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Russische Militärs und Angehörige des Fallschirm-Panzer-Korps der Deutschen Wehrmacht gingen zu mittäglicher Stunde in Achtungsstellung: Nach über 55 Jahren hallten in Trakehnen zum ersten Mal wieder Salutschüsse, abgegeben von russischen Soldaten. Die militärische Ehrenbezeugung galt in Ostdeutschland zum Kriegsende hin gefallenen russischen und deutschen Soldaten, die in Trakehnen und in der Umgebung ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten.
Unter der Leitung von Prof. Hans Bliss, Vorsitzender des Verbandes deutscher Fallschirmjäger, eines russischen Obristen sowie des für diese Region zuständigen Landrats hatte sich diese Initiative für eine würdige Gedenkstätte nach langwierigen Vorbereitungen zu dieser bislang einzigartigen Gedenkveranstaltung zusammengefunden. Der in jeder Hinsicht ebenso würdige wie reibungsfreie Ablauf dieses Treffens ließ für Außenstehende kaum den immensen organisatorischen Aufwand vorab erkennbar werden: Terminliche Planungen mußten mit politischen Erwägungen zur Deckung gebracht werden, finanzielle mit technischen.
Die hintergründige Triebkraft für dieses Treffen galt dabei nicht nur dem ehrenden Gedenken für die Opfer des Krieges und der Vertreibung, sondern insbesondere auch der weiterführenden Aussicht auf Verbesserung des deutsch-russischen Verhältnisses, wie es Hans Bliss in seiner Ansprache unter deutlicher Anspielung auf gedeihliche geschichtliche Epochen unserer beiden Völker ausführte.
Bereits unmittelbar zuvor war auf dem sieben Kilometer von Trakehnen entfernt liegenden deutsch-russischen Soldatenfriedhof mit den Toten von 1914 bis 1918 in Matschkehmen die russische Antwort erfolgt. Sie kam aus dem Munde einer über achtzigjährigen russischen Ärztin, die angesichts der immer schwierigeren Weltlage die frühe deutsch-russische Gemeinsamkeit als Grundlage für eine konstruktive Zukunft beschwor.
Die offizielle Gedenkveranstaltung in Trakehnen endete mit dem Intonieren der deutschen und der russischen Nationalhymne durch eine russische Militärkapelle, nachdem zuvor bereits "Ich hatt einen Kameraden ..." gespielt worden war.
Anders als in Trakehnen, wo die Veranstaltung auf private Initiativen zurückzuführen war, stand die Einweihung der Kriegsgräberstätte an der Nordmole von Pillau in der Verantwortung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Neben über 200 Angehörigen aus der Bundesrepublik waren auch Repräsentanten der örtlichen Gebiets- und Stadtverwaltung von Pillau zugegen, die für die Anlage des rund zweieinhalb Hektar großen Geländes die Genehmigung erteilt hatten.
Der Friedhof war in seinen Anfängen bereits im Januar 1945 für zivile Kriegstote und in den Lazaretten verstorbene deutsche Soldaten angelegt worden. Die amtliche Belegungsliste der deutschen Behörden wies damals über 7400 Namen auf, darunter auch Franzosen, Ungarn, Holländer, Rumänen und Tschechen. Mit der Erweiterung und der Neugestaltung der Kriegsgräberstätte wurden auch etwa 3000 Tote aus der näheren Umgebung von Königsberg umgebettet, darunter auch 204 Passagiere des Flüchtlingsschiffes "Wilhelm Gustloff", das 1945 von sowjetischen Torpedobooten vermutlich nach Hinweisen von norwegischer Seite versenkt worden war.
Der deutsche Botschafter Ernst-Jörg v. Studnitz, der eigens von Moskau ins ostdeutsche Pillau gekommen war, bezeichnete den Anlaß und den Augenblick der Einweihung in seinem taktvoll angemessenen Grußwort als "eine schmerzliche Stunde", die nicht ohne Verpflichtung für die beiderseitige Zukunft bleiben dürfe, während die Gedenkansprache des Präsidenten des Brandenburgischen Landtages, Herbert Knoblich, in mitunter unangenehm berührender Weise den ostpreußisch-deutschen Hintergrund aussparte und zugleich eine tiefe Reverenz vor dem Zeitgeist einschloß. Peter Fischer
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