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Diese Straße soll anders heißen!" Knallig stand es am 1. April als Hauptüberschrift auf der Ostholstein-Beilage der Kieler Nachrichten. Und darüber ein Foto, auf dem vier Jungengesichter, teils stolz, teils verlegen, in die Kamera des Pressefotografen gucken. Und einer der Jungs steht auf einer Leiter und befestigt gerade unter dem Straßenschild "Günther-Prien-Str." ein selbst gemaltes Plakat, auf dem in großen Buchstaben steht: "NS-KRIEGSVERBRECHER". Aus dem Artikel erfährt man, daß ein Verein namens "ProFAN" sich stark mache für die Umbenennung. Die jungen Leute "halten es für untragbar, daß Günther Prien durch die Benennung einer Straße nach ihm heute noch einen Heldenstatus zuteil wird", heißt es in dem Kieler-Nachrichten-Beitrag.
In den Gemeinden an den Ufern der Kieler Förde leben viele ehemalige Angehörige der Kriegsmarine. So auch in dem 5.877-Seelen-Ort Schönberg, knapp 20 Kilometer nordöstlich von Kiel, auch die "Hauptstadt der Probstei" genannt.
Die enge Beziehung zur Marine war wohl auch der Grund, warum man bei der Errichtung der Finnenhaus-Siedlung in den vierziger Jahres des vorigen Jahrhunderts eine Straße nach dem im Zweiten Weltkrieg populärsten deutschen U-Boot-Kommandanten Günther Prien benannte. Über 50 Jahre lang nahm niemand daran Anstoß. Warum auch? Der aus Thüringen stammende Günther Prien war sicherlich einer der besten und kühnsten deutschen U-Boot-Fahrer. Als er, 33jährig, zusammen mit seiner gesamten Besatzung in einer Geleitzugschlacht im Nordatlantik von einem britischen Zerstörer am 7. März 1941 versenkt wurde, hatte sein Boot in zehn Feindfahrten 31 feindliche Schiffe mit insgesamt 192.000 Bruttoregistertonnen auf den Meeresboden geschickt und acht weitere Schiffe beschädigt. Aber nicht nur das:
Am 14. Oktober 1939, knapp sechs Wochen nachdem Großbri-tannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt hatte, gelang es ihm, mit seinem Boot U 47 in den Hauptstützpunkt der britischen Kriegsflotte, in den Hafen von Scapa Flow, einer Bucht zwischen den südlichen Orkneyinseln, einzudringen, was niemand für möglich gehalten hatte, waren dort doch bereits im Ersten Weltkrieg bei einem ähnlichen Versuch zwei deutsche U-Boote mit Mann und Maus versenkt worden.
Prien und seine Männer schafften es, die zahlreichen Sperren und Bewachungsfahrzeuge zu umgehen. Mit einem Fächerschuß seiner Torpedos versenkte er das britische Schlachtschiff Royal Oak, das mit über 800 Mann Besatzung unterging, darunter der Befehlshaber des 2. Schlachtgeschwaders, Konteradmiral Blagrove. Mit viel seemännischem Können und einer Portion Glück entkam er den Verfolgern und meldete sich wenige Tage später unter dem Jubel ganz Deutschlands in Wilhelmshaven beim Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Raeder, und beim Führer der Unterseeboote, Kapitän zur See Dönitz, zurück.
Die Nachricht von diesem Erfolg lief um die ganze Welt. Der Erste Lord der britischen Admiralität erklärte im Kabinett, daß Scapa Flow als Flottenstützpunkt nicht mehr geeignet sei. Prien und seine Besatzung wurden nach Berlin in die Reichskanzlei eingeladen, wo dem Kommandanten als erstem Marineoffizier das Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz verliehen wurde.
In den folgenden Monaten bewies er, daß der Erfolg in Scapa Flow keine Einzeltat war. In Geleitzugsschlachten gelang es ihm, immer wieder Frachtschiffe, die Rüstungsgüter und andere kriegswichtige Ladung nach England bringen sollten, zu versenken, bis ihn im März 1941 beim Kampf gegen den durch Zerstörer stark gesicherten britischen Konvoi OB 293 im Nordatlantik das Schicksal ereilte. Sein Boot wurde vom Zerstörer HMS Wolverine versenkt. Niemand konnte gerettet werden. Wenige Tage darauf gingen auch die Boote der beiden anderen zu jener Zeit jedem Deutschen bekannten U-Boot-Kommandanten verloren, U 99 unter Kapitänleutnant Kretschmer, der mit fast seiner gesamten Mannschaft in Gefangenschaft geriet (und später bei der Bundeswehr Admiral wurde), sowie U 100 unter Kapitänleutnant Schepke, der mit den meisten seiner Männer fiel.
