eines Millionärs, der allzu gern antifaschistischer Widerstandskämpfer gewesen wäre und nun statt dessen mit der Geschichte seiner einst mit dem Nationalsozialismus tief verstrickten Familie nicht fertig wird.
Nächste Station sollte eigentlich die Insel Rügen sein. Doch die Rüganer gaben Reemtsma einen Korb. Nun ist Schwäbisch Hall dran. Viel Vergnügen, Schwäbisch Hall! Dr. Hübner
"Stellt euch vor, es ist Ausstellung . . .": und frei nach Brecht gingen allzu viele nicht hin; so geriet Reemtsmas Wehrmacht-Diskriminierungs-Schau in Neumünster zum Finanz-Debakel. (Unser Bild zeigt Stadtpräsidentin Helga Hein und Ausstellungsleiter Peter Klein in hoffnungsvoller Erwartung zahlender Besucher.) Foto: Holsteinischer Courier |
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