Niemand war bisher auf den Gedanken gekommen, Prien als "Kriegsverbrecher" zu bezeichnen, bis die antifaschistische Jugendgruppe "ProFAN" in Schönberg auf diese Schnapsidee kam. Es ist sicherlich kein Zufall, daß sich zur selben Zeit in Neumünster, nur 50 Kilometer von Schönberg entfernt, Reemtsmas Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" auftat, die den Besuchern suggeriert, die Wehrmacht sei eine verbrecherische Organisation gewesen. In Gesprächen mit Mitgliedern der Schönberger Vereinigung erfuhr man, daß etwa zehn Jungen zwischen 16 und 18 unter der Führung von zwei Älteren vor einem Jahr den eingetragenen Verein gegründet haben, um "antifaschistische Jugendarbeit" zu betreiben. "Kampf gegen Rechts" sehen sie als ihre Hauptaufgabe an, so etwa Rockkonzerte gegen die "Faschisten" in Schönberg. Auf die Frage, was sie veranlaßt hätte, sich mit einem U-Boot-Kommandanten aus dem Zweiten Weltkrieg zu befassen, verwiesen sie auf eine Veröffentlichung in den Kieler Nachrichten vom Januar dieses Jahres. Ein nach der Diktion des Artikels sicherlich weit links stehender Redakteur hatte damals seinen Schnabel an dem Straßennamen "Günther-Prien-Str." gewetzt. In der bekannten Mischung aus Häme, mangelhaftem Wissen und ironischen Bemerkungen amüsierte sich der Verfasser darüber, daß Prien damals als "Kriegsheld" (natürlich in Anführungszeichen gesetzt) galt. Er beschuldigte ihn, der "Mythos" seines Angriffs auf den britischen Kriegshafen habe "die späteren Kriegsopfer gefügig gemacht".
Die Jungen aus Schönberg witterten offenbar eine Möglichkeit, sich ins rechte - oder besser: linke - Licht zu setzen, und befragten das Internet nach der ihnen bis dahin unbekannten Person. Dort fanden sie unter http:/www.uboat.net/ men/prien.htm eine englischsprachige Homepage über "Top U-boat Aces", die - wie man es bei deutschen Seiten kaum erwarten kann - fair über die Erfolge des deutschen Marineoffiziers berichtet; sein Eindringen in den britischen Kriegshafen wird als "geradezu unglaublich" gerühmt.
Auf die Frage, warum denn nun Günther Prien in den Augen der jungen Schönberger ein "NS-Kriegsverbrecher" gewesen sein soll, bekam man die entwaffnende Antwort, er habe Schiffe versenkt. Auf den Einwand, das sei in einem Krieg nicht ungewöhnlich, und zwar auf beiden Seiten, wußte einer der Jungs zu berichten, Prien habe ja auch Handelsschiffe versenkt, und dabei seien viele Zivilisten ertrunken. Das eben seien "NS-Kriegsverbrechen".
Die Gespräche ergaben, daß bei den jungen Antifaschisten keinerlei zusammenhängende Kenntnisse über den Zweiten Weltkrieg vorhanden waren, geschweige denn über den Seekrieg. Sie waren und sind Opfer des heutigen Geschichtsunterrichts und der permanenten Diffamierung der deutschen Soldaten. Fest überzeugt sind sie, daß es nichts wichtigeres gibt, als gegen "Rechte" und "Faschisten" zu kämpfen. Der Bürgermeister von Schönberg, danach gefragt, ob es denn in dem Ort so viele "Faschisten" gebe, wußte niemanden zu nennen.
So blieb zurück der trostlose Eindruck von unwissenden Jugendlichen, die irgendwo eine Aufgabe suchten und dabei dank fehlenden Wissens linken Rattenfängern in die Arme gelaufen sind. Sie begriffen auch nicht, daß es eine Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener ist, einen untadeligen gefallenen deutschen Marineoffizier einen "Kriegsverbrecher" zu nennen. Für sie ist offenbar jeder, der auf deutscher Seite Soldat war, ein "NS-Kriegsverbrecher". n
Im Visier der Antifa: Ritterkreuzträger Günther Prien galt jahrzehntelang bei Freund und Feind als untadeliger Soldat - bis ihn jugendliche Antifaschisten jetzt als "NS-Kriegsverbrecher" entlarvten. |
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